Ordenspater sieht Deeskalierungspotential im Mittleren Osten

"Christen wichtig für Frieden in Irak und Syrien"

Bei den Bemühungen um Frieden im Mittleren Osten können die einheimischen Christen nach Einschätzung des Ordenspriesters Jens Petzold eine wichtige Rolle spielen - wenn sie denn in den krisengeschüttelten Ländern bleiben.

Pater Jens Petzold im Kloster in Sulaimaniyya / © Burkhard Jürgens (KNA)
Pater Jens Petzold im Kloster in Sulaimaniyya / © Burkhard Jürgens ( KNA )

Im Irak und in Syrien seien sie in vielen Volksgruppen und gesellschaftlichen Schichten vertreten, sagte der Pater in Berlin bei einer Veranstaltung in der Katholischen Akademie. So könnten sie etwa zwischen sunnitischen Kurden und Arabern vermitteln, die sich trotz gemeinsamer Zugehörigkeit zum Islam oft misstrauten. Ein Problem sei allerdings, dass viele einheimischen Christen wegen der anhaltenden Krisensituation auswandern wollten.

Der aus Berlin stammende Petzold gehört der kleinen Ordensgemeinschaft von Mar Musa an, die in Syrien und dem Irak Niederlassungen hat. Seit 2011 lebt er im kurdisch beherrschten Nordirak. Dort gründete er in der Stadt Sulaymaniyah ein Kloster und bemüht sich um eine Verständigung zwischen den Religionsgemeinschaften. Bekannt wurde das Kloster auch, weil es nach einer Offensive der Terrormiliz IS 250 christliche Flüchtlinge aufnahm.

Religionen gegeneinander ausgespielt

Petzold räumte ein, dass das Verhältnis von Muslimen, Christen und den anderen Religionsgemeinschaften der Region noch immer von großen Vorbehalten geprägt sei. Ein Grund dafür sei, dass Herrscher wie Saddam Hussein in den vergangenen Jahrzehnten mit Erfolg versucht hätten, die Religionen und Volksgruppen gegeneinander auszuspielen.

Zudem hätten sie "moralische Autoritäten" in der Gesellschaft ausgeschaltet, um Konkurrenz zu ihren Machtansprüchen zu beseitigen.

Flüchtlingshilfe

Dennoch zeigte sich der Ordensmann optimistisch, dass eine friedliche Entwicklung im Mittleren Osten möglich sei. In der Kultur der Region gebe es im alltäglichen Umgang der Menschen die Bereitschaft zu einem humanen Miteinander, betonte Petzold. Dies zeige sich etwa in der großen Bereitschaft, Flüchtlingen zu helfen. So hätten die rund vier Millionen Kurden im Nordirak trotz einer "enormen Wirtschaftskrise" zwei Millionen irakische Binnenflüchtlinge aufgenommen. "Dabei gab es zwar Spannungen, aber große Unruhen blieben aus", sagte der Pater.

Nun sei es wichtig, die Bereitschaft zur Solidarität auch in den Beziehungen zwischen den Volksgruppen und Religionsgemeinschaften fruchtbar werden zu lassen. Petzold sprach im Rahmen des Projekts "Erinnerte Zukunft" der Akademie. Sie engagiert sich dabei für eine interreligiöse Versöhnungsarbeit mit Flüchtlingen.


Quelle:
KNA