Domkonzert mit Requiem von Luigi Cherubini

Besondere Widmung

Der Kölner Domchor beschließt die Saison an diesem Dienstag mit einem ganz besonderen Konzert: Zu hören ist ein Requiem von Luigi Cherubini, im Gedenken an den früheren Domkapellmeister Johannes Mölders, der die Bombennacht 1943 nicht überlebt hat.

Der Domchor singt die Missa de Angelis von Wolfram Menschick / © Beatrice Tomasetti  (DR)
Der Domchor singt die Missa de Angelis von Wolfram Menschick / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Als "Peter- und Paul-Angriff" ist die Bombennacht vom 29. Juni 1943 in die Annalen der Stadt eingegangen: Köln liegt in Schutt und Asche, 4377 Menschen verlieren ihr Leben, tausende sind schwer verletzt und 230.000 obdachlos. Es herrscht eine unerträgliche Hitze; überall liegen am nächsten Tag Leichen, die nur notdürftig mit Pappe zugedeckt werden, und Häuser brennen bis auf ihr Grundmauern nieder.

Domorgel und Notenarchiv in Flammen aufgegangen

Der Gürzenich, das Rathaus, alle romanischen Kirchen sowie die Altstadt sind schwer getroffen. "Um 1 Uhr früh ging im schlimmsten Bombardement, das der Metropole am Rhein widerfuhr, das alte Köln unter", steht in den Berichten von Augenzeugen. Wenn auch der Dom in weiten Teilen unbeschadet bleibt, gibt es doch auch hier große Verluste.

Sowohl die Domorgel, so heißt es, als auch das Notenarchiv des Domchores seien in Flammen aufgegangen. Und damit wohl auch ein Großteil der Musik, die frühere Kölner Domkapellmeister – Friedrich Koenen, Carl Cohen und Johannes Schulte – einst für den Domchor geschrieben haben und die größtenteils nie gedruckt worden ist.

Unter den Opfern dieser Schreckensnacht, die sich nun zum 75. Mal jährt, ist auch Domkapellmeister Monsignore Johannes Mölders, der am Morgen nach dem Fliegerangriff im Keller seiner Wohnung im ehemaligen Generalvikariat an der heutigen Kardinal-Frings-Straße gefunden wird.

Unter Mölders wurde Domchor zum herausragendem Spitzenensemble

Der gebürtige Krefelder, der 1907 in Köln zum Priester geweiht, 1921 zum Domvikar und Domkapellmeister am Kölner Dom sowie zeitgleich zum Professor für Kirchenmusik am Priesterseminar ernannt wurde, leitete von da an auch den Domchor. 1932 übernahm er zusätzlich noch die Leitung der Abteilung für katholische Kirchenmusik an der Staatlichen Musikhochschule in Köln und wurde in dieser Zeit zu einer zentralen Figur der deutschen Kirchenmusik überhaupt.

Er machte aus dem Domchor nicht nur ein Spitzenensemble von herausragendem Niveau, sondern unternahm auch ausgedehnte Reisen bis hin nach Rom zu Papst Pius XI. oder begründete beispielsweise Kooperationen mit den damals hoch geschätzten Kölner Komponisten Hermann Schroeder und Heinrich Lemacher, die daraufhin immer wieder Werke eigens dem Chor von Mölders widmeten.

Auch erste Rundfunkaufnahmen – für die damalige Zeit eher eine technische Sensation – fanden auf Initiative des Domkapellmeisters hin aus dem Dom mit Chor und Orgel statt. Den Zenit seiner musikalischen Laufbahn erreichte der Geistliche zweifelsohne, als er als Kölner Diözesanpräses des Cäcilienvereins später auch noch Generalpräses der Cäcilienvereine Deutschlands wurde. 

Erinnerung an "diesen großartigen Musiker"

"Es ist mir ein Bedürfnis, dieses letzte Konzert der Saison Johannes Mölders zu widmen und damit 75 Jahre nach seinem Tod an diesen großartigen Musiker zu erinnern, der den Kölner Domchor mit seiner Arbeit in einer für die katholische Kirche schweren Zeit geprägt und ihn damals trotz widriger Umstände zu einer exzellenten Sänger-Gemeinschaft geformt hat. Nicht zuletzt verdankt unser heutiger Johannes Mölders-Chor, eine etwa 50-köpfige Auswahl des Kölner Domchors, seinen Namen dieser für die Kölner Dommusik bedeutenden Persönlichkeit", sagt Domkapellmeister Eberhard Metternich, der eigens zu diesem Anlass das Requiem in c-Moll von Luigi Cherubini mit seinen Sängern einstudiert hat.

Darüber hinaus will er diese Totenmesse, die er an diesem Dienstag mit Werken kombiniert, die Mölders zu Lebzeiten häufig mit seinem Chor aufgeführt hat, allen Opfern dieses Vernichtungsangriffs von 1943 gewidmet wissen.

Komponist Luigi Cherubini hatte viele Bewunderer

Das Requiem, ein in der Musikwelt beliebtes Werk in klassisch-romantischer Tradition, entstand 1815 zum 23. Jahrestag der Hinrichtung von Ludwig XVI. Cherubini, der die Totenmesse in c-Moll für gemischten Chor und Orchester schrieb, erlebte damit einen seiner größten Erfolge. Beethoven, der den italienischen Zeitgenossen sehr verehrte, wünschte es sich gar zur eigenen Beisetzung. Und auch die Romantiker Schumann und Brahms zeigten sich höchst angetan und bewunderten den talentierten Kollegen.

Kritik gab es Jahre später lediglich von dem damaligen Erzbischof von Paris, Hyacinthe-Louis de Quélen, der an dem Werk monierte, dass auch Frauenstimmen vorgesehen waren, und untersagte eine Aufführung in seiner Kathedrale. Was Cherubini zum Anlass nahm, ein zweites Requiem – diesmal nur für Männerstimmen – zu komponieren: das Requiem in d-Moll, dessen Uraufführung sich der Komponist dann zu seiner eigenen Trauerfeier im Jahr 1842 wünschte.

Beatrice Tomasetti


Zerstörtes Köln (KNA)
Zerstörtes Köln / ( KNA )

Domkapellmeister Eberhard Metternich beim Proben mit dem Kölner Domchor / © Beatrice Tomasetti (DR)
Domkapellmeister Eberhard Metternich beim Proben mit dem Kölner Domchor / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Domkapellmeister Eberhard Metternich und Generalmusikdirektor Francois-Xavier Roth  / © Tomasetti (DR)
Domkapellmeister Eberhard Metternich und Generalmusikdirektor Francois-Xavier Roth / © Tomasetti ( DR )