Erinnerung an Freya von Moltke

Einsatz für Frieden und Teilhabe

Freya von Moltke wollte ein anderes Deutschland: An der Seite ihres Mannes Helmuth James kämpfte sie im "Kreisauer Kreis" gegen die Nationalsozialisten. Am 29. März wäre sie 105 Jahre alt geworden.

 (DR)

domradio.de: Freya von Moltke, was war das für eine Frau? Warum muss man sie kennen?

Hannelore Bartscherer (Vorsitzende des Katholikenausschusses der Stadt Köln und Sprecherin des Förderkreises "Freya von Moltke"): Freya von Moltke ist Kölnerin, geborene Deichmann. Ihr Geburtshaus, das Deichmann-Haus, liegt mitten in Köln zwischen Hauptbahnhof und Dom. Da gibt es übrigens auch eine kleine Stele, die an Freya von Moltke erinnert. Sie ist eine Frau, die in ihrer Zeit immer zu ihrer eigenen Überzeugung gestanden hat, auch in Zeiten, in denen es sehr schwierig bis lebensbedrohlich war. Ich erinnere an die Nazizeit und an den Kreisauer Kreis, denn der hat sehr viel mit Freya von Moltke zu tun.

domradio.de: Sie organisierte unter anderem Treffen der Widerstandsgruppe in dem schlesischen Dorf Kreisau, wo das Familiengut war. Woher hat sie damals die Kraft genommen, sich als unermüdliche Widerstandskämpferin an der Seite ihres Mannes einzusetzen, der später von den Nazis hingerichtet wurde?

Bartscherer: Freya von Moltke hatte einen Wahlspruch: Es gibt immer etwas zu tun und das ist für Jeden möglich. Ich habe sie so erlebt in den Schriften und in den Erzählungen, die ich über sie kenne, dass sie jemand war, der das einfach getan hat, was anstand: ihren Mann unterstützt, ihren Mann im Endeffekt auch in den Tod begleitet, ihre Kinder großgezogen in einer Haltung, dass es nie wieder einen Krieg geben darf. Es darf nie wieder diese Auseinandersetzungen geben. Der Frieden ist etwas, für das wir uns unablässig einsetzen müssen. Es darf nicht diese Trennung in Europa geben mit Übergewicht einer deutschen Nazimacht, sondern es muss ein vereintes Europa geben. Es muss eine Aussöhnung geben zwischen Deutschland und Polen, denn sie haben ja in Niederschlesien gewohnt, da war das Gut ihres Mannes, das sie im Endeffekt bewirtschaftet hat. Ihr Mann hat als Jurist in Berlin in einer Anwaltskanzlei gearbeitet und das notwendige Geld für die Bewirtschaftung dieses Gutes zu verdienen. Also sie hat immer versucht, an der Stelle an der Handeln angesagt war, ihren Part zu tun.

domradio.de: Was können wir heute von dieser Frau lernen?

Bartscherer: Wir können von ihr den weiten Blick lernen. Nicht zu übersehen, was denn unser großes Ziel ist. Das Friedenswerk ist auch etwas, was von ihr bleibt. Dieses Gut Kreisau ist nach der Wende als Jugendbegegnungsstätte wieder eröffnet worden.

Wir können von ihr lernen, dass es uns immer darum geht, mit wachem Blick, mit wachen Augen sich für Frieden, sich für gleiche Teilhabe aller, für Gerechtigkeit einzusetzen und das den Jugendlichen und allen Menschen immer wieder vor Augen zu führen. Da gibt es etwas, was uns alle angeht, jeden Einzelnen.

Das Interview führte Verena Tröster


Quelle:
DR