Kölner Meisterwerk von Rubens wird untersucht

"Die Kreuzigung Petri" unter der Lupe

Restauratoren untersuchen das Gemälde "Kreuzigung Petri" von Peter Paul Rubens in der Kölner Kirche Sankt Peter. Damit soll geklärt werden, ob und in welchem Umfang Konservierungsmaßnahmen durchgeführt werden müssen.

Autor/in:
Birgitt Schippers
Das Gemälde "Kreuzigung Petri" von Peter Paul Rubens in der Kölner Kirche Sankt Peter / © Vanessa Lange (LVR)
Das Gemälde "Kreuzigung Petri" von Peter Paul Rubens in der Kölner Kirche Sankt Peter / © Vanessa Lange ( LVR )

Es ist wohl das letzte und persönlichste Gemälde, das der weltberühmte Barockmaler Peter Paul Rubens (1577-1640) vor seinem Tod 1640 gemalt hat. Schonungslos führt er bildgewaltig vor Augen, wie Petrus von fünf römischen Schergen mit gnadenloser Brutalität kopfunter ans Kreuz genagelt wird. Dieses barocke, vom Geist der Gegenreformation geprägte Bild war mit seiner innovativen Bildkonzeption im damals noch sehr mittelalterlich geprägten Köln so etwas wie eine ästhetische Sensation.

Eine Auftragsarbeit der Kölner Familie Jabach

Gerne hat Rubens, der als europaweit berühmtester Maler in den Niederlanden lebte, den Auftrag der wohlhabenden Kölner Kaufmannsfamilie angenommen, ein Altarbild mit einer Petrusszene für die Kölner Pfarrkirche St. Peter zu malen. Sie war die Pfarrkirche seiner Kindheit, wo später auch sein Vater beerdigt worden ist. Rubens selbst wählte das Motiv "Die Kreuzigung Petri", das er erst kurz vor seinem Tod vollendet hat. In diesem Bild zeigt sich sein malerisches Können in Vollendung. Er selbst bezeichnet es in Briefen als eines seiner besten.

Herausforderung für Restauratoren

Seit 1642 hängt dieses berühmte Gemälde im romanischen Kirchenraum von St. Peter. "Es ist eines der wenigen Bilder, das noch an dem Ort ist, für das es gemalt worden ist", sagt Jesuitenpater Dr. Stephan Kessler von der Kunststation St. Peter, "denn die meisten Rubens-Gemälde werden in den großen Museen und Sammlungen der Welt aufbewahrt." Im Kirchenraum herrschen aber andere klimatische Bedingungen als in einem Museum, denn es ist den jahreszeitlich bedingten Temperaturunterschieden unterworfen. Um unnötigen Klimastress und die Transportrisiken zu vermeiden, entschieden sich die Restauratoren, das Gemälde im Kirchenraum und nicht in einer externen Werkstatt nach möglichen Schäden zu untersuchen.

Abgesehen vom natürlichen Alterungsprozess könnten zwei historische Ereignisse das Rubens-Bild in Mitleidenschaft gezogen haben. Während der französischen Besatzung durch Napoleons Truppen wurde "Die Kreuzigung Petri" in den Louvre transportiert und kam erst 1815 wieder zurück nach St. Peter. Mikroschäden könnten auch durch die Evakuierung des Gemäldes nach Bamberg während des Zweiten Weltkrieges entstanden sein.

Schadensbegutachtung im Kirchenraum

Das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland hat bereits am Gemälde in der Kirche eine Untersuchung mit UV-Strahlung vorgenommen. "Anhand dieser UV-Aufnahmen können wir jetzt schon sagen: wir haben keine gleichmäßige Schutzschicht auf dem Gemälde", so Dipl.-Restaurator Marc Peetz, der das Projekt beratend begleitet. Um auch tiefere Schichten im Gemälde zu untersuchen, werden vom Gerüst vor dem Gemälde aus Infrarot-Strahlen eingesetzt. Sie sollen mögliche Ergänzungen oder Retouschen, die am Original-Rubensgemälde vorgenommen wurden, aufzeigen. "Das ist auch für Kunsthistoriker wichtig, wenn ich ihm sagen kann, da ist ein Finger, der ist nicht von Rubens", erläutert Peetz.

Für die letzte große Untersuchung wird das Gemälde im Laufe des Oktobers abgehängt und hoch auf die Empore von St. Peter transportiert. Mit Hilfe von digitalen Röntgenstrahlen wollen die Restauratoren möglichen Schäden bis in den tiefsten Schichten auf die Spur kommen. Für diese aufwändige und anspruchsvolle Untersuchung werden auch internationale Experten hinzugezogen.

Gelegenheit für das Publikum

Bis Ende des Jahres sollen diese Untersuchungen abgeschlossen sein. Dann muss entschieden werden, ob eine Konservierung im Kirchenraum möglich ist, oder eine aufwändigere Restaurierung außerhalb der Kirche notwendig wird. Bis dahin soll im Rahmen von besonderen Werkgeprächen auch dem Publikum die Gelegenheit gegeben werden, den Untersuchungsprozess in Augenschein zu nehmen.

Das Erzbistum Köln unterstützt die Voruntersuchungen mit 31.500 EUR. Die Denkmalpflege des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützt dieses Projekt mit knapp 11.000 EUR.


Von links nach rechts: Marc Peez (ltd. Restaurator am LVR-Amt für Denkmalpflege), Dr. Guido Schlimbach (Kunststation Sankt Peter), Dr. Anna Pawlik (Kunsthistorikerin im Erzbistum Köln), Pater Dr. Stephan Kessler (Pfarrer von St. Peter) / © Vanessa Lange (LVR)
Von links nach rechts: Marc Peez (ltd. Restaurator am LVR-Amt für Denkmalpflege), Dr. Guido Schlimbach (Kunststation Sankt Peter), Dr. Anna Pawlik (Kunsthistorikerin im Erzbistum Köln), Pater Dr. Stephan Kessler (Pfarrer von St. Peter) / © Vanessa Lange ( LVR )
Quelle:
DR
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