Kardinal Woelki über Religion und Humor

"Die katholische Perspektive auf das Lachen"

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki sieht zwischen Religion, Kirche und Humor viele Verbindungen. So wundere es ihn auch nicht, dass der Karnevalsgottesdienst im Kölner Dom besser besucht sei als die Christmette an Heiligabend.

Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )

Das sagte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki am Dienstagabend in Köln bei einem Vortrag zu "Religion und Humor - die katholische Perspektive auf das Lachen". Der Kölner Erzbischof sprach im Rahmen des Jacques-Offenbach-Festivals zum 200. Geburtstag des Kölner Komponisten.

Lachen in der Kirche war nur an Ostern erlaubt

Der Kardinal hob hervor, dass Menschen die einzigen Wesen seien, die lachen könnten. Wissenschaftlich gesehen sei es eine "unwillkürliche Körperreaktion", die keiner Gefühlslage zugeordnet werden könne, wobei es verschiedene Ursachen für das Lachen gebe. Beim ersten Lachen zum Beispiel, von dem in der Bibel die Rede sei, lache Abraham Gott aus, als dieser ihm verkündet, er werde im hohen Alter noch einmal Vater werden.

Woelki erwähnte auch das Mittelalter, in dem das Lachen häufig als "leichtfertig, lustorientiert und nicht gottesfürchtig" gegolten habe. Lachen in der Kirche sei nur an Ostern erlaubt gewesen, als es traditionsgemäß die Pflicht des Geistlichen gewesen sei, Witze zu erzählen. Mit diesem Osterlachen hätten die Menschen gefeiert, dass "der Tod sich verzockt" habe, da sie die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod hatten.

In dem Zusammenhang kritisierte der Kardinal, dass Ostern heute für viele Menschen weniger christlich, als eher "jahreszeitlich dekorativ" begangen werde: "Wir kaufen uns in jeder Saison ein vermeintlich neues Leben, dabei ist uns dieses Leben schon längst und auf ewig geschenkt - von Gott."

Echter und guter Humor ein gesunder Zwischenweg

Kritisch bewertete Woelki auch eine oft übermäßige Nutzung von Smilies. Diese oft lachenden Emoticons würden von manchen Menschen so häufig verwendet, dass ihr Fehlen in einer Kurznachricht bereits Anlass zur Sorge gebe. Die beim Lachen geschlossenen Augen des klassischen Smilies könnten zudem darauf schließen lassen, dass der Lachende die Welt ausschließe.

Echten und guten Humor bezeichnete der Kölner Erzbischof als gesunden Zwischenweg zwischen bitterem Sarkasmus und leerer Heiterkeit. Auch Jacques Offenbach sei ein Mensch gewesen, der die Welt mit wachen Augen gesehen habe, jedoch nicht daran verzweifelt sei, sondern Werke komponiert habe, die die Welt bis heute begeisterten.


Kardinal Woelki (DR)
Kardinal Woelki / ( DR )
Quelle:
KNA