Rund 2.000 Teilnehmer beim Schweigegang der Männer in Köln

Das Schweigen der Männer

Seit 1931 findet jedes Jahr ein Schweigegang durch Köln statt, zu dem katholische Männer eingeladen sind. Am Samstagabend zogen diese nach Köln-Kalk und von dort aus zum Abschlussgottesdienst in den Kölner Dom.

Autor/in:
Sebastian Witte
Schweigegang der Männer  / © Elisabeth Rahe (KNA)
Schweigegang der Männer / © Elisabeth Rahe ( KNA )

Rund 2.000 Männer liefen am Samstag durch die Kölner Innenstadt – und zwar schweigend. Am Abend pilgerten die Kölner Männer zur schmerzhaften Mutter Gottes nach Köln-Kalk. Die Wallfahrt findet seit über 80 Jahren am Vorabend zum Passionssonntag statt. Anfang der Dreißiger Jahre gingen bis zu 30.000 Männer auf die Straße und setzten damit ein Zeichen für den Glauben und gegen das NS-Regime.

Vor etwa zehn Jahren nahmen dagegen nur noch etwa 300 Männer teil. Für den Initiator Philipp Laufenberg damals der Grund, sich mit dem damaligen Stadtdechant Prälat Johannes Bastgen für ein neues Erstarken der Wallfahrt einzusetzen.

Konzertierte und meditative Stimmung

Als sich die Gruppe gestern um kurz nach 19 Uhr in St. Maria in der Kupfergasse in Bewegung setzte, waren es noch wenige dutzend Männer jeden Alters, die am Schweigegang teilnehmen wollten. Bis zum Ziel, der Kapelle St. Jospeh in Köln-Kalk, kamen aber an verschiedenen Kirchen immer mehr Pilger hinzu. Darunter auch Pater Holter von der Stadt-Männerseelsorge im Erzbistum Köln. In St. Maria im Kapitol begann er die Wallfahrt mit Gesang und Gebet bei einer Statio.

"Mir geht es persönlich so, dass ich viel mehr sehe und wahrnehme, wenn ich schweigend durch die Stadt gehe. Das ist eine sehr konzertierte und meditative Stimmung auf dem Weg. Das ist keine Jubelwallfahrt". Zum Ziel in Kalk sagte er: "Die Texte, die dort gebetet werden, haben viel mit unserer Zeit zu tun. Ich denke da nicht nur an das Leid Marias, sondern an den Schmerz der Menschen weltweit."

Tradition stärken

In schnellem Schritt machten sich die katholischen Männer dann auf, um den Rhein zu überqueren und in etwa zwei Stunden erst den Stadtteil Kalk und dann den Kölner Dom zu erreichen. "Ich finde es wichtig, in der Öffentlichkeit zu zeigen, dass man zur Kirche gehört. Diese Tradition muss gestärkt werden", erklärte ein Pilger. Man könne gut in sich gehen und sei nicht abgelenkt, erklärt ein anderer. Das Schweigen falle ihm sowieso leicht. Und tatsächlich schien es allen Beteiligten zu gefallen, einen Abend lang, zwar in Gesellschaft zu sein, dabei aber nicht zu sprechen.

Die Männer zogen beinahe geräuschlos hinter den beiden Trägern eines schweren Holzkreuzes durch die Stadt. Hinter dem Kreuz erhellten Malteser mit einer großen Wallfahrtskerze die ersten Reihen der Gruppe. Um sie herum fuhren Polizisten auf Motorrädern, die den Verkehr für den Marsch unterbrachen. Das Schweigen der Teilnehmer übertrug sich dabei auf die Menschen, die den Wallfahrern auf den Straßen erstaunt zusahen. Vor Geschäften und Kneipen standen Menschen, filmten mit ihren Smartphones die Teilnehmer oder stellten sich gegenseitig flüsternd die Frage, was das denn für eine Demonstration sei. Manche der Wallfahrer drückten ihnen mit freundlicher Miene Info-Broschüren über den Schweigegang in die Hand.

Abschluss-Gottesdienst im Kölner Dom

Nach einer Statio unter freiem Himmel in Köln-Kalk endete der Schweigegang um 22:30 Uhr im Kölner Dom. Die Messe feierte Monsignore Markus Bosbach, Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Generalvikariat, zusammen mit Stadtdechant Monsignore Robert Kleine und Pater Werner Holter. Barmherzigkeit müsse unter die Haut gehen und brauche Anteilnahme, so Bosbach in seiner Predigt. Zudem müsse sie mit Verlässlichkeit einhergehen und dürfe nicht von heute auf morgen einfach vergessen werden. Weitere Zelebranten der Abschlussmesse waren Bruder Jean-Tristan und Bruder Fabien-Marie von der Gemeinschaft von Jerusalem.


Quelle:
DR