Pfadfinderschaft Sankt Georg feiert seinen Heiligen

Gegen die Drachen von heute kämpfen

Der Heilige Georg wird als Märtyrer verehrt und soll einen Drachen besiegt haben. Die Pfadfinder sind mit ihm verbunden: Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg hat rund 95.000 Mitglieder und ist damit der größte katholische Pfadfinderverband.

 (DR)

DOMRADIO.DE: Das, was wir über den Heiligen Georg wissen, klingt eher nach Märchen. Haben Sie ein paar mehr Infos über diesen Mann?

Anne Segbers (Pfadfinderstamm Phoenix, Altstadt Bonn, und tätig in der "AG Spiritualität" der Pfadfinder im Erzbistum Köln): Tatsächlich bewegt es sich beim Heiligen Georg vieles im Märchenhaften. Er soll ein Märtyrer gewesen sein, ein römischer Soldat im dritten oder vierten Jahrhundert, und für seinen Glauben gestorben sein. Die Drachentöter-Legende ist tatsächlich erst im Mittelalter aufgekommen.

DOMRADIO.DE: Spielt der Heilige Georg für die Pfadfinder heute noch eine Rolle?

Segbers: Ja, auf jeden Fall! Dadurch, dass er natürlich in unserem Namen vorkommt, ist er immer präsent, auch für die Kinder und Jugendlichen, weil das natürlich überall draufsteht. Ich habe aber auch das Gefühl, dass er ganz oft noch im Stammesalltag eine große Rolle spielt. Der Georgtag wird von vielen Stämmen auch mit einem Gottesdienst gefeiert oder mit einem Stammestag, bei dem alle zusammenkommen und irgendwas zusammen machen. Dieser Gedanke, der hinter dem Heiligen Georg steckt, dass man sich für andere einsetzt und das Böse besiegt, das ist sicher etwas, das für die Pfadfinder auch ganz wichtig ist.

DOMRADIO.DE: Also für den einen oder anderen auch noch ein Vorbild?

Segbers: Ja! Das glaube ich auch, gerade für die Kinder, für die Jüngeren bei den Pfadfindern, ist das sicher ein tolles Vorbild.

DOMRADIO.DE: Jetzt waren Sie lange Leiterin. Kam es mal vor, dass da so ein kleiner Wölfling zu ihnen gekommen ist und gesagt hat: Wer ist eigentlich dieser Heilige Georg, den ich da irgendwie auf der Brust mit mir herumtrage?

Segbers: Genau! Das fragen die Kinder schon, gerade wenn die bei uns neu anfangen. Und auch die Eltern fragen: Wer ist denn dieser Heilige Georg? Warum heißt Ihr so? Das ist schon ein Thema, weil viele auch das Logo zum Beispiel verwenden, wie der eben den Drachen vom Pferd aus erstickt. Das haben ganz viele in ihrem Wappen oder irgendwo an ihren Gruppenräumen hängen.

DOMRADIO.DE: Die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) wird dieses Jahr 90 Jahre alt. Verstaubt ist der Laden aber noch nicht. Was schätzen Sie denn an Ihrem Verband?

Segbers: Nein, das kann man wirklich nicht sagen. Wir haben immer mehr Mitglieder. Man merkt es, dass das Pfadfindersein eigentlich immer noch für viele Kinder und Jugendliche interessant ist und für mich ist eigentlich attraktiv zu sehen, wie die Pfadfinder es schaffen, den Gedanken des Heiligen Georg auch in die heutige Zeit zu übertragen. Es gab bei uns ein Projekt, da ging es darum, gegen die Drachen der heutigen Zeit zu kämpfen. Da ging es darum, sich gegen Alltagsrassismus einzusetzen und auch gegen Thesen der AfD aufzustehen. Und das finde ich eigentlich sehr schön, wie die Legende des Heiligen Georg auch heute noch weiterlebt.

DOMRADIO.DE: Heilige und damit auch der Sankt Georg waren und sind für einige Menschen Vorbilder. Sie haben jetzt gesagt, diese Legende lebt weiter. Gibt es denn in der katholischen Jugend heute noch einen Georg, so eine Art Vorbild?

Segbers: Ich glaube, dass für viele Kinder und Jugendliche da die Leiterinnen und Leiter Vorbilder sind und dass viele Leiterinnen und Leiter sich auch sehr viele Gedanken darüber machen, wie sie Vorbild für ihre Gruppenkinder sein können. Und das finde ich eigentlich einen ganz schönen Gedanken.

Das Interview führte Jann-Jakob Loos.


Anne Segbers (DR)
Anne Segbers / ( DR )
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