Objektkünstlerin Bethan Huws stellt in Kölner Kolumba aus

"Kunst fußt auf Sprache"

Die walisische Objektkünstlerin Bethan Huws zeigt seit dem 8. April im Kölner Diözesanmuseum Kolumba ihre Arbeiten, eingebettet in Kolumba-Exponate. Im Interview spricht sie über ihren künstlerischen Ansatz und ihre Faszination für die Bibel.

Kölner Diözesanmuseum Kolumba / © Oliver Berg (dpa)
Kölner Diözesanmuseum Kolumba / © Oliver Berg ( dpa )

KNA: Frau Huws, "Culture, Language and Thought" - der Titel ihrer Ausstellung klingt beinahe wie eine wissenschaftliche Abhandlung. Was sagt er über Ihre Arbeit aus?

Huws: Der Titel spiegelt drei meiner Hauptbeschäftigungsfelder wider und zugleich den Geist von Kolumba. Kultur, Sprache und Denken sind eng miteinander verbunden. Ohne die Hilfe von Worten können wir nicht denken und jede Sprache gibt menschliche Erfahrungen unterschiedlich wieder. Nehmen wir zum Beispiel die englischen Begriffe "history" und "story". Im Französischen oder im Walisischen gibt es dafür jeweils nur ein Wort: "histoire" oder "hanas". Das ist einer der Gründe, weshalb es so spannend ist, eine neue Sprache zu lernen. Ich interessiere mich genau für diese kleinen Unterschiede.

KNA: Ihre Arbeit ist stark geprägt von der Konzeptkunst, vor allem von Marcel Duchamp, und von verschiedenen Literaten, darunter James Joyce. Wo sehen Sie sich selbst zwischen Literatur und Bildender Kunst?

Huws: Ich halte es nicht für hilfreich, zwischen Literatur und Kunst zu unterscheiden. Hinter allem, was wir tun, stehen schlussendlich Worte.

KNA: Kolumba ist ein bekanntes Diözesanmuseum. Spielt Religion für Sie eine Rolle?

Huws: Seit einigen Jahren verstärkt. Duchamp wurde katholisch erzogen und hat wichtige römisch-katholische Elemente in seine Arbeit integriert. Ich selbst stamme aus einer Methodisten-Familie und musste mir daher viel über die Kirche und ihre Rituale anlesen. Persönlich glaube ich nicht an Gott oder etwas Ähnliches, auch Duchamp war nicht gläubig, aber ich denke, wir beide würde darin übereinstimmen, dass gewissen Erfahrungen und Erzählungen, die in der Bibel stehen, für nahezu jeden von uns nachvollziehbar sind.

KNA: Inwiefern?

Huws: Mich hat die Bibel als Kind sehr inspiriert. Die Geschichten, vor allem die Gleichnisse, haben mich fasziniert. In einem Museum wie Kolumba kennen die meisten von uns bereits die Geschichten, die dort erzählt werden; sie sind Teil unserer Kultur. Ich denke, das ist einer der Gründe, weshalb uns Kolumba gefällt.

KNA: In dieser Ausstellung kombinieren Sie Ihre eigenen Arbeiten mit Kolumba-Exponaten. Welche Rolle spielen die "ausgeliehenen" Artefakte?

Huws: Ich vermittle meine Gedanken dem Betrachter durch diese Artefakte, ob es nun meine eigenen Arbeiten sind, sie aus der Sammlung Werner Schriefer stammen oder es Altarbilder der Meister der Ursulalegende sind. Das überschneidet sich natürlich mit meinem Interesse an Duchamps "Ready-mades". Kunst fußt auf Sprache und nicht anders herum - das ist Duchamps Ansatz.

KNA: Die Kolumba-Sammlung reicht von sakraler Mittelalterkunst bis hin zu zeitgenössischen Werken. Wie haben Sie Ihre Auswahl getroffen?

Huws: Ich bin angefragt worden, meine eigenen Arbeiten mit elf Bildern aus dem Zyklus "Legende des heiligen Severin" zu kombinieren. Diese hängen in dreien der Ausstellungsräume. Darüber hinaus habe ich eine Auswahl an Exponaten der Werner Schiefer Sammlung in meine Ausstellung integriert. Darunter sind vorrangig Glasobjekte, Porzellan, Teller, Tassen, Becher, Gedecke und kleine Haushaltsgeräte.

KNA: Das Museum steht auf dem Gelände einer Kirchenruine und ist nach dem Gotteshaus benannt. Eines Ihrer Werke soll im Sommer dauerhaft im Museumsinnenhof installiert werden - was planen Sie?

Huws: Ich schreibe gerade einen Text eigens für den Innenhof. Es wird ein kurzes Theaterstück mit drei bis vier Charakteren, leicht und humorvoll, maximal 30 Zeilen lang. Der Schriftzug wird aus neonfarbenen Röhren bestehen, die vermutlich mit einem sehr blassen meergrünen Argongas gefüllt werden. Die Charaktere werden diesen Ort vereinnahmen und über einige seiner Eigenschaften reden, sie werden theoretisieren und analysieren.

Das Interview führte Anna Mertens.


Quelle:
KNA