Generalvikar weist Vorwürfe gegen Erzbistum zurück

"Wir arbeiten stark daran"

Im aktuellen Dossier der Wochenzeitung "Die Zeit" werden dem Erzbistum fragwürdige Investments und Immobilienkäufe vorgeworfen. Im domradio.de-Interview weist Generalvikar Stefan Heße die Anschuldigungen zurück.

Kölner Domforum / © Domforum
Kölner Domforum / © Domforum

domradio.de: Wie bewerten Sie diesen Artikel?

Generalvikar Heße: Ich musste lesen, dass das Erzbistum Köln zweifelhafte Geschäfte mache. Das kann ich so nicht teilen und möchte ich hiermit zurückweisen. Als Generalvikar, der ich ja letztlich auch für die Verwaltung der Finanzen in unserem Erzbistum Verantwortung trage, hat mich dieser Vorwurf schon sehr getroffen.

domradio.de: Das Erzbistum veröffentlicht ja jährlich seinen Haushalt. Hat denn die ZEIT in der Recherche Fehler gemacht, gibt es falsche Darstellungen?

Generalvikar Heße: Wir präsentieren unseren Wirtschaftsplan jedes Jahr im Internet und der ist jedem frei zugänglich. Wir arbeiten trotzdem weiter daran, auch das Vermögen unseres Erzbistums zu veröffentlichen, aus den bekannten Bemühungen um Transparenz, die auch andere Bistümer vornehmen. Da gibt es noch einiges zu tun, aber die Behauptung, dass wir nichts veröffentlichen würden, kann ich so nicht stehenlassen.

domradio.de: Stimmt denn die Summe von 92 Millionen Einnahmen?

Generalvikar Heße: Diese Summe ist ein eindeutiger Fehler in dem Bericht. Aus dem Vermögen ergeben sich Erträge von 46 Millionen Euro, die sonstigen Erträge, z.B. die Einnahmen aus unseren Tagungshäusern, werfen unter dem Strich keine Gewinne ab.

domradio.de: Hat das Erzbistum bei der Geldanlage Fehler gemacht? Wurde in nicht-ethische Fonds investiert?

Generalvikar Heße: Ich bin froh, dass wir Richtlinien haben zur Anlage unseres Vermögens, die natürlich auch ethisch ausgerichtet sind. Wir als Kirche tun gut daran, uns darauf zu stützen und nicht in irgendwelche Fonds zu investieren, die wir ethisch nicht mittragen können. Hier hat es in der Tat eine Anlage gegeben in den Warburg-Fonds, die nicht korrekt war. Das ist aber nach kürzester Zeit korrigiert worden, das hat der Finanzdirektor auch deutlich gemacht.

domradio.de: Der Artikel stellt die reiche deutsche Kirche in Widerspruch zu der vom neuen Papst propagierten "armen Kirche". Kann man das so stehenlassen?

Generalvikar Heße: Dazu muss man in unseren laufenden Wirtschaftsplan hineinschauen. Da wird deutlich, dass von einem Euro Kirchensteuer 50 Cent in die Seelsorge gehen: an Kirchengemeinden, Kindertagesstätten, in die Krankenhaus- und Gefängnisseelsorge. Weitere 24 Cent werden für Schulen, Tagungshäuser und eben für arme Länder eingesetzt. Im Haushalt haben wir für die Caritas 48 Millionen Euro veranschlagt, bei den Kindertagesstätten sind es sogar 49 Millionen und bei unseren Bildungseinrichtungen fast 200 Millionen. Wir wenden uns also keineswegs nur an die Reichen, sondern ganz bewusst auch an die Armen. 20 Millionen gehen jedes Jahr in arme Länder! Und unsere Abteilung Weltkirche ist immer sehr schnell dabei, aus den entsprechenden Katastrophenfonds Hilfe bei Katastrophen zur Verfügung zu stellen.

domradio.de: Es gibt auch Vorwürfe, der Kauf des Domforums am Kölner Dom wäre nicht mit rechten Dingen abgelaufen.

Generalvikar Heße: Das Gebäude ist damals vor meiner Zeit ertstanden worden. Ich halte den Kauf für eine einmalige pastorale Chance, die meine Vorgänger damals klugerweise ergriffen haben. Wir können von dort aus die Passantenpastoral steuern, das Domforum ist dort angesiedelt und auch das domradio, das täglich den Gottesdienst aus dem Kölner Dom überträgt. Es ist ein Zentrum für die Seelsorge, Bildung und Kultur und die vielen Menschen, die unsere Kathedrale besuchen. Das Geld ist an dieser Stelle pastoral sehr gut investiert gewesen.

domradio.de: Der Vorwurf lautet, man habe sich einer Briefkastenfirma in Holland bedient.

Generalvikar Heße: Die Voraussetzung für den Kauf des Gebäudes war offenbar der Kauf dieser Gesellschaft. Seither besitzt das Erzbistum Köln diese Gesellschaft "Domkloster", bisher gab es keinen Anlass, diese Gesellschaft zu liquidieren.

domradio.de: Wie weit ist die katholische Kirche in Deutschland auf dem Weg hin zu Klarheit, Wahrheit und Transparenz gekommen?

Generalvikar Heße: Für mich als Kölner Generalvikar steht außer Zweifel, dass wir transparent auf allen Ebenen werden müssen. Wir als Erzbistum arbeiten stark daran. Es braucht eine gewisse Zeit, damit die Zahlen auch sorgfältig geprüft und gut geliefert werden können. Es braucht vor allen Dingen für den Vergleich der Diözesen eine einheitliche Nomenklatur. Einige Diözesen sind noch in der kameralen Welt oder in der doppischen Welt unterwegs, manche haben unterschiedliche Aufstellungen. Man muss darauf achten, dass man Äpfel mit Äpfeln und nicht mit Birnen vergleicht.

Das Interview führte Ingo Brüggenjürgen.

 


Quelle:
DR
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