Der Kölner Weihbischof Puff schaut auf das Jahr zurück

"2016 war für mich ein gutes Jahr"

Der Kölner Weihbischof Ansgar Puff schaut auf das Jahr 2016 zurück. Im domradio.de-Interview erinnert er sich an Begegnungen und Gespräche mit Jugendlichen, Obdachlosen und Menschen mit Brüchen im Leben.

Weihbischof Ansgar Puff / © Katja Früh
Weihbischof Ansgar Puff / © Katja Früh

domradio.de: War für Sie der Weltjugendtag (WJT) in Krakau ein Highlight in diesem Jahr?

Kölner Weihbischof Ansgar Puff: Ja, es war zum einen mein erster WJT als Weihbischof. Ich fand es sehr spannend, Katechesen mit Jugendlichen zu halten. Es hat mich sehr bewegt, was die Worte des Papstes für ein Echo bei den Jugendlichen gefunden haben. Zum Beispiel als er sagte: "Ihr seid nicht dazu gemacht worden, um auf dem Sofa herumzuliegen, sondern um Spuren in der Welt zu hinterlassen." Mein persönliches Highlight aber war die Erfahrung, dass sich Barmherzigkeit gegen Unrecht durchsetzt.

domradio.de: In Krakau?

Puff: Ja, ich hatte einen Tag etwas Zeit für mich. Da habe ich das Kloster,  in dem Schwester Faustyna gewirkt hat, besucht. Papst Johannes Paul II. hatte als Philosophiestudent, der Zwangsarbeit leisten musste, das Kloster besucht und Schwester Faustyna und die Barmherzigkeit entdeckt – und das als Zwangsarbeiter in einem Unrechtsstaat. Heute ist es ein Campus, wo auch während des Weltjugendtags gebeichtet wurde. Wie also die Welt verändert wurde, durch Papst Johannes II. und auch Papst Franziskus – das hat mich stark ermutigt: Barmherzigkeit besiegt Unrecht.

domradio.de: Haben Sie diese Gedanken auch den Jugendlichen mitgegeben?

Puff: Klar, es war ja auch schon im August das Thema gewesen: kann man überhaupt in der heutigen Zeit barmherzig sein – zum Beispiel gegenüber jemanden, der einen Terroranschlag plant? Das geht doch gar nicht, oder doch? Da sieht man, dieses Thema liegt in der Luft.

domradio.de: Wie denken Sie an die Pilgerreise mit Obdachlosen und Bedürftigen des Erzbistums Köln nach Rom zurück?

Puff: Wir waren mit 160 Menschen zu diesem europäischen Treffen in Rom unterwegs. Es hatte so etwas wie Weltjugendtagsatmosphäre. Ich war in einem der beiden Reisebusse 19 Stunden ziemlich eingeklemmt unterwegs. Das war aber gut, weil man in der Zeit viele persönliche Gespräche geführt hat - sowohl mit den Wohnungslosen, wie auch mit den Mitarbeitern. Ich habe gedacht, was haben wir für supertolle Mitarbeiter, die sowohl fachlich richtig gut drauf sind, ihre Arbeit auf Augenhöhe mit den Menschen machen und persönlich zugewandt sind -  und dies wirklich aus ihrem tiefen Glauben heraus machen.

domradio.de: Gab es denn für Sie abseits vom offiziellen Programm besondere Begegnungen?

Puff: Ja, ich habe mit einem Mann gesprochen, der als Jugendlicher von zu Hause weggegangen ist und 20 Jahre als Obdachloser gelebt hat. Seine Familie dachte, er sei tot. Dann ist er nach 20 Jahren wieder zu Hause aufgetaucht. Das sind solche Geschichten von Menschen mit Brüchen im Leben, die irgendwie zurecht kommen, die mich sehr bewegt haben.

domradio.de: Sie haben natürlich auch als Weihbischof Ihren Alltag in Köln. Gab es da dieses Jahr Ihr ganz persönliches Highlight?

Puff: Bei mir sieht der Alltag so aus, dass ich viele Gemeinde und Gruppen besuche, Firmungen spende und mit Pfarrern und Pastoraldiensten spreche. Vor der Firmung lade ich gerne die Jugendlichen zu mir nach Hause ein. Die immer wieder tiefen Gespräche mit diesen jungen Menschen sind für mich persönliche Highlights. Bei all diesen Gesprächen, wo immer ich sie führe, entdecke ich so etwas wie eine geheime Regie von Gott, der die Menschen auf eine gute Spur bringt. Wenn ich so zurückblicke auf das Jahr 2016 – es war ein gutes Jahr.

Das Interview führte Heike Sicconi.


Quelle:
DR