domradio.de-Chefredakteur zu den Spekulationen um einen neuen Kölner Erzbischof

"Wir halten uns an die Regeln"

Kirchliche Medien sollten sich nicht an Personalspekulationen beteiligen. Das gilt vor allem, wenn es um eine mögliche Ernennung eines Erzbischofs geht. Das meint domradio.de-Chefredakteur Ingo Brüggenjürgen im Interview.

Kölner Dom: Bischofstür mit Wappen von Erzbischof Josef Kardinal Frings (Erzbistum Köln)
Kölner Dom: Bischofstür mit Wappen von Erzbischof Josef Kardinal Frings / ( Erzbistum Köln )

domradio.de: Alle Welt meldet, wer Erzbischof von Köln werden soll. Warum findet man bei uns dazu überhaupt keine Meldungen – wir sagen doch immer, wir hätten den besonders guten Draht nach oben?

Brüggenjürgen: Wir sind als domradio ein Medium der katholischen Kirche. Wir berichten mitten aus der Kirche und wir orientieren uns nicht nur an der Kirche, sondern wir halten uns auch an die Regeln innerhalb der Kirche. Da gibt es nun mal für die Prozedur der Findung eines neuen Erzbischofs eine genaue Regelung. Diese innerkirchlichen Regeln sehen vor, dass nicht irgendein Chefredakteur solche Meldungen in die Welt posaunt, sondern dass Bischofsernennungen vom Heiligen Vater in Rom bekannt gegeben werden. Und da sind wir wirklich so päpstlich wie der Papst und halten uns an die Regeln. Wenn es dann soweit sein sollte, wird es zeitgleich in Rom und in Köln bekanntgegeben. Das wird dann hier im Dom der Dompropst machen.

domradio.de: Aber wir könnten doch vielleicht wenigstens solche Meldung bestätigen oder dementieren?

Brüggenjürgen: Es gilt für uns der Grundsatz: an Personalspekulationen beteiligen wir uns grundsätzlich nicht, auch weil durch solche Spekulationen oft genug Personen beschädigt werden. domradio hat sich in 14 Jahren einen guten Ruf erarbeitet. Man stelle sich einmal vor, Radio Vatikan würde melden, der Papst tritt zurück. Da würde ja jeder sagen, das ist offiziell, wenn es der Vatikansender vermeldet. Insofern tun die Kollegen in Rom gut daran abzuwarten, bis der Heilige Vater Entscheidungen verkündet und wir hier in Köln genauso.

domradio.de: Woher kommen denn überhaupt solche Gerüchte?

Brüggenjürgen: Grundsätzlich sind Nachrichten und Personalien Waren, Quoten für die Medien. Da wird mit gehandelt, und Informationen haben ihren jeweiligen Wert. Bei einer Bischofsernennung sind viele Leute im Spiel. Ich sehe das Problem nicht bei den kirchlichen Kreisen, weil ich glaube, dass z.B. die Domkapitulare überhaupt kein Interesse daran haben, solche Informationen herauszugeben, genauso wenig wie das domradio. Da wird nicht Rom vorgegriffen. Das Problem sehe ich eher bei den involvierten staatlichen Stellen. Aufgrund der Konkordatsbestimmungen müssen die Landesregierungen eines Bistums einem künftigen Bischof eine Art Unbedenklichkeitsbestätigung geben. Da sind dann so viele Leute involviert, dass in vielen Fällen Dinge an die Öffentlichkeit geraten. Das haben wir in der Vergangenheit schon oft erlebt.

domradio.de: Sind denn die Regelungen der Kirchlichen Kommunikation mit dem Glockengeläute noch zeitgemäß?

Brüggenjürgen: Das ist eine spannende und berechtigte Frage. Die Regeln sind ja noch auf die Nachrichtenkultur des Mittelalters abgestimmt, als man mit Kurieren oder Postkutschen entsprechende Bullen über die Alpen von Rom nach Deutschland zur Nuntiatur brachte. Das geht heute im Internet- und Twitter-Zeitalter natürlich nicht mehr. Ich denke, es ist vielleicht angesagt, dass man hier auch innerkirchlich überlegt, ob man da etwas optimieren kann. Hier gibt es Handlungsbedarf. Gleichwohl ist das Glockenläuten auch eine schöne Tradition. Da freuen wir uns darauf, wenn in Köln alle Glocken läuten!


Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige (DR)
Ingo Brüggenjürgen / © Ide Lödige ( DR )