Das Erzbistum Köln und der Pastorale Zukunftsweg

Abschied von den Rollenbildern von gestern

Im Erzbistum München-Freising sollen künftig auch Laien Pfarreien leiten können. Welchen Weg geht das Erzbistum Köln, um dem Priestermangel zu begegnen? Der stellvertretende Generalvikar Msgr. Bosbach über Chancen der Krise.

Kölner Dom / © Oliver Berg (dpa)
Kölner Dom / © Oliver Berg ( dpa )

domradio.de: Sie waren früher Dechant und Kreisdechant, Monsignore Bosbach. Wie viel Zeit bleibt denn für die Seelsorge übrig?

Msgr. Markus Bosbach (stellvertretender Generalvikar und Hauptabteilungsleiter Seelsorgebereiche): Es war Gott sei Dank bei mir immer noch genug Zeit. Ich habe viel Seelsorge machen können. Aber natürlich sind auch viele administrative Aufgaben zu bewältigen gewesen. Ich habe die Verwaltung allerdings auch immer als Dienst an der Pastoral empfunden, von daher hat mir immer beides Freude bereitet. Ich sehe aber auch die Not vieler Priester, dass zu viel Verwaltungsarbeit auf ihnen lastet.

domradio.de: Teams aus professionellen und ehrenamtlichen Laien sollen die Gemeinden in München zukünftig leiten. Damit werden Pfarrer ganz klar entlastet. Könnten Sie sich das für Köln auch vorstellen?

Msgr. Bosbach: Es sind ja erst einmal Pilotprojekte zum Testen. Vorstellen lässt sich vieles, das ist vielleicht die Chance dieser Zeit, wo wir alle nicht so ganz genau wissen, wie es mit der Kirche in unserem Land sein wird. Das ist die Chance, Dinge auszuprobieren, wie die Münchener das jetzt tun und auch andere Diözesen.

Wir sind in Köln ja auch einen Weg gegangen. Wir führen hauptamtliche Verwaltungsleitungen ein, um Pfarrer zu entlasten. Wir versuchen auch aktiv, mit allen, die im pastoralen Dienst stehen, an Rollenwechseln zu arbeiten. Die sind auch wichtig. Die Herausforderungen für die Zukunft kann man nicht unbedingt mit den Rollenbildern von gestern lösen.

domradio.de: Dass ein Pfarrer sich aber grundsätzlich von seiner Leitungsfunktion löst, das halten Sie nicht für denkbar?

Msgr. Bosbach: Die Leitungsfunktion muss anders werden. Das ist zumindest unser Weg hier in Köln. Der Pfarrer versteht sich als derjenige, der Seelsorge ermöglicht. Aber er muss sie nicht alleine machen, es liegt nicht alles auf seinen Schultern. Allerdings er ist der Letztverantwortliche auch in Abhängigkeit vom Bischof für den strategisch-geistlichen Leitungsauftrag, den er hat. Also: Maximale Entlastung in der Verwaltung um frei zu sein für diese wichtige Leitungsaufgabe.

domradio.de: Wie kann das funktionieren?

Msgr. Bosbach: Das ist die Herausforderung der kommenden Jahre. Der Pastorale Zukunftsweg meint, dass an den einzelnen Kirchorten dezentral sehr viel Leben dadurch entsteht, dass Getaufte sich verantwortlich zeigen. Auf der Ebene des kleineren Kirchortes können uns durchaus auch Gemeindeleitung vorstellen von Teams von Getauften. Der Pfarrer soll das ermöglichen und zusammenhalten, damit nicht jede Gemeinde macht, was sie will. Damit das Ganze auch in der größeren Einheit des Bistums und der katholischen Kirche bleibt.

domradio.de: Das kann auch eine Chance sein?

Msgr. Bosbach: Chancen stecken in jeder Krise. Entweder man resigniert und erleidet die Krise oder man schaut, wo man aktiv mit den Herausforderungen umgehen kann und Neues ausprobiert. Dazu lockt uns in Köln auch der Pastorale Zukunftsweg.

Das Interview führte Verena Tröster.


Msgr. Markus Bosbach (KNA)
Msgr. Markus Bosbach / ( KNA )
Quelle:
DR