Warum die Evangelische Kirche auf digitale Klingelbeutel setzt

Kollekte per Karte

Kollekte im Körbchen war gestern. Der Klingelbeutel der Zukunft läuft digital. "Der wird sich durchsetzen", ist Landesbischof Markus Dröge überzeugt. Im Interview verrät er, wie der digitale Klingelbeutel funktioniert und wann er zum Einsatz kommt.

Digitaler Klingelbeutel / © Thorsten Wittke (dpa)
Digitaler Klingelbeutel / © Thorsten Wittke ( dpa )

DOMRADIO.DE: Sieht denn der neue digitale Klingelbeutel wirklich noch so aus wie man ihn kennt?

Markus Dröge (Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz): Ja, das ist ja das Tolle. Der sieht genauso aus wie ein Klingelbeutel, eben mit diesem Stoffsack und mit einem Griff. Dieser ist etwas massiver und in diesem Griff ist ein Display. Am Ende des Griffs ist ein Rädchen, das man drehen kann. 

DOMRADIO.DE: Braucht man ein Handy, um den zu bedienen?

Dröge: Nein, Sie brauchen gar nichts bis auf eine Checkkarte für kontaktloses Bezahlen. Sie drehen an dem Rädchen, wählen einen Betrag auf dem Display zwischen einem und 25 Euro, drücken einmal drauf und bestätigen. Dann halten sie die Checkkarte dran und es wird mit einem kleinen Ton abgebucht.

DOMRADIO.DE: Also, man braucht keinen PIN-Code oder sowas?

Dröge: Nein, bis zu 25 Euro braucht man das nicht.

DOMRADIO.DE: Wann soll dann der Klingelbeutel zum Einsatz kommen? Am Schluss, wenn man rausgeht?

Dröge: Nein, der geht schön durch die Reihen wie ein normaler Klingelbeutel. Und das Schöne ist, wer noch mit Bargeld spenden möchte, der kann ja in das Säckchen auch noch sein Bargeld reintun, sodass sich niemand – auch von den älteren Leuten – ausgeschlossen fühlen muss.

DOMRADIO.DE: Warum braucht man so einen digitalen Klingelbeutel überhaupt?

Dröge: Aus verschiedenen Gründen. Erstens haben immer weniger Leute entsprechend Bargeld dabei. Vor allem die Banken nehmen vielfach kein Bargeld mehr. Wenn die Kollekte weggebracht werden sollte, gab es Probleme oder immer mehr Gebühren, sodass wir uns etwas einfallen lassen mussten.

DOMRADIO.DE: Und Sie haben sich tatsächlich etwas Hochtechnisches einfallen lassen. Wenn ich richtig informiert bin, dann stammt der Klingelbeutel aus dem 3D-Drucker?

Dröge: Ja, genau. Der Griff wird mit Kunststoff aus dem 3D-Drucker hergestellt.

DOMRADIO.DE: Wenn man per Karte spendet, ist das aber nicht so wie beim Supermarkt an der Kasse, wo man oft gefragt wird, ob man auch etwas abheben will. Das geht beim Klingelbeutel wahrscheinlich nicht, oder?

Dröge (lacht): Ne, da darf man nichts rausnehmen.

DOMRADIO.DE: Gibt es denn schon Reaktionen der Gemeindemitglieder?

Dröge: Ja. Auf der Synode im April hatte schon eine Gemeinde gefragt, wie sie das mit ihrer Kollekte handhaben soll, weil sie diese nicht mehr zur Bank bringen könne. Sie hatte uns gebeten, uns etwas einfallen zu lassen. Natürlich waren unsere Techniker da schon ein bisschen länger dran, aber jetzt haben wir eben dieses Angebot.

Ich denke, das ist erst einmal ein bisschen ungewohnt. Wir werden auch erst im Herbst mit ein paar Probegemeinden anfangen. Aber der digitale Klingelbeutel ist einfach so überzeugend und gut, dass ich glaube, der wird sich durchsetzen.

DOMRADIO.DE: Im Herbst also geht die Kollekte los mit Geldscheinen, Münzen oder eben auch per Karte. Meinen Sie, dass das Klimpern von Münzen im Klingelbeutel irgendwann mal auf die Liste der bedrohten Geräusche fallen wird?

Dröge (lacht): Das kann gut sein, ja.

Das Gespräch führte Heike Sicconi.


Markus Dröge / © Jürgen Blume (epd)
Markus Dröge / © Jürgen Blume ( epd )
Quelle:
DR
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