Woelki vor der Vollversammlung des Diözesanrates

Premiere mit viel Beifall

Sowohl der Kölner Erzbischof, Kardinal Rainer Maria Woelki, als auch der Vorsitzende des Diözesanrates im Erzbistum Köln, Kurzbach, feierten gemeinsam eine erfolgreiche Premiere. Kurzbach leitete seine erste Vollversammlung, und Woelki trat zum ersten Mal als Erzbischof vor dem "höchsten Laiengremium".

Rainer Maria Kardinal Woelki (r.) und Tim-O. Kurzbach / © Helmut Pathe (Kirchenzeitung Koeln)

Am Ende gab es für beide herzlichen Applaus. Bevor der Erzbischof  seine "Überlegungen zum Geistlichen Prozess 2016, zur beratenden Gremienstruktur und zu den Veränderungen in der Struktur der Dekanate", so das sperrige Thema, vortrug, setzte Kurzbach mit neun Punkten, einem Katalog für das zukünftige Handeln in den pastoralen Räumen, einen ersten Akzent.

Neue pastorale Herausforderungen

Für den Diözesanrat werden künftig Laien in den Pfarrgemeinderäten mit den hauptamtlichen pastoralen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das pastorale Netzwerk spirituell und strategisch leiten. Der Rat sieht das Prinzip der Subsidiarität als Grundlage gemeinsamer Verantwortung. Auf neue pastorale Herausforderungen müsse mit einem "angepassten Handlungsspielraum" adäquat reagiert werden, heißt es in dem Neun-Punkte-Katalog. Kurzbach warnte aber davor, schnelle einfache Lösungen zu finden. Zugleich mahnte er eine verbindliche und vertrauensvolle Diskussionskultur an. Die Laien stünden bereit, die Zukunft der Kirche auf Augenhöhe mit den Seelsorgern zu gestalten. "Die Zukunft der Kirche von Köln beginnt jetzt." Dafür gab es viel Beifall.

"Kirche als Glaubensgemeinschaft akzeptieren"

Einen deutlich theologischeren Schwerpunkt setzte Kardinal Rainer Maria Woelki. Kirche dürfe nicht allein als großer Arbeitgeber oder als Stütze des Sozialstaates wahrgenommen werden, sondern sie müsse als Glaubensgemeinschaft respektiert werden. Das sei sehr wohl schwierig, wenn selbst eine Mehrzahl von Christen nicht mehr an die zentralen Botschaften glaubten. Deshalb will Woelki die Katholiken in seinem Erzbistum ermutigen, wieder über ihren Glauben zu reden, über seine Bedeutung für das persönliche Leben, die Gemeinde und die Welt. "Lassen wir uns doch in die Karten schauen", so der Erzbischof wörtlich. Denn die Berufung jedes Christen bleibe die der ersten Jünger. Er erinnerte an die Würzburger Synode und an seinen Vorvorgänger, Kardinal Joseph Höffner. Dessen Wort, aus der versorgten Gemeinde müsse eine mitsorgende Gemeinde werden, dieser Vision wolle er wieder Gestalt geben.

Woelki denkt daran, eine Schule der Evangelisierung ins Leben zu rufen, um mit dort ausgebildeten Christen neue lebensnahe pastorale Räume entstehen zu lassen. Es gehe darum, das Wort Gottes miteinander zu teilen, um es dann politisch zu gestalten. Für ihn komme zuerst der Inhalt, dann die Struktur. Also müsse zuerst die geistliche Herausforderung angenommen werden, bevor man über die Größe von pastoralen Räumen nachdenke. Seine Überlegungen nannte der Erzbischof "Bausteine für eine Kirche von Köln, die Zukunft hat." Auch dafür bekam Kardinal Woelki viel Applaus.

Asyl- und Flüchtlingspolitik

Anschließend stellte Generalvikar Dr. Dominik Meiering die Zusammensetzung des geplanten Pastoralrates, seines "Ständigen Ausschusses" sowie die angedachte Neuordnung der Dekanate vor. Im weiteren Verlauf der Vollversammlung ging es um den Erhalt der Bekenntnisgrundschulen, die Asyl- und Flüchtlingspolitik. Der stellvertretende Diözesanratsvorsitzende stellte eine Kampagne unter dem Motto "Sterbenszeit ist Lebenszeit" gegen mögliche legale Sterbehilfe vor. Die soll breit angelegt die Thematik zum gesellschaftlichen Diskussionsthema machen.