Taufzulassungsfeier mit Kardinal Woelki in St. Aposteln

Antwort geben auf den Ruf Gottes

Für einen Neuanfang als Christ ist es nie zu spät. Das zeigten jetzt 60 erwachsene Taufbewerber, die in einem Gottesdienst mit Erzbischof Kardinal Woelki begründeten, warum ihnen die Entscheidung für ein Leben mit Gott so wichtig ist.

Kollie Mohamed aus Liberia lebt jetzt in Gummersbach und will sich mit der ganzen Familie taufen lassen. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Kollie Mohamed aus Liberia lebt jetzt in Gummersbach und will sich mit der ganzen Familie taufen lassen. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Kinder verändern die eigene Weltanschauung. Deshalb will ich mich taufen lassen", begründet eine junge Mutter in der ersten Reihe ihre Entscheidung. "Weil ich durch meine Frau zum Glauben gefunden habe", bekennt ein etwa 40-jähriger Mann hinter ihr. "Ich freue mich darauf, einer Gemeinschaft anzugehören", sagt ein afghanischer Teenager. "Ich wünsche mir, dass meine Kinder in einer Kirchengemeinde groß werden und diese als Anker erleben", lautet ein weiteres Statement. "Eigentlich wollte ich immer schon Christ sein, denn ich komme aus einer gläubigen Familie. Nun endlich wage ich diesen Schritt", formuliert es ein Mittdreißiger mit russischem Akzent. "Weil der Glaube für mich immer wichtiger geworden ist", führt eine Nigerianerin auf Englisch an.

Persönlicher Glaubenskurs beim Pastor

Auch Timur, ein 18-Jähriger aus Odenthal-Holz mit türkischen Wurzeln väterlicherseits, der mit seinem Pastor, Monsignore Johannes Börsch, Leitender Pfarrer im Seelsorgebereich Altenberg, Odenthal, Burscheid, und einem Freund nach St. Aposteln gekommen ist, sehnt sich danach, seine Entscheidung zum Christsein nun bald auch schwarz auf weiß zu haben. Weil die Mutter gläubige Katholikin ist, war er auf einer katholischen Grundschule und hat von klein an auch die Schulgottesdienste besucht. Im letzten Sommer überraschte er Börsch dann mit der Frage, ob er ihn nicht taufen könne.

Seitdem trifft sich Timur regelmäßig mit dem Seelsorger, der ihn in vielen intensiven Gesprächen auf seinem Weg zum Christsein ermutigt hat und ihn mit den Festen im Kirchenjahr und allem, was man über die Sakramente wissen muss, in einem ganz persönlichen Glaubenskurs vertraut macht. Beide freuen sich nun auf den nächsten Schritt: dass dieser gemeinsame geistliche Weg mit der Taufe in der Osternacht im Altenberger Dom besiegelt wird.

In der Heimat wegen des Glaubens verfolgt

Tobias Wiegelmann, Beauftragter für das Erwachsenenkatechumenat im Erzbistum, kennt viele solcher Geschichten. Denn der Antrag des zuständigen Pfarrers beim Bistum, einen Taufanwärter in seiner Gemeinde taufen zu dürfen, läuft über sein Referat, das zuständig ist für Katechese und Sakramentenpastoral. Im vergangenen Jahr waren es allein über 60 Anmeldungen dieser Art. "Hinter solchen Zahlen verbergen sich oft bewegende Schicksale", stellt Wiegelmann fest.

Zum Beispiel die von Geflüchteten aus Nigeria, Syrien, dem Iran oder Afghanistan. "Diese Menschen haben entweder erlebt, dass sie in ihrem Heimatland wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, oder aber sie haben im Rahmen ihrer Flucht eine Gotteserfahrung gemacht, die dann in dem Wunsch gipfelt, Christ werden zu wollen." Nun gehe es bei der Taufzulassungsfeier darum, dass der Name Jesu zu einem konkreten Gegenüber, zu einem Gesicht für sie werde.

Vorbereitung in den Fides-Beratungsstellen

Ähnliche Beobachtungen macht Gabriele Althen-Höhn von der Katholischen Glaubensinformation "Fides" in Bonn, die Taufbewerber in der Gruppe auf die sogenannten Initiationssakramente – Taufe, Kommunion, Firmung – vorbereitet. Sie erlebt immer wieder: Die Gemeinschaft schweißt zusammen. Außerdem machten die Katechumenen auf diese Weise eine der wesentlichen Grunderfahrungen von Kirche, erklärt sie. Nämlich: Du bist nicht allein, sondern Teil einer großen Gemeinschaft, in der gemeinsam zu glauben Stärkung bedeute.

Schließlich riskierten nicht gerade wenige Menschen mit ihrer Entscheidung für den christlichen Glauben eine Menge, wenn sie die Brücken zu alten, in ihrer Herkunftskultur elementaren Traditionen abbrechen würden, sagt sie. "Ein Weg zurück ist oft nicht möglich. Denn ihr Leben ändert sich komplett mit diesem Schritt."

Auch Seelsorgeamtsleiterin Petra Dierkes, der die Fides-Beratungsstellen in Bonn, Köln, Düsseldorf und Wuppertal unterstehen, beobachtet: „Mit ihrem Bekenntnis stehen diese Menschen gegen den Trend der Zeit.“ Das erfordere Entschiedenheit, aber auch Mut und Kraft. Trotzdem sprächen die Zahlen für sich, die belegten: Für einen Neuanfang als Christ ist es nie zu spät. Manche von ihnen – gerade die jungen Leute – würden mit Ende 20 oder nach Beendigung des Studiums in eine neue Lebensphase starten und dann nochmals die eigene Existenz reflektieren.

Für andere ist ausschlaggebend, dass sie eine Patenschaft übernehmen wollen oder sich für den Lehrerberuf und das Fach Religion interessieren. Aber auch komplette Familien sind bei den Taufanwärtern mit dabei – wie Kollie Mohamed aus Liberia mit seiner Frau und seinen beiden Kindern.

Christsein ist zur existenziellen Frage geworden

An diesem Samstagnachmittag in St. Aposteln geht es nun darum, zum ersten Mal auch öffentlich diesen Glauben zu bekennen, indem die Bewerber den Erzbischof um die Zulassung zur Taufe bitten. Dafür steht jeder nach und nach in seiner Bankreihe auf, nennt seinen Namen und spricht kurz über seine Motivation und darüber, was ihn hierher geführt hat. Das ist ein sehr berührender Moment in dieser Feier. Denn zur großen Gemeinschaft der Christen dazu gehören zu wollen, ist für sie spürbar zu einer existenziellen Frage geworden.

Die Freundschaft mit Gott pflegen

Mit der Taufe spreche Gott sein unwiderrufliches "Ja" – komme, was da wolle, betont Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki in seiner Predigt. In diesem Sakrament werde ein großer Freundschaftsbund zwischen Gott und dem Menschen grundgelegt, der über den Tod hinaus bestehe. "Was für ein Geschenk!", bekräftigt er. "Gott ist ein Freund, der zu uns steht, auch wenn sich andere von uns abwenden. Sein ‚Ja’ trägt unser ganzes Leben und endet auch nicht, wo wir nicht mehr weiter wissen." Doch müsse diese Freundschaft gepflegt werden, ermutigt Woelki seine Zuhörer. Dazu sei es notwendig, diesen Freund immer wieder aufzusuchen und das eigene Leben mit ihm zu teilen, sich zu öffnen. Desto mehr wachse Vertrauen.

"Entscheidend ist, dass wir versuchen, möglichst viel immer wieder in der Gegenwart Gottes zu leben", sagt der Kardinal. "Es ist der Heilige Geist, der unser Wollen und Denken abstimmt auf das Wollen Gottes, so dass wir durch Taufe und Firmung zu einem zweiten Jesus werden". In den Gemeinden müsse man über einen Christen sagen können: Der lebt das, wofür Jesus steht. "Sie haben sich vom Ruf Gottes ansprechen lassen, sich auf den Weg gemacht und auf diesen Ruf eine Antwort gegeben“" wendet sich der Erzbischof an die Taufbewerber und ihre Begleiter, bevor er sie abschließend segnet.


Dieser Taufbewerber aus Refrath wird von Pfarrer Kissel in der Osternacht getauft. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Dieser Taufbewerber aus Refrath wird von Pfarrer Kissel in der Osternacht getauft. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Viele der Taufbewerber werden vom Pfarrer persönlich vorbereitet. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Viele der Taufbewerber werden vom Pfarrer persönlich vorbereitet. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Auch Fluchterfahrungen können dazu führen, sich als Christ taufen lassen zu wollen. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Auch Fluchterfahrungen können dazu führen, sich als Christ taufen lassen zu wollen. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

"Kinder zu haben verändert die eigene Weltanschauung", begründet diese junge Mutter ihre Entscheidung für die Taufe.  / © Beatrice Tomasetti (DR)
"Kinder zu haben verändert die eigene Weltanschauung", begründet diese junge Mutter ihre Entscheidung für die Taufe. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR