Anmeldewelle für zweite Flusstaufe im Rhein

"Dat Wasser vun Kölle es jot"

Das Ritual in Köln erinnert an die Taufe Jesu im Jordan. Nur, dass man damals wohl ohne Sonnencreme und Rettungsschwimmer auskam. Am Sonntag werden durch die Evangelische Kirche 28 Kinder getauft - im Rhein. 

Taufe im Jordan  / © Ariel Schalit (dpa)
Taufe im Jordan / © Ariel Schalit ( dpa )

Pfarrerin Anna Quaas und ihr Kollege Mathias Bonhoeffer werden sich nasse Füße holen. Sie taufen 28 Kinder - im Rhein. "Bei einer Fortbildung habe ich eine Taufe im Badesee erlebt. Das war eine sehr schöne Erfahrung für die Täuflinge", erzählt die evangelische Theologin. "Jesus wurde im Jordan getauft", ergänzt Pastor Bonhoeffer. "Nur dass der Jordan heute im Gegensatz zum Rhein ein kleines Rinnsal ist." Und so wird die Rheintaufe der Kölner Kartäuserkirche unter besonderen Vorkehrungen gefeiert - und das bereits zum zweiten Mal.

Wie die Premiere im vergangenen Juli findet sie am seicht abfallenden Ufer an Flusskilometer 689,5 im rechtsrheinischen Köln-Deutz zwischen Hohenzollern- und Zoobrücke statt. Damals standen Eltern, Paten und Pastoren knietief im Wasser, im Hintergrund die imposante Kulisse des Kölner Doms. Dass ein Rettungsboot und Rettungsschwimmer die Szenerie säumten, habe niemand als störend empfunden, ist Bonhoeffer überzeugt. "Es war eine sehr schöne, würdige Feier."

14 Flusstaufen in diesem Jahr

Für Rheintaufe Nummer zwei sah sich die evangelische Gemeinde dann einer wahren Anmeldeflut gegenüber. Also haben Bonhoeffer und Quaas in diesem Jahr zwei Gottesdienste angesetzt: mit je 14 Taufen um 10.00 Uhr und um 13.00 Uhr - vom Baby bis zum 18-Jährigen. Den Täuflingen werden dabei ein paar Tropfen kostbares Nass auf den Kopf geträufelt.

"Die Säuglinge weinen weniger, weil das Wasser ja schon da ist", benennt Quaas die faszinierenden Effekte der Rheintaufe. "Da erschrecken sie nicht so, wenn es dann nass wird." Zum Glück sei die Wasserqualität des Flusses heute in Ordnung, sagt Bonhoeffer. Entsprechend lautet das Motto der Gemeinde für die Flusstaufe "Dat Wasser vun Kölle es jot".

Taufe im Rhein - Ausnahme für Katholiken

Und was ist mit den katholischen Verehrern von Vater Rhein? "Eine Taufe in offenen Gewässern ist sicherlich ein schönes Erlebnis und erinnert an die Taufe Jesu", erklärt Sarah Meisenberg vom Erzbistum Köln. "Doch da es weder um einen Event noch um ein Nachspielen der Taufe Jesu geht, ist das Taufen zum Beispiel im Rhein unseres Erachtens nicht sinnvoll."

Auch sehe das katholische Kirchenrecht als Taufstätte - außer im Notfall - eine Kirche oder Kapelle vor. Theologisch betrachtet gehe es bei dem Sakrament um die enge Verbindung zu Christus und die Aufnahme in die Gemeinde. Daher sei es sinnvoll, dass der Taufort die Kirche der Pfarrei sei, zu der der Täufling oder seine Eltern gehörten, "und man sich nicht einfach eine besonders schöne Kirche aussucht", so die Sprecherin.

Intensive Taufgespräche im Vorfeld

Bonhoeffer kennt diese Bedenken. Für Ortsfremde sei für die Anmeldung zur Rheintaufe jeweils eine Bestätigung des eigenen Gemeindepfarrers erforderlich gewesen, unterstreicht er. Und auch aus evangelischer Sicht werde ein Täufling "in die Gemeinde hinein" getauft. "Deshalb ist es uns wichtig, dass die Leute Kontakt mit ihrem Pfarrer aufnehmen." Und auch Quaas betont, es habe mit jeder Familie intensive Taufgespräche gegeben, man kenne sich sehr gut.

Den "Eventcharakter", den die Rheintaufe mitunter anzunehmen drohe, versuchten sie zurückzudrängen, sagt Bonhoeffer. "Das ist eine Gratwanderung zwischen den Wünschen der Taufeltern und unserer theologischen Absicht." Bei der Premiere sei das geglückt. Auch bei Trauungen erlebe er, dass manche Paare die Kirche samt Pfarrer als "Staffage" betrachteten. "Aber sie täuschen sich." Und eine Taufe bleibe nicht ohne Wirkung. Dafür sorge "ein anderer", so der Großneffe der Hitler-Widersacher Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi.

Taufen bei jedem Wetter

Auch Pfarrerin Quaas will nichts von einem Event wissen. Taufen in offenen Gewässern seien heute keine so große Seltenheit mehr, meint sie und wundert sich über das große Interesse. "Das ist eigentlich ein ganz normaler Gottesdienst unter freiem Himmel." Laut aktuellen Wetterprognosen dürfte sich Petrus freundlich zeigen. Doch sollten die Gottesdienstbesucher besondere Vorsorge treffen, wie es auf der Einladung heißt: "Die Rheintaufe findet bei jedem Wetter statt, bitte Sonnenhut und -creme beziehungsweise Regenkleidung mitbringen."


Quelle:
KNA