Inklusives Turnier "kirche.kickt" kennt keine Verlierer

"Niemand geht ohne Anerkennung nach Hause"

35 Mannschaften haben sich zum inklusiven kirchlichen Fußballturnier in Köln-Junkersdorf angemeldet. Damit es nicht unfair wird, wird nach den so genannten "Unified Regeln" gespielt. Was hat es damit auf sich?

Fußball spielen verbindet / © Gelnar Tavador (shutterstock)
Fußball spielen verbindet / © Gelnar Tavador ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Was für Teams erleben wir am Sonntag bei kirche.kickt?

Volker Lemken (Geschäftsführer des Diözesanverbandes Köln im DJK Sportverband): Zuallererst die Mädchenmannschaften, die auch mit dabei sein werden. Das ist im Fußball leider immer noch keine Selbstverständlichkeit. Wir erleben Kinder- und Jugendmannschaften in der Altersklasse von acht bis 27 Jahren. Dazu inklusive Teams mit Menschen mit und ohne Handicap.

DOMRADIO.DE: Das Turnier gibt es diesmal im kleineren Rahmen. Die Stadionwiesen am RheinEnergieStadion stehen in diesem Jahr nicht zur Verfügung – stattdessen wird in Junkersdorf gekickt. Wie wird denn der Ablauf sein?

Lemken: Der Ablauf wird so sein, wie man es von einem Fußballturnier gewohnt ist. Alle treffen sich morgens um halb zehn. Dann wird nach einem Spielplan ermittelt, wer an diesem Tag der Leistungsstärkste ist. Das geht von morgens bis in den frühen Nachmittag hinein, unterbrochen von einer Mittagspause mit einem ganz besonderen Input, einem Mittagsimpuls. Wir feiern keine Heilige Messe, sondern wir nehmen die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus allen Nationen, allen Religionen und kulturellen Hintergründen mit. Wir kommen zusammen und halten einen geistlichen Impuls, der durchaus auch fußballergerecht ist.

DOMRADIO.DE: Das ist ein kirchlicher Mehrwert - aber nicht nur das. Sie haben ja die inklusiven Teams schon angesprochen: Die Mannschaften, in denen Menschen mit und ohne Behinderung zusammenspielen. Wie sehr profitieren junge Menschen mit Handicap von dieser Teamkonstellation?

Lemken: Lassen Sie es mich umgekehrt sagen: Wie sehr profitieren Menschen ohne ein Handicap davon, dass sie mit Menschen mit Handicap gemeinsam spielen? Es ist ein gegenseitiges Lernen und Erfahren. Wir haben festgestellt, dass diejenigen, die den Umgang mit Menschen mit Einschränkungen nicht tagtäglich haben, sogar mehr davon profitieren als umgekehrt. Denn die vermeintliche Andersartigkeit entpuppt sich schnell als: "Ach, du hast was, ich hab was und das tut uns beiden nicht weh. Es macht uns gemeinsam Spaß, miteinander Fußball zu spielen."

DOMRADIO.DE: Gespielt wird nach den "Unified Regeln" der Special Olympics. Was ist das besondere daran?

Lemken: Die "Unified Regeln" sind gedacht dafür, dass große Leistungsunterschiede in einem Spiel nicht so sehr zum Tragen kommen. Wenn man überstarke Mannschaften gegen besonders schwache spielen lässt, dann kommen zweistellige Ergebnisse raus, die einen frustrieren, weil sie abgeschossen werden.

Die anderen macht es auch nicht glücklich, weil es eben keine echte Leistung ist, die sie erbringen müssen. Die Regeln sagen: Ab einem Abstand von drei Toren macht der Stärkere davon Gebrauch, dass er einen Spieler vom Platz nimmt oder der Schwächere davon, dass er einen Spieler zusätzlich einsetzt, bis die Gleichheit annähernd wiederhergestellt ist.

DOMRADIO.DE: Fairness und Teamgeist will kirche.kickt also in den Fokus rücken. Das Miteinander fördern, nicht das Gegeneinander. Trotzdem wird es am Ende einen Sieger geben und ein Verlierer?

Lemken: Alle werden Sieger sein. Es wird auch für alle Pokale geben. Es gibt natürlich für die drei Erstplatzierten in den verschiedenen Altersklassen abgestufte Pokalgrößen. Aber niemand geht ohne ein Ballgeschenk des Diözesanrates nach Hause. Niemand geht ohne eine Anerkennung nach Hause, niemand ohne eine Urkunde oder einen kleinen Pokal – das ist selbstverständlich. Da wollen wir ganz bewusst ein Zeichen setzen und nicht nur die Leistung in den Vordergrund stellen.

Das Interview führte Carsten Döpp.

 

Quelle:
DR