Wie das Erzbistum Köln Betroffene sexualisierter Gewalt einbinden will

Platz für Wünsche, Anregungen und Kritik

Das Erzbistum Köln richtet einen Beirat für Betroffene von sexualisierter Gewalt ein. Im Interview spricht der Interventionsbeauftragte im Erzbistums Köln über Sinn und Zweck des Beirats und die Hoffnung, den Betroffenen helfen zu können.

Gewalt gegen Frauen (dpa)
Gewalt gegen Frauen / ( dpa )

DOMRADIO.DE: Was hat denn das Erzbistum Köln dazu bewogen, diesen Betroffenen-Beirat einzurichten?

Oliver Vogt (Interventionsbeauftragter im Erzbistum Köln): Das Erzbistum hat die Ergebnisse der Missbrauchs-Studie der Bischofskonferenz – kurz MHG-Studie –, die im September veröffentlicht wurde, sehr ernst genommen. Wir haben die Studie sehr aufmerksam studiert. Mit diesem Beirat haben wir nun ganz wesentliche Erkenntnisse aus dieser Studie umgesetzt.

DOMRADIO.DE: Welche?

Vogt: In der Studie heißt es, dass die Betroffenen viel zu wenig im Blick gewesen sind. Kardinal Woelki hat im September einen Perspektivwechsel im Erzbistum Köln angekündigt. Dieses Versprechen des Erzbischofs haben wir jetzt umgesetzt, indem wir den Betroffenen-Beirat entwickelt haben.

DOMRADIO.DE: Wie soll dieser denn ganz konkret aussehen?

Vogt: In dem Beirat sollen ausschließlich Betroffene von sexualisierter Gewalt in der katholischen Kirche mitwirken. Wir gehen derzeit von einer Größenordnung von maximal zwölf Personen aus. Mit der heutigen Bekanntgabe haben wir eine Internetseite über die Bistums-Seite freigeschaltet, auf der man sich über den Beirat und die Hintergründe informieren kann. Wenn jemand Interesse hat, dort mitzuarbeiten, erfährt er auch wie er sein Interesse bekunden kann.

DOMRADIO.DE: Was soll der Betroffenbeirat tun?

Vogt: Die Betroffenen haben erstmals die Möglichkeit direkt mit dem Erzbistum und den Verantwortlichen des Erzbistums zu sprechen. Sie können ihre Wünsche, ihre Anregungen, ihre Kritik einbringen und auch ganz konkret an den wichtigen Präventions- und Interventions-Maßnahmen im Erzbistum Köln mitwirken. Schließlich wissen sie, was Betroffene benötigen.

DOMRADIO.DE: Haben sich schon welche beworben?

Vogt: In der Phase, als wir den Beirat entwickelt haben, hatten wir bereits Betroffene einbezogen. Sie haben schon ihr Interesse bekundet, mitzuwirken. Aber wir gehen davon aus, dass jetzt nach der öffentlichen Bekanntgabe, dass es diesen Beirat gibt, sicherlich noch andere ihr Interessen bekunden werden.

DOMRADIO.DE: Wie werden Sie diese dann auswählen?

Vogt: Da müssen wir einfach abwarten, wie viele Personen sich bei uns melden. Die Auswahl wird über den externen Beraterstab des Erzbischofs getroffen. Also nicht wir als Erzbistum sagen: "Du darfst" oder "Du darfst nicht." Sondern unsere externen Fachleute, die den Erzbischof in allen Fragen zur sexualisierten Gewalt beraten, sichten die eingegangenen Interessensbekundungen und schlagen dann Personen vor.

DOMRADIO.DE: Gibt es jetzt schon Reaktionen?

Vogt: Von den Betroffenen, mit denen wir in den letzten Wochen gesprochen haben, ist diese Ankündigung sehr positiv aufgenommen worden. Natürlich immer mit der Skepsis: "Mal abwarten, ob das Bistum das auch ernst meint."

Wir zeigen durch den Beirat aber: Wir meinen das ernst, was wir im September nach der MHG-Studie gesagt haben. Er wird eine wesentliche Rolle in den zukünftigen Überlegungen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt spielen.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Neuer Präventionsbeauftragter: Oliver Vogt / © Boecker
Neuer Präventionsbeauftragter: Oliver Vogt / © Boecker
Quelle:
DR