Warum eine Stromsperre fast jeden treffen kann und was zu tun ist

Fragen und Antworten

Eine neue Studie zeigte gerade erst, dass Hunderttausende Haushalten jährlich der Strom gesperrt wird. Treffen kann es fast jeden, insbesondere Menschen mit geringem Einkommen. Fragen, Antworten und Tipps von DOMRADIO.DE.

Stromsperre und nun? / © Roland Weihrauch (dpa)
Stromsperre und nun? / © Roland Weihrauch ( dpa )

Was muss passieren, dass der Stromanbieter den Strom abschalten darf?

Um diese Frage zu beantworten hilft ein Blick ins Gesetz – also genauer in die Stromgrundversorgungsverordnung. Die Voraussetzungen sind in §19 geregelt.

Darin steht, dass der Zahlungsrückstand gerade mal 100 Euro betragen soll. Das bedeutet, es kann fast jeden treffen, insbesondere Menschen mit geringem Einkommen. "Es sind viele Leistungsbezieher, es sind Menschen die eine neue Wohnung bezogen haben und nicht wissen, was ihr Strom kostet. Und wenn der Abschlag dann nicht angepasst ist, dann führt es dazu, dass sie am Ende des Jahres eine hohe Nachzahlung bekommen, die sie dann nicht mehr bezahlen können", hat Martin Jasper, Anleiter Energiesparservice bei der Caritas in Dortmund, beobachtet.  

Ist dann irgendwann der Strom einfach weg? Wie macht der Energieversorger das?

Das ist abhängig davon, ob in der Wohnung ein alter oder neuer Stromzähler angebracht ist. Ältere Zähler werden von einem Mitarbeiter des Stromanbieters verplombt. Dieser kann notfalls auch den Gerichtsvollzieher vorbeischicken und sich im Extremfall unter Polizeischutz Zugang zu den Stromzähler verschaffen. Bei neueren Zählern kann es sein, dass der Strom plötzlich weg ist. Denn die Stromsperre kann aus der Ferne erfolgen.

Wie kann eine Stromsperre verhindert werden?

Zunächst einmal muss nach der Stromgrundversorgungsverordnung der Anbieter frühzeitig darauf hinweisen, dass er den Strom abschalten möchte. Das muss vier Wochen vorher passieren. Das konkrete Datum muss er dann nochmals drei Tage vorher benennen. "Ganz wichtig ist, die Briefe zu öffnen und darauf so schnell wie möglich zu reagieren, also mit dem Stromanbieter Kontakt aufzunehmen", sagt Martin Jasper. Ratenzahlung kann durchaus eine sinnvolle Alternative sein. Versuchen Sie mit Ihrem Energieversorger eine Ratenvereinbarung auszuhandeln. Auch Verbraucherzentralen könnten weiterhelfen, so der Experte. Fast immer seien Stromsperren abwendbar.

Wie kann der Verbraucher vorbeugen? Welche Vorkehrungen kann jeder treffen?

Der Strom wird über monatliche Abschläge bezahlt. Sie stellen einen Vorschuss dar, der dann in einer Jahresrechnung ausgeglichen wird. Entweder der Verbraucher muss in der Jahresrechnung nachzahlen, wenn die monatlichen Abschläge in Summe nicht ausreichen, um den Betrag zu begleichen, der aus dem tatsächlichen Verbrauch entsteht. Oder der Verbraucher bekommt eine Rückerstattung, wenn man durch die monatlichen Abschläge mehr bezahlt hat, als tatsächlich verbraucht wurde. Daher rät der Stromspar-Experte, beim Einzug in eine neue Wohnung unbedingt dem Anbieter nach drei Monaten den Zählerstand zu schicken. "Tue ich das nicht, kann es sein, dass es zu hohen Nachzahlungen kommt", sagt Jasper. Der Abschlag sollte am Ende des Jahres passen. Denn wenn dann eine hohe Summe in Form einer Rechnung ins Haus flattert, sei das für einkommensschwache Haushalte ein Kosten-Schock.

Was bringen Energie-Sparmaßnahmen - wie viel lässt sich da tatsächlich sparen?

Der Energiespar-Experte findet in den Haushalten viele Möglichkeiten Strom zu sparen. Das Stromsparhelfer-Team der Caritas hilft schlechter gestellten Haushalten und macht Stromfresser ausfindig. Dazu zählt Jasper die Kühlgeräte. "Hier haben wir gerade bei einkommensschwachen Haushalten die Erfahrung gemacht, dass sie oft sehr alte Geräte haben, die dann im Jahr bis zu 150 Euro an Strom verbrauchen. Ein entsprechendes Neugerät hätte ungefähr einen Stromverbrauch von 30 Euro", sagt er.

Dem Team geht es darum, die Menschen auch über den Stromverbrauch aufzuklären. Viele wüssten nicht, was was kostet und wie das Verhalten im Haushalt die Rechnung am Ende des Jahres beeinflussen kann. Typisch sei hier der elektrische Warmwasserbereiter, der sogenannte Durchlauferhitzer. "Wenn ich nicht weiß, dass eben die Stunde duschen sechs Euro kostet und ich gehe eine halbe Stunde duschen, dann habe ich am Ende des Jahres eben auch eine saftige Stromrechnung", sagt er. Das müsse den Leuten erst einmal bewusst gemacht werden.  


Quelle:
DR