Domdechant Kleine zum Programm der Domwallfahrt

"Alle sollen eins sein"

Schon seit dem 12. Jahrhundert pilgern Menschen nach Köln, um den Dreikönigenschrein zu sehen. Auch dieses Jahr gibt es rund um die Domwallfahrt ein Programm für Jung, Alt und alle Konfessionen, wie Domdechant Kleine im Interview erzählt.

Dreikönigenschrein / © Boecker
Dreikönigenschrein / © Boecker

domradio.de: Die diesjährige Domwallfahrt (Programm) geht bis Sonntag und steht unter dem Motto "Alle sollen eins sein." Sie steht sozusagen für die Einheit im Glauben und für die Einheit der Kirche. Da denkt man natürlich in diesem Jahr an die Ökumene, nicht wahr?

Monsignore Robert Kleine (Stadt- und Domdechant): Genau, das ist ein Aspekt. "Alle sollen eins sein" meint aber auch die eine Welt. Zu diesem Thema haben wir einen internationalen Gottesdienst. Aber auch die Menschen aller Generationen sollen eins sein, ob die Kinder in den Kitas und Grundschulen oder die alten Menschen – auch die, die dement sind und mit Begleitung in den Dom kommen. Also, die Kirche ist eine große Einheit.

Speziell geht es sicherlich um die Ökumene. Deshalb feiern wir erstmals am Samstagmorgen einen ökumenischen Gottesdienst mit Vertretern der griechisch-orthodoxen Kirche, der Freikirchen, der evangelischen Kirche in Köln und natürlich der katholischen Kirche. Da freue ich mich sehr, dass im Jahr des Reformationsgedenkens auch ein Akzent bei der Domwallfahrt gesetzt wird – denn die Botschaft der Heiligen Drei Könige betrifft Christen aller Konfessionen. 

domradio.de: Das ist bestimmt auch ein tolles Bild, wenn man am Samstag im Dom diese Einheit sehen kann. Sprechen wir mal über den Pilgerweg durch den Kölner Dom. Was sind dabei besondere Stationen?

Kleine: Der Pilgerweg greift ja die alte Tradition auf, dass im Anschluss an die Ankunft der Heiligen Drei Könige 1164, die Reliquienpilger kamen. Später ist sogar der große neue Dom für die Pilger gebaut worden. Da gab es drei Stationen: Das ist die Mailänder Madonna, das ist der Dreikönigenschrein und das Gerokreuz. Die Besonderheit ist, dass man während der Wallfahrtstage unter den Dreikönigenschrein durch geht, sonst kann man ihn nur von einem Gitter aus sehen.

Und es gibt noch zwei vorgesetzte Stationen: Der Christophorus begrüßt seit alters her die Pilger. Und auf der anderen Seite ist die Schmuckmadonna, bei der man Kerzen anzünden und beten kann.

domradio.de: Am Samstag wird es eine "Liturgische Nacht der Jugend" im Dom geben. Alle können sogar die ganze Nacht im Dom bleiben und am nächsten Morgen gemeinsam frühstücken. Vielleicht ist das ein Klischee, aber so viele Jugendliche machen bei Wallfahrten eigentlich nicht mehr mit, oder?

Kleine: Es gibt Erfahrungen, dass Jugendliche auch bei Wallfahrten mitmachen. Die Weltjugendtage sind ja im Grunde genommen auch Wallfahrten. Die Fahrt nach Taizé ist ein ähnliches Beispiel. Aber auch in Köln gibt es die Kevelaer Bruderschaft, wo sehr viele junge Leute und Jugendliche zu Fuß von Köln nach Kevelaer mitgehen. Wenn es Zeiten gibt, in denen man mal nicht auf das Smartphone guckt, mag das auch für Jugendliche ganz interessant sein, mal miteinander ins Gespräch zu kommen. 

Die Domwallfahrt hat immer schon den Akzent auf die Jugend gelegt. Oft war das eine Vigil, eine nächtliche Anbetungsstunde, und dann wurde irgendwann um Mitternacht der Dom geschlossen. Jetzt haben wir erstmals eine ganze Nacht, die im Dom mit einem Gottesdienst beginnt.

Dann gibt es stündlich kleine Impulse und so etwas wie Workshops, wobei der Dom die ganze Zeit geöffnet ist. Man kann irgendwann gehen; man kann aber auch sagen, ich komm erst um 1 Uhr.

Es endet dann in den frühen Morgenstunden mit einer Heiligen Messe und anschließend geht man in den Dompfarrsaal und frühstückt gemeinsam und wird sicherlich noch einen schönen Sonnenaufgang miterlebt haben.

Das Gespräch führte Silvia Ochlast.


Stadtdechant Robert Kleine / © Jörg Loeffke (KNA)
Stadtdechant Robert Kleine / © Jörg Loeffke ( KNA )
Quelle:
DR