Wie ein Kölner Pfarrer Helfern auf dem Mittelmeer Ostern ermöglichen will

Das erste Osterfest für viele

Seit Jahren haben die Helfer auf dem Mittelmeer kein Ostern mehr feiern können. Das will nun Pfarrer Regamy Thillainathan aus dem Erzbistum Köln ändern. Kommende Woche geht es nach Malta und er wird auf das MOAS-Schiff gehen.

Flüchtlingsrettung / © Jason Florio Moas.EU
Flüchtlingsrettung / © Jason Florio Moas.EU

domradio.de: Das ist ja eher ein ungewöhnlicher Ort, um das Osterfest zu feiern. Wie wird das ablaufen?

Pfarrer Regamy Thillainathan (Leiter der Diözesanstelle "Berufe der Kirche" im Erzbistum Köln): Ich werde ab Montag bereitstehen. 24 Stunden vorher bekomme ich die Nachricht, wohin ich fliegen soll. Dort werde ich dann an Bord gehen.

domradio.de: Was machen Sie dann vor Ort?

Pfarrer Thillainathan: Ich werde da ganz normal mitarbeiten. Allerdings nicht im operativen Einsatz, das heißt nicht da wo die Rettungsschwimmer zugegen sind und auch nicht im medizinischen Bereich. Da sind Ärzte vom Roten Kreuz unterwegs. Sondern ich bin im Team, wo sich Menschen darum kümmern, dass die Flüchtlinge, die an Bord kommen, erst einmal versorgt werden. Das heißt zuerst werden sie vor allem materiell aber auch seelsorgerisch versorgt.

domradio.de: Seelsorge springt einem ja ins Auge, wenn ein Pfarrer mit an Bord ist. Wenn man gerade mit dem Leben gekämpft hat, dann an Bord gezogen wird, dann ist man bestimmt erst mal komplett durch den Wind, oder?

Pfarrer Thillainathan: Diese Erfahrung machen auch unsere Helferinnen und Helfer vor Ort. Sie sagen, dass wir das gar nicht leisten können. Es sind so viele Menschen, die eine erste Betreuung brauchen. Es ist notwendig, da die Menschen sehr traumatische Erfahrung hinter sich haben.

domradio.de: Jetzt ist es ja das höchste Fest der Kirche, das Sie sich da ausgesucht haben, dort mitzufahren. Warum Ostern?

Pfarrer Thillainathan: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort haben unseren Erzbischof gebeten - wenn es möglich wäre - jemanden zu senden, damit auch sie die Kar- und Ostertage feiern können. Viele von ihnen sind schon jahrelang im Einsatz und konnten Ostern nicht mitfeiern. Da hat unser Erzbischof nicht lange nachgedacht und gesagt: "Das ist uns ein Anliegen, dass dort wo die Menschen an der Schwelle zwischen Leben und Tod - und nach unserer Hoffnung – auch der Auferstehen, dass wir da als Kirche auch gegenwärtig sind." Und da hat er mich beauftragt, dem auch nachzukommen.

domradio.de: Gab es eine Vorbereitung?

Pfarrer Thillainathan: Es gab eine Vorbereitung auf Malta, wo es eben Sicherheitseinweisungen gab und medizinische Untersuchungen. Es gibt zum Beispiel klare Regelungen, wie eben die Tage an Bord verlaufen, wie die Einsätze verlaufen. Aber es gibt auch klare Regelungen, was ich tragen darf. Es gilt  auf Deck etwa eine andere Kleiderordnung als in den Kajüten. Draußen müssen andere Schuhe getragen werden, ein Sicherheitsanzug und eine Rettungsweste. Das hat auch etwas mit Hygiene-Vorschriften zu tun.

domradio.de: Der Priesterkragen wird immer dabei sein?

Pfarrer Thillainathan: Ich werde schauen. Ich werde alles einpacken, aber ich vermute mal, dass es unter dem Rettungsanzug egal ist, was ich trage. Ich werde die liturgischen Gewänder einpacken, damit wir auch die Gottesdienste feiern können. Mal schauen, ob sie zum Einsatz kommen. Hauptsache die Besatzung freut sich, dass sie nach so vielen Jahren nun auch Ostern feiern können.

Das Interview führte Silvia Ochlast.


Quelle:
DR