Erzbistum lädt kurzfristig zum ökumenischen Friedensgebet in den Dom ein

Köln betet mit

Die weltweiten Kriegsherde und Berichte über verfolgte Christen beunruhigen viele Menschen im Erzbistum Köln, berichtet Stadtdechant Robert Kleine. Darum lädt das Erzbistum spontan am Samstag ab 12 Uhr zum Friedensgebet ein.

Kölner Dom und Wolke  (dpa)
Kölner Dom und Wolke / ( dpa )

domradio.de: Wer hatte denn die Idee zu einem Friedensgebet?

Monsignore Robert Kleine (Kölner Stadt- und Domdechant): Wir haben im Stadtdekanat, aber auch im Erzbistum mehrere Anfragen von Gläubigen bekommen, die sagten, wie können wir denn das Gebetsanliegen des Heiligen Vaters vor Ort umsetzen. Dann ist am Dienstagnachmittag die Idee gewachsen, vielleicht können wir doch den Kölner Dom nutzen, um bistumsweit zu einem solchen Gebet in ökumenischer Verbundenheit mit Christen aus allen Konfessionen einzuladen. Wir haben immer um 12 Uhr ein Mittagsgebet im Kölner Dom und dieses Mittagsgebet wollen wir besonders in Verbundenheit mit den verfolgten Christen beten. So hat sich das etwas kurzfristig entwickelt, aber ich denke, dass es ein gutes Anliegen ist, sich im Gebet in Köln zu versammeln. Vielleicht wollen auch alle anderen vor Ort in ihren Kirchen beten oder einfach um 12 Uhr still für andere Christen.

domradio.de: Es ist ein ökumenisches Gebet, wie unterscheidet es sich dann von anderen Mittagsgebeten im Kölner Dom?

Msgr. Kleine: Das Mittagsgebet im Kölner Dom ist in der Regel eine Viertelstunde lang. Es beginnt mit dem Engel des Herrn, dann gibt es einen kurzen Impuls zum Tagesevangelium, zwischendurch zwei Orgelstücke und das Vaterunser wird gebetet. Das wird jetzt etwas ausführlicher sein. Es wird natürlich auch Fürbitten geben, die von Lektoren aus unterschiedlichen Konfessionen gebetet werden. Es wird sicherlich einen Evangelientext geben, vielleicht noch einmal einen besonderen Impuls und sicherlich anschliessend auch die Gelegenheit in Stille im Dom zu verweilen. Es sollen nicht viele Worte gemacht werden, sondern ein inneres und äußeres Zeichen der Verbundenheit mit den verfolgten Christen und allen Menschen, auch in anderen Religionen, die in dieser Zeit bedrängt sind durch Krieg, Terror und Gewalt.

domradio.de: Dazu gibt es einen Schweigemarsch durch die Stadt - was ist da genau geplant?

Msgr. Kleine: Auch das war eine Anregung von Gläubigen aus dem Bistum, auch von Mitbrüdern, dass man einen gewissen Weg schweigend geht, um auch noch einmal im Schweigen seine Solidarität auszudrücken. Wir werden uns also um 11.30 Uhr in der Kölner Innenstadt vor der evangelischen Antoniterkirche in der Schildergasse treffen und dann schweigend ohne Parolen, ohne Plakate einfach den Weg zum Dom gehen und so auch noch einmal in der Öffentlichkeit ein Zeichen setzen und dann wird das Gebet, das ja auch vom domradio übertragen wird, um 12 Uhr im Dom beginnen.

domradio.de: Welches Zeichen wollen Sie damit aussenden?

Msgr. Kleine: Die eine Hoffnung ist natürlich, dass das Gebet auch Früchte trägt. Wir vertrauen darauf, dass Gott die Not der Menschen kennt. Unser Heiliger Vater hat im Juli gesagt: Gewalt besiegt man nie mit Gewalt, sondern mit dem Frieden, in Stille beten wir um den Frieden. Das wollen wir tun, dass vielleicht, obwohl es so hoffnungslos manchmal scheint, die Herzen der Verantwortlichen sich doch in Richtung Frieden bewegen. Das betrifft den Gaza-Streifen und Israel, das betrifft Syrien, Ägypten, aber vorallem auch die Frage der verfolgten Christen, wo man dann erkennen muss, dass man unter Umständen auch militärisch eingreifen muss, um das Leben der Jesiden, aber auch der Christen im Irak zu retten, aber dass es dann ein friedliches Miteinander gibt in den unterschiedlichen Ländern dieser Welt. Das ist das erste, was ich hoffe, dass das Gebet auch wirkt. Im heutigen Evangelium heißt es, alles, worum zwei von euch bitten, das wird der himmlische Vater auch hören. Ich glaube und vertraue auf die Kraft des Gebetes, aber es wird sicherlich auch ein Zeichen der Solidarität geben: Ihr seid nicht allein, ihr seid nicht vergessen, sondern wir in der Gemeinschaft der Christen aller Konfessionen, denken an euch, beten für euch und hoffen, dass sich eure Situation zum Positiven ändern wird.

Das Interview führte Matthias Friebe


Quelle:
DR