Katholikenausschuss zur Beerdigung tot- und fehlgeborener Kinder

"Einen Platz und ein Gedenken geben"

Es ist ein großer Schmerz für viele Eltern, wenn ihr Kind tot zur Welt kommt. Doch nicht alle Föten werden auch beerdigt. Das hat Hannelore Bartscherer vom Kölner Katholikentagsausschuss auf die Idee gebracht, diese Embryonen beisetzen zu lassen.

Teddybär auf einem Kindergrab / © Stephanie Pilick (dpa)
Teddybär auf einem Kindergrab / © Stephanie Pilick ( dpa )

domradio.de: Kann man diese Beisetzung mit einer Bestattung vergleichen, wie man sie aus dem Familien- oder Freundeskreis kennt?

Hannelore Bartscherer (Vorsitzende des Katholikenausschusses der Stadt Köln): Ich denke schon. Es wird eine Urne beigesetzt. In dieser Urne befinden sich die Aschereste all der Kinder, die in Köln und näherer Umgebung tot zur Welt gekommen sind. Das sind in diesem Jahr in der Urne, die wir bestatten, 881 Föten - nach unserer Definition Kinder, die tot zur Welt gekommen sind. Ob es sich um Fehl- oder Totgeburten aufgrund von Komplikationen oder Abtreibung handelt, spielt hierbei keine Rolle. Denen wollen wir, weil sie im Leben keinen Platz hatten, im Tod einen Platz und ein Gedenken geben. Das ist eine Bestattung, die wie viele andere Bestattungen auch abläuft.

domradio.de: Das Ganze ist eine rechtliche Grauzone. Teilweise sind Krankenhäuser dazu verpflichtet, Kinder, die tot zur Welt gekommen sind, zu bestatten, teilweise aber auch nicht. Für diejenigen, die nicht verpflichtet sind, treten Sie dann quasi ein und kümmern sich darum, dass diese Kinder dennoch bestattet werden, oder?

Bartscherer: Die Krankenhäuser kümmern sich in sehr verantwortungsvoller Weise selber um alle Kinder, die in ihrem Bereich tot zur Welt kommen. In der Regel kümmern sich da die katholischen und evangelischen Seelsorgerinnen und Seelsorger darum - so weit ich das hier von Köln kenne. Uns geht es darum, die Kinder, die in Privatpraxen tot entbunden werden, zu bestatten. Das sind aus verschiedenen Privatpraxen in und um Köln herum dieses Mal 881 Kinder, die wir nun bestatten. Ein Jurist würde an der Stelle sagen, dass sei keine Grauzone. Es ist rechtlich geregelt - aber es ist so geregelt, dass es mehrere Möglichkeiten der Handhabung gibt.

domradio.de: Seit vier Jahren gibt es diese Tradition jetzt in der Stadt. Die Idee dazu stammt von Ihnen. Wie sind Sie denn überhaupt auf dieses Thema aufmerksam geworden?

Bartscherer: Wir sind im Vorstand des Katholikentagsauschusses durch einen Zeitungsartikel darauf aufmerksam geworden, der im Sommer 2013 titelte: "2.500 Föten werden beigesetzt". Da habe ich mich gefragt, ob dabei irgendetwas mit den Nullen durcheinandergeraten ist. Wo sollen die 2.500 Föten denn herkommen, weil ich ja wusste, dass die Krankenhäuser hier in Köln sehr verantwortungsbewusst damit umgehen? Die Rückfrage hat aber diese Zahl bestätigt. Diese Anzahl von Föten ist aus verschiedenen Privatpraxen zusammengekommen und sollte bestattet werden. Das haben wir zum Anlass genommen, genauer hinzuschauen und diese totgeborenen Kinder beizusetzen.

domradio.de: Das Ganze findet aber nicht in der Form eines katholischen Gottesdienstes statt, oder?

Bartscherer: Das findet im Rahmen einer Trauerfeier auf dem katholischen Friedhof an der Sonderburger Straße in Köln-Mülheim statt. Der leitende Pfarrer dieser Gemeinde, Pfarrer Wagner, hält einen kleinen Trauergottesdienst in der Kapelle auf dem Friedhof. Anschließend wird die Urne in einer Grabstelle, die die Gemeinde seit dem vergangenen extra dafür eingerichtet hat, beigesetzt.

Das Interview führte Renardo Schlegelmilch.


Hannelore Bartscherer (DR)
Hannelore Bartscherer / ( DR )

Pfarrer Wagner bei der Beisetzung / © Meisenberg (Erzbistum Köln)
Quelle:
DR