Neue Polizeianlaufstelle am Kölner Dom

Die Würde der Kathedrale erhalten

Im Kurienhaus vor dem Kölner Dom gibt es eine neue Anlaufstelle für Polizei und Ordnungsamt. Die Räume wurden nun offiziell von Dompropst Gerd Bachner übergeben. Dabei geht der Blick auch schon Richtung kommender Silversternacht.

Strengere Sicherheit im Kölner Dom / © Oliver Berg (dpa)
Strengere Sicherheit im Kölner Dom / © Oliver Berg ( dpa )

domradio.de: Das Kurienhaus gehört der Kirche. Warum stellen Sie es nun der Polizei und dem Ordnungsamt zur Verfügung?

Gerd Bachner (Kölner Dompropst): Die Anfrage wurde an uns herangetragen. Weil die Kösel-Buchhandlung ausgezogen ist und wir zu gegebener Zeit – wie von der Stadt geplant – das Haus abreißen müssen, haben wir dort einen gewissen Leerstand. Wir hatten also die Möglichkeit, solch einem Antrag zu entsprechen. Und es macht für mich sehr viel Sinn, dass Ordnungsamt und Polizei präsent sind. Ich habe von vielen Menschen immer wieder gehört, dass ihnen das Sicherheit vermittelt. Die Aufsicht des Ordnungsamts sorgt auch für Sauberkeit. Andererseits sind wir auch selbst Nutznießer davon, denn die Domumgebung ist ja ganz wesentlich für die Kathedrale.

domradio.de: Nichts hält bekanntlich so lange wie ein Provisorium. Haben Sie die Befürchtung, dass durch den Einzug der Polizei die Neugestaltung des Domumfelds verzögert wird?

Bachner: Da gehöre ich zu denen, die auf der einen Seite klar sagen: Wir müssen sauber rechnen und dürfen jetzt keinen Schnellschuss machen, dafür werden wir bestraft. Auf der anderen Seite gibt es ganz klar Vorgaben und die beinhalten, dass im Frühjahr der Rat der Stadt und das Domkapitel entscheiden müssen. Diese Fristen sind klar vorgegeben. Aber dann geht es ja weiter mit den Anträgen. Bis das Kurienhaus abgerissen wird, werden unter Umständen noch einige Jahre vergehen. Dann kann man so ein Gebäude bis dahin auch nutzen. Es wird immer ein Provisorium bleiben, das ist dem Ordnungsamt und der Polizei bewusst. Das Projekt "Historische Mitte" wird dadurch überhaupt nicht behindert.

domradio.de: Der ehemalige Oberbürgermeister Fritz Schramma hat gefordert, dass die Kirche die "Historische Mitte" bezahlen soll. Was sagen Sie dazu?

Bachner: Das ist immer so eine Sache mit Überschriften. Er schreibt im Grunde nicht, dass es bezahlt werden muss - das geht ja rechtlich überhaupt nicht -  das Metropolitankapitel muss dafür aufkommen und die Stadt zahlt für ihre Museen und Gebäude. Er meint eine Vorfinanzierung, aber selbst die ist überhaupt nicht zu tragen.

Aber man könnte überlegen, wie wir Wege in unserer Kooperation zwischen Stadt und Dom finden können, wo wir nicht mehr an bestimmte Richtlinien gebunden sind, weil vielleicht dies oder jenes in die Hände des Doms gelegt wird. Das ist nicht mit dem einfachen Wort "Finanzierung" oder "Vorfinanzierung" auszudrücken, sondern ein komplexes System, an dem Juristen und Fachleute arbeiten.

domradio.de: Seit der vorletzten Silvesternacht steht jedes Silvesterfest unter großer öffentlicher Beobachtung. Die Stadt plant auch in diesem Jahr wieder ein Programm rund um den Kölner Dom. Sie wurden mit der Frage konfrontiert, was die Kirche eigentlich an diesem Tag macht. Wie antworten Sie darauf?

Bachner:  Wir laden natürlich die Menschen zum Gebet und zur Meditation in den Dom ein. Der große Silvestergottesdienst um 18:30 Uhr ist eine alte Tradition mit unserem Erzbischof. Da ist der Dom auch immer sehr gefüllt. Die Menschen kommen, um zum Jahreswechsel alles, was sie bewegt an Dank und Bitte, Gott vorzutragen. Wir begrüßen auch die Illumination der Stadt sehr. Ich freue mich, dass der Platz nicht nur eine Sicherheitszone ist, sondern auch ein Ort für Positives. Bei solchen Ereignissen kann der Dom erheblich heller bestrahlt werden.

Andererseits ist unser Anliegen, dass mit dem Dom nur noch Pastoralprojekte gestaltet werden. Bei "SilentMod" war das zum Beispiel die Suche des Menschen nach Gott. Im nächsten Jahr gibt es eine Lichtinstallation anlässlich des Endes des Ersten Weltkrieges. Das Motto lautet "Frieden und Gerechtigkeit – Dona nobis pacem". Wir müssen darauf achten, dass die Würde und die Erhabenheit des Doms erhalten bleiben und dass der Dom nicht instrumentalisiert wird, aber dass er eine Botschaft hat.

Das Interview führte Tobias Fricke.


Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius (DR)
Dompropst Prälat Gerd Bachner und sein Dom / © Alexander Foxius ( DR )

So könnte die historische Mitte in Köln aussehen... Das Bild zeigt den Siegerentwurf des Architektenbüros "Staab". / © Staab (Architekturbüro Staab)
So könnte die historische Mitte in Köln aussehen... Das Bild zeigt den Siegerentwurf des Architektenbüros "Staab". / © Staab ( Architekturbüro Staab )
Quelle:
DR