Nach Tod von Niklas berät erstmals "Runder Tisch gegen Gewalt"

Für eine Aufmerksamkeitskultur

Nach der tödlichen Attacke auf den 17-jährigen Niklas Anfang Mai hat in Bonn erstmals der geplante "Runde Tisch gegen Gewalt" beraten. Für die katholische Kirche war Dechant Wolfgang Picken aus Bad Godesberg dabei.

Briefe und Kerzen erinnern an Niklas / © Maja Hitij (dpa)
Briefe und Kerzen erinnern an Niklas / © Maja Hitij ( dpa )

Oberbürgermeister Ashok Sridharan (CDU) kündigte im Anschluss vor Journalisten vielfältige Sicherheitsmaßnahmen für den Stadtteil Bad Godesberg an. So solle ein "Gesamtkonzept zur Gewaltprävention" an Schulen erarbeitet werden. Weiter seien eine bessere Ausleuchtung sowie stärkere Präsenz von Stadt-Ordnungsdiensten und Polizeikräften an Gefahrenpunkten geplant, so Sridharan. Eine Video-Überwachung müsse mit  Polizei und Stadtwerken diskutiert werden.

Der Platz, an dem Niklas zu Tode kam, solle umgestaltet werden. Der 17-Jährige wurde in der Nacht zum 7. Mai von einer Gruppe junger Männer angegriffen und durch einen Schlag und einen Tritt gegen den Kopf so schwer verletzt, dass er eine Woche später starb.

Auffällige Jugendliche sollen ins Visier genommen werden

Sridharan zeigte sich dankbar für das "sehr konstruktive Gespräch". Daran nahmen nach den Angaben neben Sridharan Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa sowie Vertreter städtischer Ämter, von Schulen und Sozialarbeit teil. Zudem waren der Bad Godesberger katholische Dechant Wolfgang Picken und der evangelische Superintendent Mathias Mölleken vertreten. Auch die Muslime waren laut Sridharan eingeladen. Doch seien die Leiter der Moscheevereine als Unternehmer verhindert gewesen. Beim nächsten Gespräch noch vor der Sommerpause werde der Termin so gelegt, dass auch sie teilnehmen können.

Am Gesamtkonzept zur Gewaltprävention sollen Eltern- und Schülervertreter, Polizei, Justiz, Stadtsportbund, Kirchen, Moscheegemeinden sowie der OB mitwirken, wie es hieß. Brohl-Sowa kündigte den Einsatz von "Kontaktbeamten" in Godesberg an, die mit städtischen Ämtern und der Justiz auffällige Jugendliche ins Visier nehmen. Auch wolle Bonn am Landes-Pilotprojekt "Kurve kriegen" teilnehmen, bei dem auffällige Kinder sozialpädagogisch betreut werden.

Picken "total zufrieden" mit dem ersten Treffen

Mit Blick auf einen 20-jährigen Hauptverdächtigen mit italienischen und marokkanischen Wurzeln, der seit zwei Wochen in Untersuchungshaft sitzt, sagte Brohl-Sowa, im Visier stehe eine Gruppierung Jugendlicher mit unterschiedlichen ethnischen Hintergründen. "Aber es sind Godesberger Jungs, größtenteils in Godesberg aufgewachsen."

Dechant Picken zeigte sich auf Anfrage "total zufrieden" mit dem ersten Treffen. Er lobte die Aufstockung von Sicherheitskräften, das Konzept zur Prävention und die differenzierte Diskussion über Videoüberwachung. "Hier müssen die Konsequenzen für den kommunalen Raum bedacht werden. Schnellschüsse sind fehl am Platze."

Ebenso begrüßte er, dass Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) dem Oberbürgermeister vor der Sitzung die Unterstützung des Landes zugesagt habe. Auch könnten andere Regionen Nutzen aus den Erfahrungen in Godesberg ziehen. Für das geplante Anti-Gewaltkonzept schlug Picken vor, die in der katholischen Jugendarbeit vorgeschriebenen Präventionsschulungen zu übernehmen. "Das könnte zu einer lückenlosen Aufmerksamkeitskultur führen", sagte Picken.


Quelle:
KNA