Junge Flüchtlinge tanzen Szenen einer Flucht vor dem Dom

"Köln kann auch anders"

Auf dem Platz vor Hauptbahnhof und Kölner Dom haben Kinder und Jugendliche gemeinsam mit Flüchtlingskindern und -jugendlichen Szenen einer Flucht getanzt und damit ein Zeichen gesetzt.

Sie tanzen im Schatten des Doms.  / © Melanie Trimborn (DR)
Sie tanzen im Schatten des Doms. / © Melanie Trimborn ( DR )

Der Bahnhofsplatz ist an diesem Samstag voll. Inmitten der Menge ertönt durch einen Verstärker Musik. Junge Menschen sammeln sich, schlängeln sich an Passanten vorbei. Kinder und Jugendliche in dunkler Kleidung und traurigen Gesichtern gehen hintereinander über den Vorplatz des Kölner Hauptbahnhofs. Ihre Köpfe sind gesenkt. Passanten bleiben stehen und schauen. Rund 100 Kinder und Jugendliche - darunter auch Flüchtlingskinder - tanzen Szenen einer Flucht nach und ziehen die Blicke auf sich.

Nur Fußballfans, die gerade in der Sonne Kaffee trinken fangen an dagegen zu grölen und die Musik zu übertönen. Ein Frau steht am Rand spricht den Kindern und Jugendlichen gut zu, die kurz verwirrt scheinen, da sie die Musik kaum noch vernehmen können: "Macht einfach weiter, es ist alles gut!", ruft sie den Kindern zu, die wieder in ihre Rollen zurückkehren. Sie ist die Tanzlehrerin.

Im Schatten des Kölner Doms

Plötzlich ertönt aus den Lautsprechern mit Verstärker "Born this way" von Lady Gaga. Die Kinder und Jugendlichen reißen sich die dunklen Pullover vom Leib und fangen an zu tanzen. "Heb' einfach deine Hände hoch. Denn wir sind nun mal so geboren. Meine Mutter hat mir gesagt, als ich noch jung war: 'Wir sind alle als Superstars geboren'", heißt es in dem Lied. In bunten T-Shirts tanzen die hundert Kinder und Jugendlichen im Schatten des Doms und die Leute schauen zu. Die Fußballfans haben keine Chance mehr. Die Aufmerksamkeit liegt bei den jungen Tänzern.

Vorne weg schwingt Hamsa Humaja aus Syrien seinen Körper zur Musik. Seit fast zwei Jahren ist er mit seinem Bruder hier in Deutschland und tanzt regelmäßig mit anderen Flüchtlingen und Jugendlichen aus Deutschland für eine bessere Völkerverständigung. "Wir sind hier in der Truppe aus ganz vielen Kulturen. Wir tanzen hier in der Sonne und sind alle glücklich und wir möchten das Anderen zeigen, dass wir hier glücklich sind", sagt er im Anschluss.

Über 100 Jugendliche

Einstudiert haben die Kinder und Jugendlichen die Choreographie mit der Frau, die ihnen am Rand zugesprochen hat, Suheyla Ferwer. Sie realisiert mit ihrem Tanztheater Flüchtlingsprojekte. Sie will eine klare Botschaft mit dieser Aktion vermitteln. "Dieser Hauptbahnhof ist so negativ belegt und das möchten wir ändern. Jetzt tanzen Flüchtlingskinder." Es sei hier nicht alles unangenehm auf der Domplatte. "Wir haben gezeigt: Köln kann auch anders", erklärt sie.

Begeistert schaut auch der Kölner Generalvikar Dominik Meiering zu. Er ist Schirmherr dieses Flashmobs - der veranstaltet wurde im Rahmen der "Aktion Neue Nachbarn", in der das Erzbistum Flüchtlinge unterstützt und hilft. "Es ist eine bunte Truppe und alle tanzen miteinander. Da zeigen uns Kinder und Jugendliche, wie wir in unserer Gesellschaft leben können", sagt Meiering. "Wir müssen es nur wollen und uns anstrengen."


Schirmherr des Projekts ist Generalvikar Dominik Meiering.  / © Melanie Trimborn (DR)
Schirmherr des Projekts ist Generalvikar Dominik Meiering. / © Melanie Trimborn ( DR )

 Qassem Alhamayyer aus Syrien im Interview mit domradio.de.  / © Melanie Trimborn (DR)
Qassem Alhamayyer aus Syrien im Interview mit domradio.de. / © Melanie Trimborn ( DR )

Suheyla Ferwer leitet das Tanztheater. / © Melanie Trimborn (DR)
Suheyla Ferwer leitet das Tanztheater. / © Melanie Trimborn ( DR )
Quelle:
DR