Dompropst Feldhoff über die Suche nach dem neuen Erzbischof

"Wir müssen unserem Gewissen folgen"

Wer wird neuer Erzbischof in Köln? Das Domkapitel muss einen Nachfolger für Kardinal Meisner finden und hat dafür eine Umfrage gestartet. Im domradio-Studio erzählt Dompropst Dr. Norbert Feldhoff, was dabei herausgekommen ist.

Dompropst Feldhoff / © Boecker
Dompropst Feldhoff / © Boecker

domradio.de: Sie haben 270 Personen gebeten, sich mal Gedanken zu machen zu den Herausforderungen, die auf den neuen Erzbischof zukommen. Was genau haben die Leute denn gesagt?

Feldhoff: Wir haben das Ergebnis dieser Befragung, dann das Ergebnis der über 500 Menschen, die von sich aus uns geschrieben haben und auch das Ergebnis der Kircheninitiative. Alles zusammen haben wir gesichtet. Wir hatten aber auch ein Jahr vorher uns schon selber befragt: Welche Herausforderungen erwartet jeder einzelne Domkapitular vom neuen Erzbischof. Und dann haben wir das, was bei der Umfrage herausgekommen ist und was wir selber überlegt haben, zusammengefasst. Am Ende ist entscheidend, was jeder einzelne Domkapitular vor seinem Gewissen für richtig hält. Wir müssen frei sein in der ganzen Wahl und nehmen das sehr ernst. Auf der anderen Seite wollten wir nicht isoliert, alleine entscheiden. Deshalb die Umfrage. Und dann haben wir als Ergebnis sieben oder acht Herausforderungen genannt, das ist dann gestern veröffentlicht worden, vor allem Dialogfähigkeit, ein partizipativer Leitungsstil. Wichtig ist, dass er Vertrauen gewinnt, dass er ermutigt, dass er eine zukunftsfähige Entwicklung der Seelsorge anschiebt, ein ganz wichtiger Bereich. Das ist nicht nur ein organisatorisches Problem, das ist auch ein geistliches Problem; Neuevangelisierung und Barmherzigkeit und Caritas sollte er einen besonderen Stellenwert geben, und schließlich Ökumene und interreligiöser Dialog. Das sind unsere Erkenntnisse, die eigenen Erkenntnisse und das Ergebnis dieser Befragung.

domradio.de: Der aufmerksame Kölner wird jetzt vielleicht etwas vermissen, was in der Aufzählung fehlt, und zwar die Integrationsfähigkeit in den Kölner Karneval, oder auch Resistenz gegen den Klüngel. Spielt sowas eine Rolle?

Feldhoff: Er sollte mit dem Karneval leben können, aber das muss kein Kriterium sein, dass er selbst Karnevalist ist, ist der Kardinal Höffner auch nicht gewesen, selbst der Kardinal Frings als Rheinländer war das nicht. Ich halte das für eine sehr populistische Aussage. Er muss die Mentalität des Rheinlandes ernstnehmen, verstehen können. Da ist Karneval ein Moment davon, aber nicht unbedingt Klüngel. Ich habe mich ja als in Düsseldorf geborener Kölner Priester mit dem Kölner Klüngel befasst und unterscheide: Es gibt einen Klüngel, der ethisch-kritisch zu bewerten ist, wenn er mit Lüge, mit Selbstsucht verbunden ist. Und es gibt durchaus einen Klüngel, der das Leben in einer verantwortungsvollen Form erleichtert. Dass man miteinander spricht, auch wenn man auf gegnerischen Positionen ist. Im Grunde ist die große Friedensdiplomatie nichts anderes als ein ethisch geforderter Klüngel. Dass also Diplomaten, Politiker von streitenden Seiten friedlich hinter den Kulissen miteinander reden und ausloten, wie man zusammen kommen kann. Das wünsche ich mir auch vom neuen Erzbischof.

domradio.de: Und das alles rund um die kölsche Mentalität, das kann sich ja dann auch über die Zeit entwickeln. Bei den Rückläufen sind jetzt auch Namen gefallen. Jetzt wollen natürlich alle wissen, wen wünschen sich die Menschen da? Können Sie konkret was dazu sagen?

Feldhoff: Wir sagen als Kapitel nichts zu Namen, weil da sofort irgendeine falsche Schaltung in den Köpfen der Menschen entstehen würde. Wir beteiligen uns nicht an der Namensdiskussion von Kandidaten. Wir haben wohl veröffentlicht, dass über vierzig 40 Namen von Priestern und Bischöfen genannt worden sind. Allein diese Zahl zeigt, dass nicht alle die Aufgabe richtig einschätzen können. Denn da bin ich mir sicher, es gibt in Deutschland nicht 40 Kandidaten für dieses Amt. Das sind oft sehr gut gemeinte Vorschläge, weil man diesen oder jenen Priester kennt, der auch gut ist, dass er vorgeschlagen wird. Aber es sind auch gewisse Gewichtungen da. Also wir nehmen alle Vorschläge ernst, prüfen die, werden aber zu den Namen nichts sagen.

Das Gespräch führte Verena Tröster.


Quelle:
DR