Stadtdechant Kleine unterstützt Bündnisse gegen Hogesa-Versammlung

"Gegen jede Form von Extremismus"

An diesem Sonntag werden sich in verschiedenen Bündnissen Demonstranten gegen die Hogesa-Versammlung in Köln stellen. Auch Stadtdechant Monsignore Robert Kleine wird dabei sein. Er rief im domradio.de-Interview zu reger Teilnahme auf.

Polizei setzt 2014 gegen Hogesa-Demonstranten Wasserwerfer ein / © Thilo Schmülgen (dpa)
Polizei setzt 2014 gegen Hogesa-Demonstranten Wasserwerfer ein / © Thilo Schmülgen ( dpa )

domradio.de: Bei der ersten "Hogesa"-Veranstaltung (Hooligans gegen Salafisten, Anm. der Redaktion) im vergangenen Jahr kam es zu schweren gewaltsamen Ausschreitungen. Fast 50 Polizisten wurden verletzt. Was erwarten Sie in dieser Hinsicht vom Sonntag?

Monsignore Robert Kleine: Ich blicke darauf natürlich mit großer Sorge. Das tut auch der Polizeipräsident. Ich habe auch, ehrlich gesagt, kein Verständnis dafür, dass solche Demonstrationen durch die Gerichte genehmigt werden. Diese Demonstration betont ja schon mit der Bezeichnung "Hooligan" im Namen, dass es eigentlich nur um Gewalt geht. Hooligans sind gewaltbereite Fußballfans, daher kennen wir diesen Begriff. Es geht da nur um Randale. Sie protestieren ja nicht für etwas, sondern es ist ein Treffen, um Gewalt gemeinsam gegen andere, gegen Passanten oder die Polizei einzusetzen. Da wird in meinen Augen auch die Demonstrationsfreiheit und das Recht darauf missbraucht.

domradio.de: Wir haben momentan eine unschöne Gemengelage. Denken wir noch einmal daran, dass die Kölner OB-Kandidatin Henriette Reker bei einem Messerattentat durch einen rechts eingestellten Mann schwer verletzt wurde. In diesem Kontext ist das noch unverständlicher, oder?

Monsignore Robert Kleine: Ja. Dass plötzlich die Hemmschwelle sinkt und Gewalt zwar nicht gesellschaftsfähig, aber als ein Mittel angesehen wird, ist überaus bedenklich. Die Waffengewalt gegen Frau Reker und die anderen, die bei der Attacke verletzt wurden, zeigt das deutlich. Aber es gibt ja auch die Gewalt durch Worte. Wenn man sich anschaut, was sich im Internet abspielt, wie Leute, die sich für Flüchtlinge einsetzen, beschimpft werden. Genauso ergeht es vielen Menschen, die versuchen, die augenblickliche Lage in Europa und an den Grenzen in den Griff zu bekommen. Wenn ich mir angucke, dass in anderen Städten bei Pegida-Demonstrationen Galgen, an denen Namen stehen, hochgehalten werden, dann ist für mich eine Grenze überschritten. Und da müssen wir uns auch als Christen und Stadtgesellschaft gegen stellen. Deshalb begrüße ich sehr dieses breite Bündnis gegen jede Form von Extremismus und Gewalt, ob von links oder von rechts.

domradio.de: Es sind mehrere Anti-Hogesa-Demonstrationen geplant, vor allem vom Bündnis "Köln gegen Rechts", aber auch eine weitere Demo, die von "Köln stellt sich quer" und "Arsch huh" verantwortet wird. Wo werden Sie dabei sein?

Monsignore Robert Kleine: Man muss im Moment ja fast stündlich in die Nachrichten schauen, wo welche Demonstration stattfindet und genehmigt ist. Terminbedingt werde ich am Sonntagnachmittag wohl am Eigelstein bei "Birlikte" sein. Das ist das interkulturelle Festival, an dem wir mit beteiligt sind und ein friedliches Miteinander den Chaoten gegenüberstellen wollen. Wir wollen miteinander diskutieren, wie es in einer offenen Gesellschaft möglich ist. Ich verhehle auch nicht, dass es Probleme gibt, des großen Zustroms von Flüchtlingen Herr zu werden. Das muss man aber sachlich regeln. Ich kann das nicht durch solche Aufrufe zu Gewaltdemonstrationen und einer generellen Pauschalisierung, wie die sogenannte "Kögida" (Kölner gegen die Islamisierung des Abendlandes, Anm. der Redaktion) es propagiert, erreichen. Wir müssen schauen, wie wir die Menschen, die auf der Flucht zu uns kommen, integrieren und nicht schauen, wie wir diesen Menschen Hass entgegen setzen.

domradio.de: Glauben Sie, dass Sie Hooligans und Rechtsradikale durch diese Aktionen zum Umdenken bewegen können?

Monsignore Robert Kleine: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Vielleicht können wir zeigen, dass es so, wie Hogesa es macht, nicht geht. Wir stellen uns quer, aber eben nicht mit Gewalt, sondern indem wir zeigen, wie wir friedlich miteinander umgehen. Vielleicht lässt der ein oder andere dann ab. Hogesa ist nun keine Kölner Veranstaltung. Es reisen Teilnehmer dieser Hooligan-Demo aus ganz Deutschland mit der Gewissheit an, hier Randale machen zu können. Das ist das Schlimme und die Tatsache, dass damit auch Polizisten noch gefährdet werden. Und schließlich müssen wir als Steuerzahler das dann auch noch mit bezahlen. Das macht das Ganze noch unverständlicher. Wir geben die Möglichkeit, dass Gewalttäter demonstrieren und ihren Frust und ihre Gewalt gegen wen auch immer ausleben. Das ist sehr bedenklich. Sich da quer zu stellen, dazu lade ich alle in und um Köln herzlich ein.

Das Interview führte Hilde Regeniter


Quelle:
DR