Dompropst Feldhoff geht in den Ruhestand

Ein "Workaholic" lässt los

Am 1. März 2015 wird Dompropst Norbert Feldhoff in den Ruhestand gehen. "Ich freue mich auch, von Verantwortung entlastet zu werden", sagt er. Über seine aufregendste Rede und seine Aufgabe als domradio.de-Klassikmoderator.

mit Dompropst Feldhoff (dpa)
mit Dompropst Feldhoff / ( dpa )

domradio.de: Stimmt es, dass Sie aufhören?

Dompropst Norbert Feldhoff: Ja, am 3. November werde ich 75 Jahre alt und als junger Domkapitular habe ich aktiv daran mitgearbeitet, dass wir in unseren Statuten Altersregelungen haben. Damals war ich 35, 36 Jahre alt. Wir haben uns dann auf die 75 Jahre festgelegt - bevor die Kölner Pfarrer eine Altersregelung hatten! Das Domkapitel war da schneller als das Bistum. Natürlich halte mich an die Regelung.

Ich habe Kardinal Woelki angeboten - darum muss man in so einem Fall bitten - dass er mich von dem Amt entpflichtet. Ich werde wohl in den nächsten Tagen eine Urkunde bekommen. Das genaue Datum weiß ich noch nicht. Es wird Anfang nächsten Jahres sein.

domradio.de: Nächstes Jahr ist auch ihr goldenes Priesterjubiläum, das wird aber noch gefeiert?

Feldhoff: Robert Kümpel und ich sind die beiden ältesten im Domkapitel. Wir haben am 11 Februar, das ist der Tag vor Weiberfastnacht - in kölschen Verhältnissen ein unmöglicher Tag - unser goldenes Priesterjubiläum. Normalerweise feiert man das Jubiläum am Sonntag danach, aber Karnevalssonntag geht nicht! Deshalb hat das Kapitel schon vor einigen Wochen entschieden, dass wir am 8. Februar im Hochamt im Dom das goldene Priesterjubiläum feiern. Kardinal Woelki wird der Hauptzelebrant sein, wir beiden rechts und links von ihm als Konzelebranten und der Kardinal wird auch predigen.

domradio.de: Sie haben schon mal über die Presse den Wunsch geäußert, dass Sie gerne vierzig Jahre im Domkapitel vollenden möchten. Das wären dann nicht ganz vierzig.

Feldhoff: Nein, das ist aber auch nicht schlimm, wenn dann hinterher von 1975 bis 2015 in den Blättern steht. Ein normaler Mensch - außer so verrückten Mathematikern, wie ich einer bin - fragt dann nicht: In welchem Monat ist denn das gewesen?

Pfarrer werden mit 75 Jahren entpflichtet, da sollte man beim Dompropst auch keine längere Ausnahme machen. Die paar Wochen bis zum goldenen Priesterjubiläum wird jeder verstehen und irgendwann kurz danach werde ich wohl in den Ruhestand gehen.

domradio.de: Schauen wir vielleicht noch nicht auf Ihre Amtszeit zurück, aber hat denn der Kardinal gesagt, wie es weiter geht?

Feldhoff: Mit mir? Ich bin im Ruhestand. Dann kann mir keiner mehr was sagen. (lacht)

domradio.de: Haben Sie denn für sich schon Pläne?

Feldhoff: Ich weiß, dass das für einen "workaholic", wie ich einer war - vielleicht auch noch bin, nicht so ganz einfach ist, in den Ruhestand zu gehen. Da mache ich mir nichts vor. Ich habe aber keine großen Sorgen davor. Ich hoffe, dass ich das in Ruhe schaffe. Ich habe keine großen Pläne. Ich freue mich auch von Verantwortung entlastet zu werden, es ist durchaus auch große Freude. Ich möchte nicht alle Probleme und Aufgaben, die wir am Dom haben, noch bis zum Ende selber mitmachen. Es ist sehr viel zu tun, schöne und wichtige Aufgaben, die aber auch immer für den Mann an der Spitze große Verantwortung sind. Ich freue mich wirklich, wenn ich davon entlastet bin. Wie es dann weitergeht, überlasse ich dem lieben Gott und meiner Gesundheit.

domradio.de: Wenn Sie auf Ihre Jahre als Dompropst zurückschauen –der Weltjugendtag, jetzt die Wahl eines neuen Erzbischofs von Köln. Was ist es, was bei Ihnen ganz persönlich am stärksten in Erinnerung bleibt?

Feldhoff: Eindeutig die Begrüßung meines früheren Lehrers und damaligen Papstes Benedikt XVI. beim Weltjugendtag. Das Kapitel hat gesagt, du begrüßt ihn, wenn er in den Dom reinkommt. Das war in keinem Programm vorgesehen, weder im Plan der Fernsehübertragung noch im vatikanischen Protokoll, aber dem Papst blieb gar nichts anderes übrig: Das Kapitel stand da. Das war für mich wahrscheinlich die schwierigste Kurzrede, die ich gehalten habe. Ich habe sehr viel an diesem kurzen Text gearbeitet und stand bis zum letzten Moment vor der Frage, kannst du frei sprechen oder musst du ins Manuskript gucken. Wobei ich es schrecklich finde, wenn man einen Menschen begrüßt und dann auf einen Zettel guckt, das erinnert mich an einen früheren Bundespräsidenten, über den ja viel gelästert wurde. Ich habe es dann riskiert, den Text hatte ich in der Soutane. Ich habe mich versprochen, etwas verhäddert, aber das ist alles nicht schlimm. Ich konnte dabei den Heiligen Vater ansehen. Ich habe ihn selber zitiert, ohne es zu erwähnen, dass es ein Zitat war - war ja keine Doktorarbeit. Und zwar habe ich ihm gesagt, er hätte uns Studenten einen "nüchternen Gehorsam" zur Kirche beigebracht. (…) Er wusste genau, dass ich ihn wörtlich zitiert habe. Also diese Rede hat Mordsspaß gemacht, es war wahrscheinlich meine aufregendste Rede und die werde ich nie vergessen.

domradio.de: Mordsspaß, das müssen wir hier im domradio sagen, macht uns immer wieder ihre Sendung Musica, die Sie ja mit vier ausgewählten exquisiten Terminen im Jahr hier moderieren und wo Sie ihre eigene Musik mitbringen. Und zwar an Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Allerheiligen. Wenn Sie jetzt im Ruhestand sind, dürfen wir weiter auf Sie zählen, gibt´s da schon Pläne?

Feldhoff: Im Moment können Sie noch mit mir rechnen. Ich werde im Laufe der Zeit mit Sicherheit in eine kleinere Wohnung gehen, wenn die allzu klein ist, dann kann ich die CDs nicht mitnehmen. Das ist also ein ganz wichtiger Punkt. Im Moment bin ich noch in meiner Wohnung, habe noch die CDs. Man muss mal sehen, wie es weiter geht.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen


Quelle:
DR
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