Der AfD-Parteitag und die Auswirkungen auf Kirchen und Läden in Köln

So manches bleibt zu

Der AfD-Parteitag an diesem Wochenende in Köln bringt die Stadt an den Rand eines Ausnahmezustandes. Demonstrationen sind rund um den Heumarkt angekündigt. Kirchen und Geschäfte rund um den Platz bereiten sich unterschiedlich vor.

Autor/in:
Jasmina Scholz und Carsten Loose
Der Kölner Heumarkt vor dem AfD-Parteitag / © Oliver Berg (dpa)
Der Kölner Heumarkt vor dem AfD-Parteitag / © Oliver Berg ( dpa )

Mittelalterlich anmutend liegt er mitten in der Altstadt und ist der zweitgrößte öffentliche Platz der Stadt Köln: der Heumarkt. Kein Wunder, dass er immer wieder für Großveranstaltungen wie etwa große Karnevalsbühnen an den jecken Tagen oder die Eisbahn in der Adventszeit genutzt wird. An diesem Wochenende werden sich dort Demonstranten einfinden, die Vielfalt und Toleranz im gesellschaftlichen Leben propagieren. 30.000 Teilnehmer werden allein am Heumarkt erwartet. Direkt am Platz steht das Maritim-Hotel, in dem die AfD tagen wird.

Für Anwohner und auch Geschäfte sowie Restaurants rund um den Heumarkt, die viele Großveranstaltungen gewohnt sind, ist die Situation trotzdem neu. Die Polizei hatte die Ladenbesitzer im Vorfeld über die Sicherheitsmaßnahmen informiert. Die Stadt untersagt an diesem Samstag während der Demonstration auf dem Heumarkt, dem Alter Markt und den angrenzenden Straßen die Außengastronomie. Den Läden ist es nicht gestattet, Auslagen nach draußen zu stellen. Die Polizei befürchtet, dass gewaltbereite Demonstranten Stühle und Sitzbänke als Wurfmaterial verwenden könnten. Betroffen sind bis zu 50 Betriebe.

Ärger und Angst wegen der Demonstrationen

Das ärgert nicht nur die Ladenbesitzer, deren Geschäfte direkt am Heumarkt liegen. Auch einige Straßen weiter werden die Auswirkungen der Demonstrationen zu spüren sein. Dort, wo sonst Kölner und Besucher der Stadt einkaufen gehen, protestieren an diesem Wochenende lautstark zahlreiche Demonstranten. "Ich finde es sehr, sehr ärgerlich, dass immer alles auf unserem Rücken ausgetragen wird. Wir haben hier Demonstrationen, Kundgebungen und müssen auch immer wegen Karnevals-Veranstaltungen oder des Christopher Street Days Abstriche machen. Alles findet immer direkt um uns herum statt. Das bedeutet für uns auch eine große finanzielle Einbuße.", sagt Ruth Bergkemper-Otte, Mitarbeiterin des Garten- und Pflanzengeschäfts "Samen Grun" in der Martinstraße nahe dem Heumarkt.

Direkt neben dem Pflanzengeschäft befindet sich ein kleiner Kiosk. Mitarbeiter Hassan Olfati erzählt, dass sein Geschäft trotz möglicher Beschädigungen oder Übergriffe nicht geschlossen wird. Angst habe er nicht, aber vorsichtiger werde er dennoch sein. Anders sieht es mit der Angst einer Mitarbeiterin eines Cafés direkt am Heumarkt aus. Die Tür des Ladens führt direkt zum Platz, normalerweise können die Gäste auch draußen sitzen. "Wir werden da sein, aber Angst haben wir natürlich schon."

Auch Kirchen werden geschlossen

Zahlreiche Läden werden am Samstag  ihre Türen aber auch ganz geschlossen lassen. Doch nicht nur Restaurant- und Geschäftsbesitzer haben sich Gedanken über eine mögliche Schließung gemacht. Auch die angrenzenden Kölner Kirchen und Gemeinden haben sich mit der Frage "Was tun?" auseinandergesetzt. Die Lösungen sehen unterschiedlich aus. Kirchen, die nicht im direkten Sperrgebiet liegen, wie St. Gereon oder auch die Dominikanerkirche St. Andreas nahe dem Hauptbahnhof, planen am Samstag keine besonderen Maßnahmen. "Sollte es schwierig werden, dann würden wir ganz kurzfristig entscheiden, doch zu schließen, um etwaige Besucher und das Gotteshaus zu schützen. Aber wir sind zuversichtlich, dass das nicht nötig sein wird.", sagt Margarete Heinen, die Pfarrsekretärin der Gemeinde St. Gereon.

Anders hat sich die Gemeinde von St. Maria im Kapitol entschieden. Sie liegt nahe am Maritim-Hotel – und bleibt geschlossen. "Es ist weniger ein Angriff auf die Kirche, sondern der Kreuzgang bietet sich an, dass man dort allerlei Geschäfte verrichten kann und das ist einfach unangenehm", erklärt der zuständige Pfarrer Matthias Schnegg Dagegen bleibt die Kirche St. Maria Lyskirchen, die zweite Gemeinde von Pfarrer Schnegg, offen.

An der Kirche St. Kolumba zieht zwar eine Demonstration vorbei, doch das ist aus Pater Paul Marias Sicht nicht besorgniserregend. St. Aposteln am Neumarkt wird auch geöffnet bleiben. Die Verantwortlichen der Kirche hoffen auf den Schutz durch die Polizei. Zusätzlich wird an dem Tag die Kirche beaufsichtigt.

Ausstellung "Hilliges Köln 2.0" bleibt zu

Dagegen bleibt die Ausstellung "Hilliges Köln 2.0" über religiöse Toleranz im Historischen Archiv an diesem Wochenende geschlossen. Das Archiv liegt direkt gegenüber dem Maritim-Hotel und somit im direkten Sperrgebiet. Wachdienstmitarbeiter Michael Schäfer erklärt: "Die Ausstellung bleibt an diesen Tagen zu, weil das viel zu riskant wäre. Wir vom Wachdienst sind hier und hoffen, dass alles ruhig bleibt."

Ebenfalls direkt im Geschehen liegt die Kirche Groß St. Martin der monastischen Gemeinschaften von Jerusalem. Außerhalb der Gebetszeiten ist die Kirche abgeschlossen, erklärt Schwester Edith. Die Gottesdienste und Andachten finden jedoch statt. Schließlich gehe es auch darum "ein Zeugnis christlichen Glaubens abzulegen, das von Hoffnung geprägt sei."


Quelle:
DR