Flüchtlingshilfe im Erzbistum Köln nach Papst-Appell

Neue Nachbarn in den Pfarrgemeinden

85 Wohnungen hat das Erzbistum Köln an Flüchtlinge vergeben. Weitere sollen folgen, sagt der Flüchtlingsbeauftragte Klaus Hagedorn im domradio.de-Interview. Das Engagement der Ehrenamtlichen in den Gemeinden sei ungebrochen.

Neue Nachbarn (dpa)
Neue Nachbarn / ( dpa )

domradio.de: Sie kümmern sich rund um die Uhr um die Flüchtlingshilfe im Erzbistum. Sorgt der Appell des Papstes jetzt für noch mehr Arbeit?

Klaus Hagedorn (Flüchtlingsbeauftragter des Erzbistums Köln): Eher nicht, weil das Engagement der Gemeinden und vieler Bürger schon zuvor ungebrochen war. Und in den letzten Tagen ist nochmal mehr Wohnraum zur Verfügung gestellt worden.

domradio.de: Ist denn der Wunsch des Papstes, dass jede Pfarrei eine Flüchtlingsfamilie aufnimmt, realistisch?

Hagedorn: Jede Pfarrei wird das nicht schaffen. Nicht jede Pfarrei verfügt über freien Wohnraum, über leer stehende Pfarrhäuser oder andere Objekte. Aber es gibt eine ganze Reihe von Gemeinden, die schon in der Vergangenheit Wohnraum angeboten haben. Und es gibt viele Pfarrgemeinden, in denen schon Flüchtlinge wohnen.  

domradio.de: Wieviel Flüchtlinge nimmt das Erzbistum Köln auf? Wird so etwas zentral erhoben?  

Hagedorn: Wir haben Zahlen darüber, die die Wohnungen des Erzbistums Köln selbst und der Wohnungsbaugesellschaften betreffen, an denen das Erzbistum beteiligt ist. Das ist die Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft mbH und die Rheinwohnungsbau GmbH. Die Aachener zum Beispiel hat 49 Wohnungen an insgesamt 150 Flüchtlinge vergeben. Die Rheinwohnungsbau mittlerweile 25 Wohnungen. Und wir haben als Erzbistum elf Wohnungen zur Flüchtlingsunterbringung abgegeben. Drei weitere sind aktuell geplant. 

domradio.de: Wie sieht eine typische Hilfe von Ehrenamtlichen in den Pfarreien aus? 

Hagedorn: Die Ehrenamtlichen unterstützen da, wo sie können. Das beginnt bei der Einzelfallhilfe und bei Aufnahmefesten, wenn neue Flüchtlinge kommen. Und es geht weiter über die Abgabe von Kleider- und Sachspenden bis hin zum Angebot von Sprachkursen. Das Engagement ist ungebrochen und steigert sich täglich.  

domradio.de: Unter der Hotlinenummer 0221-16421212 kann man sich melden, wenn man im Rahmen des Erzbistums Köln helfen will. Da sitzen auch häufig Sie am Telefon und beantworten Fragen. Wie helfen Sie den ehrenamtlichen Helfern?  

Hagedorn: Wir schauen, wo die Ehrenamtlichen wohnen und vermitteln sie dann zu den örtlich tätigen Koordinatoren in den Stadt- und Kreisdekanaten. Die Stellen sind extra zu diesem Zweck eingerichtet worden. Die Mitarbeiter sind sehr rege unterwegs, die Menschen in bestehende Initiativen zu integrieren oder neue Initiativen aufzubauen.   

domradio.de: Glauben Sie, dass der Appell des Papstes nochmal ein wichtiger Impuls ist - gerade für Menschen, die zögern, ob sie sich engagieren sollen oder nicht?

Hagedorn: Das kann sein und das hoffe ich. Aber ich glaube wir haben gerade im Erzbistum Köln schon genug Impulse gesetzt, um gerade das Thema Wohnraum positiv zu gestalten.

domradio.de: Wir haben ein bemerkenswertes Wochenende erlebt. Viele Flüchtlinge, vor allem aus Syrien, sind gekommen. Sie wurden teilweise mit Applaus begrüßt, haben viele Sachspenden bekommen. Das Erzbistum will mit der Aktion Neue Nachbarn eine Willkommenskultur etablieren. Ist Deutschland schon weiter als viele andere Länder?

Hagedorn: Das sieht im Moment ganz deutlich so aus. Diese Willkommenskultur ist eine gesellschaftliche Bewegung, die relevant ist. Ich bin begeistert, wenn ich die Bilder sehe. Ich bin auch angetan davon, dass wir auf politischer Ebene schnelle Entscheidungen sehen. Flüchtlinge in einer Notsituation in Ungarn werden ganz schnell aufgenommen und hier von der Gesellschaft empfangen. Das ist eine Geschichte, die in Europa, glaube ich, einmalig ist.   

Das Interview führte Mathias Peter.


Klaus Hagedorn (kfd)
Klaus Hagedorn / ( kfd )
Quelle:
DR