"Mess op Kölsch" in Köln-Ehrenfeld

Mit der "Sprache des Herzens"

Einen Gottesdienst in Mundart: In Köln gibt es viermal im Jahr eine sogenannte "Mess op Kölsch", die sich großer Beliebtheit erfreut. An diesem Sonntag findet sie in St. Anna im Kölner Stadtteil Neu-Ehrenfeld statt.

St. Anna im Kölner Stadtteil Neu-Ehrenfeld / © jan hendrik stens (DR)
St. Anna im Kölner Stadtteil Neu-Ehrenfeld / © jan hendrik stens ( DR )

DOMRADIO.DE: Alles auf Kölsch. Was macht in so einem Gottesdienst den Unterschied aus?

Hans Fey (Köln-Ehrenfelder Arbeitskreis "Mess op Kölsch"): Der Unterschied ist vielleicht die Sprache des Herzens. Das Kölsch ist keine Mundart, das ist eine Sprache und das Kölsch geht an die Herzen. Wenn die Menschen Kölsch beten und traditionelle Kirchenlieder singen, die mit einem kölschen Text versehen sind, wird das Herz weit.

DOMRADIO.DE: Ist das dann automatisch näher am Menschen?

Fey: Ich glaube schon. Das ist unsere Erfahrung. Wir singen zum Beispiel im Gottesdienst an diesem Sonntag insgesamt 27 Strophen und die Leute singen für ihr Leben gern. Wir beginnen mit "Gegrüßet seist du Königin". Wir haben uns die Gottesmutter nochmal näher angeschaut. Das hat auch etwas mit der Geschichte unseres Arbeitskreises beziehungsweise auch mit dem Publikum zu tun. Das Publikum verjüngt sich jetzt langsam, aber es gibt auch sehr viele ältere Menschen, die aus der ganzen Stadt und dem Umland zu uns kommen.

DOMRADIO.DE: Nun lautet das offizielle Karnevalsmotto in diesem Jahr "Uns Sproch es Heimat". Haben Sie sich da abgesprochen?

Fey: Auf keinen Fall. Ich freue mich natürlich, dass das Festkomitee dieses Motto für den nächsten Rosenmontagszug gewählt hat. Gleichwohl sind unsere Gottesdienste immer im Kirchenjahr. Es gibt immer einen Zyklus und wir legen die kölschen Gottesdienste nie in die Karnevalszeit. In diesem Jahr war er Ostermontag, an diesem Sonntag, am letzten Sonntag im Oktober und, traditionsgemäß sehr stark besucht mit über 700 Gästen und Gläubigen, am zweiten Weihnachtstag.

DOMRADIO.DE: Können denn auch Auswärtige, die der kölschen Sprache nicht so mächtig sind, etwas verstehen?

Fey: Das glaube ich schon. Das Hochgebet der Eucharistiefeier ist immer in Hochdeutsch, weil wir uns nicht auf eine Übersetzung einigen konnten und wir fangen dann mit dem Vaterunser wieder auf Kölsch an. Ich glaube, Menschen die aus anderen Regionen kommen und das hatten wir schon, fühlen sich so angerührt. Ich glaube nicht, dass sie sich in solch einem Gottesdienst verloren vorkommen.

DOMRADIO.DE: Am kommenden Sonntag hält Volker Weyres die Predigt, er ist ehemaliger Spiritual- und Krankenhausseelsorger. Welche Geistlichen sind sonst bei den Gottesdiensten dabei?

Fey: Wir hatten Ostern den Pater David von den Dominikanern, jetzt und im Oktober Volker Weyres und es ist so angedacht, dass Pfarrer Josef Embgenbroich, der auch im Ruhestand in der Südstadt lebt, Weihnachten unseren Gottesdienst feiert.

DOMRADIO.DE: Müssen sie denn alle kölsche Muttersprachler sein?

Fey: Pater David ist in Köln geboren. Volker Weyres kommt aus Beuel und Josef Embgenbroich aus Euskirchen. Ich glaube, sie müssen ein kölsches Herz haben und das haben sie.

DOMRADIO.DE: Wer macht denn eigentlich die Musik an diesem Sonntag in St. Anna?

Fey: Wir haben immer einen Organisten, der aus Frechen kommt, Dr. Horst Wegmann, der uns schon seit vielen Jahren sehr gut und mit großer Freude begleitet, weil die Menschen eben auch so viel mitsingen. Unser Mitglied des Arbeitskreises Wolfgang Acht singt alle Lieder am Mikrofon vor und so werden die Leute auch zum Singen mitgenommen.

DOMRADIO.DE: Es gibt in diesen Messen auf Kölsch auch eine Kollekte. Kommt diese immer der gleichen Einrichtung zugute?

Fey: Nein, wir teilen immer. Ich sage immer: Nur wer teilt im Leben, der wird auch beschenkt. Wir machen das in Absprache mit dem Ortspfarrer und kollektieren entweder für die Jugendarbeit oder viele Jahre ist es Flüchtlingen zugute gekommen. Jetzt kollektieren wir für einen ehemaligen Kaplan von uns aus der Diözese Königgrätz, der unbedingt ein neues Auto braucht.

Das Gespräch führte Uta Vorbrodt.


Hans Fey / © Robert Boecker (DR)
Hans Fey / © Robert Boecker ( DR )
Quelle:
DR