Das war das Altenberger Licht 2018

"Wo bist Du?"

Wo ich bin? Das weiß wohl niemand besser als Google Maps. Per GPS sind wir binnen Sekunden zu orten. Eines aber weiß die Technik nicht: Wo wir stehen – im Leben und vor Gott. Um das herauszufinden, gibt es das Altenberger Licht.

Autor/in:
Marion Sendker
In Szene gesetzt: Der Altenberger Dom vor der Vigilfeier / © Marion Sendker (DR)
In Szene gesetzt: Der Altenberger Dom vor der Vigilfeier / © Marion Sendker ( DR )

Ping! Eine neue Nachricht bei WhatsApp. "Wo bist Du?", will jemand wissen. Das ist nun wirklich keine außergewöhnliche Frage. Dank Standortfunktion im Handy und Google Maps ist die Antwort schnell gesendet. Bis auf den Meter genau werden die Koordinaten ermittelt und durchgegeben. Alles kein Ding.

Aber dann: "Wo bist Du?" Dieselbe Frage kommt noch mal. Versteht der Absender Google Maps nicht? Kann er keine Karten lesen? "Wo bist Du?" Oder geht es dem Absender nicht um meine geologischen Koordinaten? "Wo bist Du?" Der Absender will offenbar auf etwas ganz anderes hinaus. Nun ja; der Absender ist immerhin Gott.

Eine wichtige Frage

Die kleine WhatsApp-Konversation ist der erste Teil der Vigil, die am Montagabend knapp 700 Jugendlichen im  Altenberger Dom gefeiert haben. Die Vigil ist einer der Höhepunkte des zweitägigen Programms rund um das Altenberger Licht; einer Traditionsveranstaltung mit Kerzenschein und Taizé-Gesängen. In diesem Jahr geht es um die Frage nach dem eigenen Standpunkt.

"Wo bist Du?", ist schon das erste, das Gott in der Bibel den Menschen fragt. Das Alte Testament erzählt zum Beispiel vom jungen Samuel, der beim Hohen Priester Eli aufwächst. Eines Nachts wird der Junge von Gott gerufen. Samuel glaubt aber, dass Eli ihn gerufen habe. Er springt aus dem Bett, rennt zu Eli und sagt: "Hier bin ich." Aber Eli hat ihn nicht gerufen. Samuel versteht erst später, dass es Gott ist, der von ihm wissen will.

"So geht es auch uns, heute noch", überlegt Diözesanjugendseelsorger Pfarrer Tobias Schwaderlapp im Gespräch mit DOMRADIO.DE. "Gott will von uns wissen, wo wir sind." Mit seiner Predigt im Gottesdienst am Dienstagmorgen wollte er genau darauf hinweisen: "Im Alltag machen wir so viele und vielfältige übernatürliche Erfahrungen – aber wir bringen sie nicht mit unserem Glauben in Verbindung." Mit anderen Worten: Wir bemerken Gott fast täglich, sehen ihn aber nicht.

Wo bin ich?

“Wir wollten dieses Mal keine neuen Impulse geben von wegen: 'Geh mal hierhin und tu dies oder das'", erklärt Schwaderlapp. "Nein, zuerst wollten wir mal gucken, von wo aus wir überhaupt losgehen würden, um dieses oder jenes erreichen zu können. Wo sind wir? Was ist überhaupt unser Standpunkt? Und welchen Standpunkt verleiht uns der Glaube?"

Eine Musterantwort gibt es auf diese Fragen nicht. Zahlreiche Workshops, Spiele, Gesprächsrunden und nicht zuletzt eine besinnliche Vigil und ein feierlicher Gottesdienst boten den etwa 2.500 Teilnehmern Ansätze, ihren eigenen Standpunkt zu finden. Das ist wichtig, denn: Bevor einer loszieht, um zum Beispiel die Welt zu verbessern, muss er wissen, von wo aus er überhaupt startet. Deswegen ging es in diesem Jahr in Altenberg nicht um ein Treiben zu neuen Ufern, sondern erst mal nur darum, herauszufinden, wo man ist. "Alles weitere entwickelt sich dann", sagt Schwaderlapp und strahlt zuversichtlich.

Und wo ist Gott?

"Das Schöne an dem Motto ist ja, dass es in beide Richtungen funktioniert", bemerkt der Diözesanjugendseelsorger: "Es meint die Suche Gottes nach dem Menschen und die Suche des Menschen nach Gott."

Und wo ist Gott? Eine Antwort darauf ist wahrscheinlich so individuell wie auf die Frage nach dem "Wo bin ich?". "Ich denke, das Altenberger Licht 2018 war zumindest eine Möglichkeit, Gott zu finden", sagt Schwaderlapp. "Der Funke der Gotteserfahrung ist hier übergesprungen. Ich gehe mit einer größeren Freude wieder zurück in den Alltag", findet er. Und da: in der Schule, in der Uni, in der Ausbildung, im Job, auf der Straße oder dem Sofa, da überall ist Gott zu finden.


Tobias Schwaderlapp während der Vigilfeier / © www.capture-life.de (kja)
Tobias Schwaderlapp während der Vigilfeier / © www.capture-life.de ( kja )

Vor der Vigilfeier wird noch einmal geprobt / © Marion Sendker (DR)
Vor der Vigilfeier wird noch einmal geprobt / © Marion Sendker ( DR )

Das Licht wird weitergegeben / © www.capture-life.de (kja)
Das Licht wird weitergegeben / © www.capture-life.de ( kja )
Quelle:
DR
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