Flüchtlinge konnten sich im Kölner Generalvikariat aufwärmen

Ein Moment der Ruhe

Das Generalvikariat unweit des Kölner Doms hat in der vergangenen Nacht die Türen für durchreisende Flüchtlinge geöffnet. Sie konnten sich in einem Konferenzraum aufwärmen und etwas essen. domradio.de-Reporter Alexander Foxius war dabei.

Flüchtling im Kölner Generalvikariat  / © Alexander Foxius (DR)
Flüchtling im Kölner Generalvikariat / © Alexander Foxius ( DR )

Um Mitternacht sind die Gänge des Generalvikariats verwaist. Die Büros, aus denen sonst die Geschicke des Erzbistums Köln gelenkt werden, sind verdunkelt. Durch die Marzellenstraße unweit des Kölner Doms und des Hauptbahnhofs fahren ein paar Taxen, nur wenige Menschen sind um diese Zeit noch auf den Straßen unterwegs.

Rund um den großen Konferenzraum in der fünften Etage des Generalvikariats brennt jedoch Licht. Sechs Mitarbeiter sind zu der Stunde noch hier und sie warten – auf Flüchtlinge. Im Alltag des Generalvikariats leitet Norbert Thimme das Referat Innerer Dienst, Tobias Welz ist Umweltbeauftragter und Volker Scharfen leitet das Referat Organisation. In dieser Nacht sind sie aber ehrenamtlich hier. Sie wollen Flüchtlingen, die in der Nacht auf eigene Faust von der Drehscheibe am Flughafen weitergereist sind, und nun im kalten Hauptbahnhof auf ihre Zugverbindungen warten müssen, einen warmen Ruhe- und Rückzugsraum anbieten.

Die ersten Flüchtlinge kommen

Den Konferenzraum haben sie bereits hergerichtet, für die, die da kommen mögen in dieser Nacht zum Dreikönigfest. Kaffee und Tee sind gekocht, Decken stapeln sich, Windeln und Babynahrung stehen bereit, sogar eine kleine Spieleecke für Kinder wurde eingerichtet. Man will vorbereitet sein. Wie viele in dieser Nacht kommen werden, wissen sie nicht. Vage Informationen erhalten Norbert Thimme und die anderen über ihre Handys von Helfen, die an der Drehscheibe und im Hauptbahnhof unterwegs sind. Gegen ein Uhr nachts klingelt Thimmes Handy.

An einem Hintereingang des Gebäudes stehen eine tunesische Frau und ein Mann. Sie wollen später in der Nacht weiter Richtung Italien. Für einige Stunden ist der Konferenzraum für sie eine willkommene Alternative zum kalten Bahnhof. Sie sind erschöpft und nach einem kurzen Gespräch legen sie sich schlafen. In der fünften Etage wird es ruhig. Die Ehrenamtler des Generalvikariats tauschen sich in lockerer Atmosphäre aus. Über die Arbeit, über Erlebtes im Umgang mit Flüchtlingen und auch über das, was nur wenige hundert Meter in der Silvesternacht am Kölner Hauptbahnhof passiert ist.

Kurzer Stopp auf der Flucht

Knappe zweieinhalb Stunden verstreichen, in denen nichts passiert. Kommen noch Flüchtlinge zu uns, fragen sich die Helfer. Die Augen werden müde, die Gedanken ans heimische Bett werden mehr. Um vier Uhr klingelt das Handy von Norbert Thimme erneut: "Unten stehen wieder welche!" ruft er in den Raum und eilt mit seinen Helfern durch die Gänge des Generalvikariats. Die nächsten Minuten sind hektisch und lassen doch alle nachdenklich zurück. Zwei syrische Familien betreten den Raum. Drei Frauen und zwei Männer und Kinder im Alter von knapp drei bis sieben Jahren. Sie sind sichtbar erschöpft, die Kinder weinen. Von Passau waren sie mit dem Zug zum Köln-Bonner Flughafen gekommen. Dieser hatte auf der Fahrt einen Schaden, war verspätet.

Vom Flughafen sind sie weiter zum Hauptbahnhof und dann in das Generalvikariat. Es ist nur ein kurzer Stopp auf ihrer Flucht, aber es ist sichtbar, dass diese wenigen Momente der Ruhe ihnen gut tun. Nach einer knappen Dreiviertelstunde müssen sie weiter, um den nächsten Zug zu bekommen. Um halb sechs kommen die nächsten Flüchtlinge im Generalvikariat an. Sie werden begleitet von jungen ehrenamtlichen Helfern von der Drehscheibe am Flughafen. Wieder sind es Familien mit Kindern, die ähnlich erschöpft wirken. Für die Helfer ist die lange Nacht noch nicht zu Ende.


Quelle:
DR