30. Todestag von Joseph Kardinal Höffner

"Köln einen Tag lang katholische Hauptstadt"

An diesem Montag ist es 30 Jahre her, dass der langjährige Kölner Erzbischof Joseph Kardinal Höffner starb. Zehntausende Menschen nahmen damals Abschied vom früheren Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz. Ein Blick zurück in die Zeit.

Sarg des verstorbenen Kardinals Joseph Höffner (1987) / © KNA (KNA)
Sarg des verstorbenen Kardinals Joseph Höffner (1987) / © KNA ( KNA )

Joseph Kardinal Höffner, der das Erzbistum Köln von 1969 bis 1987 leitete, war am 16. Oktober 1987 im Alter von 80 Jahren gestorben. Da der bereits emeritierte Erzbischof an einem Gehirntumor litt, hatten die Menschen schon länger mit seinem Tod gerechnet. Bereits ab Samstagabend (17. Oktober) war der prominente Bischof für eine Woche in der romanischen Basilika Sankt Gereon aufgebahrt, zu deren Pfarrbezirk das Erzbischöfliche Haus bis heute gehört.

"Schlicht, ohne großen Pomp" sei Höffner aufgebahrt gewesen, berichtete damals der "Kölner Stadt-Anzeiger". Allein am Sonntag - die "Kölnische Rundschau" sprach von "herbstlich mildem Kaiserwetter mit azurblauem Himmel" - zogen fast 15.000 Menschen am Katafalk unterhalb des Altars vorüber.

Totenwache an der Bahre

Rechts und links der Totenbahre brannten je sechs dunkelbraune Kerzen in großen Leuchtern. Höffner selbst war bekleidet mit seinen Kardinalsgewändern, auf dem Kopf trug er eine weiße Mitra, über dem violettfarbenen schlichten Messgewand lag das aus Schafswolle gewebte weiße "Pallium", Zeichen der Metropolitenwürde. An der Hand trug Höffner den "Konzilsring", einen flachen Goldreif in Form einer Mitra, an den Füßen "ladenneue schwarze Schuhe", so die "Rundschau". Zwei ausladende Blumengestecke aus weißen Chrysanthemen schmückten den offenen Sarg.

Die Totenwache hatten in der Nacht zum Sonntag Seminaristen aus dem Bonner Theologenkonvikt Albertinum gehalten. Bis zur Beisetzung am Samstag (24. Oktober) sollten sich die Priester des Erzbistums bei der Totenwache an der Bahre Höffners abwechseln. Innerhalb von vier Tagen erwiesen ihm etwa 30.000 Menschen die letzte Ehre, darunter auch 100 Soldaten des Standorts Köln.

"Geistliches Testament" früh verfasst

Domschweizer mussten den Besucherstrom in Sankt Gereon kanalisieren, der zeitweise so stark war, dass die bronzene Tür geschlossen werden musste. In der Vorhalle lagen Kondolenzlisten, in die sich die Trauernden eintrugen. Jeder Besucher erhielt ein vierseitiges Blatt mit dem Wappen des Erzbischofs und seinem "Geistlichen Testament".

Dieses hatte Höffner bereits zur Fastenzeit 1980 verfasst, weil er damals schon geglaubt hatte, seine Zeit sei gekommen.

Jeden Tag jeweils um 12.15 Uhr wurde die Eucharistie für Höffner gefeiert. Am Tag der Beisetzung wurde der geschlossene Sarg in einer Prozession zum Kölner Dom geleitet. Etwa 20.000 Menschen säumten die rund einen Kilometer lange Strecke zur Kathedrale.

"Köln war Hauptstadt der katholischen Christenheit"

"Einen Tag lang schien Köln die Hauptstadt der katholischen Christenheit", schrieb damals die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA). Ordensritter flankierten den Sarg des Kardinals. Zum Trauergottesdienst im Dom kamen fast 10.000 Menschen. Unter den 13 Kardinälen und 60 weiteren Bischöfen aus dem In- und Ausland war auch Kardinal-Staatssekretär Agostino Casaroli, der eine Botschaft von Papst Johannes Paul II. verlas. Der Präfekt der Glaubenskongregation, Kurienkardinal Joseph Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., hielt die Predigt.

Priester, Ordensleute, Fahnenabordnungen katholischer Verbände und Familienmitglieder Höffners gaben ihm das Geleit. Politische Prominenz wie Bundespräsident Richard von Weizsäcker, Bundestagspräsident Philipp Jenninger, Bundeskanzler Helmut Kohl und Kölns Oberbürgermeister Norbert Burger folgten dem Sarg. Vor dem Einlass in den Dom hatten die Gläubigen warten müssen, berichtete die "Bonner Rundschau" damals: "Doch erst um elf Uhr öffneten sich die beiden schweren Tore, nachdem die Polizei zuvor eine Stunde lang mit Spürhunden jeden Winkel der Kirche auf versteckten Sprengstoff hin untersucht hatte."

Bischof von Münster und Erzbischof von Köln

Höffner wurde am 24. Dezember 1906 in Horhausen im Westerwald geboren. Er studierte in Rom Theologie und promovierte dort 1934. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Höffner in Trier Professor für Pastoraltheologie sowie christliche Soziallehre und gründete 1951 das Institut für Christliche Sozialwissenschaften an der Universität Münster. Von 1962 bis 1969 war Bischof von Münster, bevor er Erzbischof von Köln wurde. Von 1976 bis 1987 leitete er die Deutsche Bischofskonferenz. Höffner nahm am Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) und an weiteren Bischofssynoden teil.

Höffner starb nach kurzer Krankheit

2003 erklärte die israelische Gedenkstätte Yad Vashem Höffner und dessen Schwester Helene Hesseler-Höffner zu "Gerechten unter den Völkern", weil sie während des Krieges ein siebenjähriges jüdisches Mädchen versteckt und vor der Verfolgung durch die Nationalsozialisten geschützt hatten.

Würdigung durch Kardinal Woelki

Anlässlich des 30. Todestages von Kardinal Höffner würdigte der amtierenden Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, seinen Vorvorgänger als "besonders prägende Gestalt des deutschen Katholizismus". Dies gelte für Höffner als "Erzbischof von Köln, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, als engagierter Gesprächspartner in Wissenschaft und Politik und den Menschen zugewandter Seelsorger", erklärte Woelki am Freitag in Köln.


Aufgebahrter Leichnam des verstorbenen Kardinals Joseph Höffner (1987) / © KNA (KNA)
Aufgebahrter Leichnam des verstorbenen Kardinals Joseph Höffner (1987) / © KNA ( KNA )

Joseph Kardinal Höffner / © Ernst Herb (KNA)
Joseph Kardinal Höffner / © Ernst Herb ( KNA )

Rainer Maria Kardinal Woelki / © Oliver Berg (dpa)
Rainer Maria Kardinal Woelki / © Oliver Berg ( dpa )
Quelle:
KNA , DR