Organisator über die "Lange Nacht der Kirchen" in Köln

"Zur Ruhe kommen"

An diesem Freitag laden die Kirchen deutschlandweit wieder zur "Langen Nacht" ein. In Köln haben von 20 Uhr bis Mitternacht zahlreiche Kirchen ihre Türen geöffnet. Organisator und Diakon Jens Freiwald erzählt, was es zu entdecken gibt. 

 (DR)

DOMRADIO.DE: Großartige Räume im Kerzenlicht und mancherorts einzelne Impulse – die Kölner Innenstadtkirchen laden dazu ein, Nacht, Raum und Stille auf einzigartige Weise zu erleben. Was unterscheidet eine Kirche nachts von einer Kirche tagsüber?

Diakon Jens Freiwald (Diakon im Erzbistum Köln und Organisator der "Langen Nacht der Kirchen"): Die "Lange Nacht der Kirchen" existiert seit 2003 und war das erste City-pastorale Projekt in Deutschland, also ein besonders auf die Innenstadt zugeschnittenes pastorales Angebot. Man hatte sich damals ganz bewusst gegen eine Event-Nacht entschieden, sondern "Nacht-Raum-Stille" als Konzept genommen, weil es schon so viel in Köln gibt, womit sich Menschen ablenken können. In dieser Nacht wollen wir die Gebäude für sich sprechen lassen. Wir möchten, dass die Menschen zur Ruhe kommen können; dass sie sich mit den Kunstwerken, mit der Architektur auseinandersetzen und dabei für sich etwas mitnehmen können. Deshalb gibt es einen gewissen Verzicht auf Programm.

DOMRADIO.DE: Von wann bis wann kann man denn wo hingehen? Was kann man heute Abend erleben?

Freiwald: In diesem Jahr beteiligen sich 25 Kirchen. Von 20 Uhr bis 24 Uhr sind sie geöffnet – also zu einer Zeit, zu der sie normalerweise geschlossen sind. Das sind alles Kirchen im Innenstadtbereich, es geht aber auch bis an die Ränder: etwa im Süden zur Lutherkirche oder im Norden bis nach Sankt Kunibert.

DOMRADIO.DE: ... und der Dom ist auch dabei?

Freiwald: Der Dom ist auch dabei. Da kann man durchs Nordportal gehen und den Chorumgang atmosphärisch genießen.

DOMRADIO.DE: Ist der Termin in der Fastenzeit zufällig oder bewusst gewählt?

Freiwald: In der Fastenzeit veranstalten wir die "Lange Nacht" erst seit 2016. Vorher war sie meist im November. Ursprünglich waren es pragmatische Gründe, in die Fastenzeit zu wechseln. Aber es passt natürlich auch ganz gut in dieser Zeit der Besinnung und der Vorbereitung auf das Osterfest, so ein ruhiges Format anzubieten.

DOMRADIO.DE: Was ist ihr persönliches Highlight im Programm?

Freiwald: Ich möchte natürlich keine bestimmte Kirche besonders herausheben. Wenn man die Zeit hat, empfehle ich, in mehrere Kirchen zu gehen und ruhig auch in Kirchen hineinzuschauen, in denen kein Programm angeboten wird - wie etwa in Sankt Aposteln oder Sankt Gereon. Es ist sicher auch anregend, ins Dominikanerkloster nach Heiligkreuz zu gehen, in der ein besinnliches Programm stattfindet - mit Textimpulsen, Phasen der Stille, Gesängen und Klängen. Ich würde mir eine gute Mischung aus Kirchen auswählen.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Quelle:
DR