Willibert Pauels zum Tode Kardinal Meisners

Ein Abendritual von Meisner "geklaut"

Er nannte seinen damaligen Chef auch gerne mal "Kanal-Meister". Die Witze des Diakons und Kabarettisten Willibert Pauels machten auch vor dem nun verstorbenen Kardinal Meisner nicht Halt. In seinem Urlaub in Tirol hat er von der auch für ihn traurigen Nachricht erfahren.

Willibert Pauels / © Michael Schopps (privat)
Willibert Pauels / © Michael Schopps ( privat )

domradio.de: Du bist gerade in Seefeld in Tirol im Urlaub. Wie hast Du vom Tode Kardinal Meisners erfahren?

Willibert Pauels (Diakon und Büttenclown): Ich saß am Mittwoch auf dem Balkon im sonnenüberstrahlten Seefeld und schaute auf die hinreißende Bergwelt. Da rief mich die Kölner Zeitung "Express" an und der Redakteur fragte mich, was ich denn zum Tod von Meisner sagen würde. Und ich so: "Was ist los?"

domradio.de: Du warst also ziemlich überrascht?

Pauels: Ja. Wahrscheinlich nicht nur ich, sondern das hat ja alle überrascht.

domradio.de: Was ging Dir dann durch den Kopf?

Pauels: Ich darf hier mal mein Herz öffnen. Ich musste daran denken, dass ich von Kardinal Meisner ein Abendritual geklaut oder übernommen habe. Denn er hat mir mal erzählt, dass er, wenn er zu Bett geht, sich mit der Bettdecke zudeckt und sich dann bekreuzigt. Er hat es so ausgedrückt, dass er sich mit einem großen Kreuz zudecke. Das fand ich so anrührend.

domradio.de: Warum? Ist das nicht eigentlich gängige Praxis?

Pauels: Na ja, nicht so ganz. Der Kabarettist und Mediziner Eckert von Hirschhausen hat mal gesagt, wir putzen uns zwei Mal am Tag ganz selbstverständlich die Zähne. Warum putzen wir uns nicht zwei Mal am Tag auch den Geist? Wenn man mal so drüber nachdenkt, ist es nicht so selbstverständlich, oder?

domradio.de: Und seitdem machst du das also selber auch? Wirklich jeden Abend?

Pauels: Ja, weil dieses doppelte Zudecken – einmal mit der Bettdecke und einmal geistig – mit der wärmenden Kraft unseres Kreuzzeichens – das finde ich einfach toll. Seitdem –  das ist jetzt schon einige Jahre so – mache ich das abends, wenn ich zu Bett gehe.

domradio.de: Wenn das einige Jahre her ist, verbindest Du das mit dem Gedanken an den früheren Erzbischof?

Pauels:  Ganz klar, da ich dieses Ritual ja geklaut habe, musste ich also immer abends auch an ihn denken. So habe ich dann ihn in das Gebet eingeschlossen. Und bis heute bete ich also für meinen alten und meinen jungen Bischof, Kardinal Woelki. Auch am Vorabend des 5. Juli. Am nächsten Morgen kam dann diese Nachricht.

domradio.de: Wirst Du das Ritual so beibehalten?

Pauels: Ich werde das weiter machen – auch das Gebet für die Erzbischöfe. Denn wir Christen können für die Verstorbenen beten. Wir glauben ja nicht, dass sie einfach verschwinden, was die –  man muss ja sagen – armen Atheisten glauben müssen. Also, dass wir nur ein Staubkorn sind, was nach kurzem Aufglühen im Nichts verschwindet. Der wichtigste Unterschied ist die Perspektive des Glaubens. Michelangelo hat einen wunderschönen Satz geprägt: "Wenn wir sterben gehen wir nicht ins Nichts, wir wechseln nur die Räume." Also werde ich mein Leben lang abends für beide Bischöfe beten.

Das Interview führte Verena Tröster.


Quelle:
DR