Ansteckungsgefahr durch Weihwasser im Kölner Dom?

Keimzelle Kirche

Im neuen Amtsblatt der Erzdiözese Paderborn wird den Pfarreien ans Herz gelegt, in ihren Kirchen vorsichtig mit dem Weihwasser umzugehen. Es bestehe erhöhte Ansteckungsgefahr. Ist das auch eine Gefahrenquelle im Kölner Dom?

 (DR)

DOMRADIO.DE: Jetzt ist es zwar im Moment etwas wärmer als üblich im Februar, aber in den Kirchen ist es immer ein bisschen kälter. Ist es bei Ihnen im Kölner Dom denn auch ein Thema mit einer erhöhten Ansteckungsgefahr durch Weihwasser im Becken?

Monsignore Robert Kleine (Domdechant): Nein, grundsätzlich nicht. Es gibt allerdings auch Kirchen, die nicht sehr frequentiert sind. Da habe ich auch schon mal gesehen, dass Weihwasser eingetrübt war. Im schlimmsten Fall im hintersten Winkel habe ich auch schon mal Algen gesehen. Aber das sollte natürlich nicht der Fall sein.

Jeder Küster oder jeder Pfarrer achtet darauf, dass seine Kirche in Ordnung ist. Dazu gehört natürlich auch ein sauberes Weihwasserbecken. Bei uns im Dom kann das gar nicht passieren, denn an jedem Wochentag werden alle Weihwasserbecken geleert, gereinigt und neu gefüllt.

DOMRADIO.DE: Kommt es am Kölner Dom vor, dass die Wasserbecken komplett leer bleiben, wenn Beispiel eine Grippewelle ausschlägt oder so?

Kleine: Nein. Sie werden immer gefüllt. Leer sind sie nur, wenn das liturgisch vorgesehen ist. Also: Wenn wir in der Karwoche sind und dann das Weihwasserbecken ganz geleert wird, um zu zeigen: Wir warten darauf, dass jetzt das neue Wasser aus der Osternacht kommt.

DOMRADIO.DE: Also geht es um Selbstverantwortung?

Kleine: Ich glaube, dass es insgesamt darum geht, sich bewusst zu machen: Wo viele Menschen sind, da sind auch Keime - ob das jetzt das Weihwasser ist oder wenn ich irgendwo einkaufen gehe. Oder ich packe die Ladentür oder den Einkaufswagen an oder fahre mit der Straßenbahn. In der Regel ist das so: Bevor ich etwas esse und ich war außerhalb, wasche ich mir die Hände. Und wenn ich das tue, werde ich weder am Gotteslob noch am Weihwasser erkranken.

DOMRADIO.DE: Und wenn wir schon mal beim Thema Hygiene in Gotteshäusern sind. Wie steht es denn da mit der Ansteckungsgefahr durch den Friedensgruß, bei dem sich die Kirchenbank-Nachbarn die Hand geben?

Kleine: Das ist ja etwas, was in unseren Landen so ist. Ein Zeichen des Friedens und der Versöhnung kann auch darin bestehen, dass ich den anderen freundlich anschaue. Es hat sich so eingebürgert, dass man sich die Hand gibt. Aber man kann sich auch zunicken.

Ähnlich geht ist das auch beim Bekreuzigen mit Weihwasser. Das Taufbecken dient eigentlich dafür, dass ich mich an die Taufe erinnere und dass ich nicht einfach so in die Kirche reinkomme.

Und wer nicht mit den Fingern eintauchen möchte, der geht einfach hin und berührt vielleicht nur das Becken und bekreuzigt sich. Auch so kann ich mich daran erinnern, ein Kind Gottes zu sein. Das sollte niemanden abhalten, in die Kirche zu gehen und sich zu bekreuzigen.

Das Interview führte Julia Reck.


Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Tomasetti (DR)
Stadtdechant Msgr. Robert Kleine / © Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR