Schülerin aus Ägypten schnuppert Kölner Luft

Erzbistum Köln öffnet Türen für Praktikantinnen

Für vier Wochen hat die 16-jährige Praktikantin Julia Fayez ihre Heimat Alexandria verlassen und die Perle am Mittelmeer mit der Domstadt getauscht. Als Praktikantin im Generalvikariat bekommt sie einen Einblick in ein anderes Leben.

Autor/in:
Stephan Kern
Julia Fayez / © Stephan Kern (DR)
Julia Fayez / © Stephan Kern ( DR )

Köln und Alexandria in Ägypten haben einige Gemeinsamkeiten: Beides waren einmal Kolonien und in beiden Städten stecken Autofahrer nicht selten im Stau.

Aber das Leben in Deutschland ist schon ganz anders, beobachtet Julia Fayez. "Das Leben hier ist öffentlicher. Die Menschen können sich zu jeder Tageszeit draußen aufhalten. In Ägypten ist das eher unüblich und auch etwas gefährlich, wenn ein Mädchen um 12 Uhr nachts unterwegs ist."

Eine große Bereicherung aus einer fremden Kultur

Bei der Arbeit am Generalvikariat kann sich Julia gut einbringen, berichtet Jana Fricke, Referentin im Referat Kindertageseinrichtungen und Familienzentren. "Ägypten ist ja schon fremd. Ich empfinde es als totale Bereicherung jemanden aus einer ganz anderen Kultur hier zu haben, der auch noch frischen Wind hier rein bringt". Über Konferenzen und die Arbeit in der Verwaltung bekommt die junge Ägypterin einen guten Einblick in die Familienzentren und die katholischen Kitas.

Deutsche Schule gilt als besonders gut

Die Kenntnis der deutschen Sprache sind für Julia eine große Hilfe. Seit sie 5 Jahre alt ist lernt sie Deutsch. Zuerst im Kindergarten und dann an der Deutschen Schule der Borromäerinnen in Alexandria. Die Schule in Alexandria hat einen sehr guten Ruf. Sie ist eine deutsch-ägyptische Begegnungsschule. Die Mehrzahl der Schüler kommt aus Ägypten. Weil die Lehrer fast alle aus Deutschland stammen, bekommen die Schüler schon früh einen Blick über den Tellerrand und erwerben auch alle Kompetenzen für ein anschließendes und erfolgreiches Studium in Deutschland. Auch Julia will später mal in Deutschland studieren. Am liebsten etwas mit Sprachen.

Kölner Dom um die Ecke

Deshalb ist ihr Praktikum weit weg von der Heimat Alexandria wie ein erster kleiner Gehversuch in Europa. Ein kleines Highlight dabei ist sicher auch der Kölner Dom. Das dritthöchste Kirchengebäude der Welt thront direkt um die Ecke ihres Arbeitsplatzes. "So etwas habe ich noch nie gesehen. Es war das erste Mal, dass ich so ein großes Gebäude gesehen habe und ich finde es auch von der Architektur her wirklich sehr schön".

Religion spielt eigentlich keine Rolle

Auch in Ägypten gibt es Kirchen und Kloster, die aber alle wesentlich kleiner ausfallen. Obwohl die Mehrheit der Menschen in Ägypten muslimischen Glaubens sind, fühlt sie sich als orthodoxe Christin sicher und nicht benachteiligt. Ganz ungefährlich soll es aber laut den Aussagen des Auswärtigen Amts in Ägypten nicht sein. Auch in ihrem Freundeskreis hat sie schon von einem Anschlag erfahren. Der Großvater einer ihrer Freundinnen kam bei einer Bombenexplosion in einer Kirche ums Leben. "So etwas passiert, aber nicht oft", sagt Julia, die selbst jede Woche in die Kirche geht.

Grundsätzlich seien die Menschen in Alexandria sehr nett und auch sehr hilfsbereit. Auch in ihrer katholischen Schule spiele Religion überhaupt keine Rolle. Obwohl die meisten Schüler muslimischen Glaubens und die Christen in der Minderheit sind, kommen alle miteinander gut klar.


Quelle:
DR