Erzbistum Köln sieht nach Trägerwechsel katholische Schulen nicht in der Krise

Mehr als eine Frage des Anstrichs

Die Eltern haben entschieden: Eine katholische Grundschule in Köln-Rath wird Gemeinschaftsschule, ein weiterer Fall steht bevor. Die Umwandlung in nicht konfessionsgebundene Schulen – das Erzbistum erkennt anders als Kölns Schuldezernentin keinen "Trend". Schulrätin Andrea Gersch im domradio.de-Interview über die langfristigen Folgen eines Trägerwechsels.

 (DR)

domradio.de: Was halten Sie von der Entscheidung, dass die katholische Grundschule Volberger Weg nun eine Gemeinschaftsschule werden soll?

Gersch: Natürlich bedauere ich diese Entscheidung der Eltern. Aber genauso möchte ich sie respektieren. Wenn man ein bisschen genauer hinschaut, muss man ganz klar sagen: Hier ist keine inhaltliche Entscheidung getroffen worden. Die Eltern an der Grundschule in Köln Rath wollten, dass diese evangelische Konrektorin die neue Schulleiterin wird. Das war das vorrangige Interesse. Sie haben nicht darüber abgestimmt, ob sie das Katholische wollen oder nicht wollen.



domradio.de: Dennoch: Wird sie das Profil der Grundschule jetzt ändern?

Gersch: Auf jeden Fall. Das mag jetzt zwar nicht unmittelbar passieren. Aber es ist einfach so, dass personelle Wechsel auch neue Akzente setzen. Und sowohl Leitung als auch Kollegium müssen sich in keiner Weise mehr verpflichtet fühlen, im Sinne des Bekenntnisses die Kinder zu errichten und zu erziehen. Insofern ist auch die Möglichkeit gegeben, dass zum Beispiel Eltern fordern: An dieser Schule möchten wir keinen Adventsabend mehr haben, sondern das wird ein Jahresabschlussabend oder Ähnliches. Das muss man realistisch sehen, das gibt es in vergleichbaren, wenn auch seltenen Fällen immer wieder.



domradio.de: Das sieht die Elternschaft der Schule anders. Sie meint, sie stehe auch nach dem Wechsel zu ihrem Profil und Schulprogramm. Die christliche und katholische Grundhaltung seien "tief verwurzelt". Halten Sie das nicht für möglich?

Gersch: Für eine gewisse Zeit sicherlich, solange eine personelle Kontinuität da ist. Aber es ist eben keine Bindung mehr da, niemand kann mehr dazu verpflichtet werden. Insofern sehe ich das durchaus kritisch. Und man muss auch sehen, dass in einer Grundschule die Zeiten, die jetzt überblickt werden, relativ kurz sind. Und so eine Umwandlungsentscheidung ist eine langfristige. Hier wurde aus eher kurzfristigen Erwägungen heraus eine Entscheidung getroffen.



domradio.de: Nun wäre es ja wahrscheinlich gar nicht erst so weit gekommen, wenn man sich darauf eingelassen hätte, die Konrektorin auf den Leitungs-Posten zu setzen. Im Nachhinein betrachtet, hätte man da nicht besser ja zu gesagt?

Gersch: Das ist von unserer Zustimmung überhaupt nicht abhängig. Die Kirche hat gar keine "Aktien" in diesem Spiel, weil es sich um eine Schule in kommunaler Trägerschaft handelt, d.h. es ist eine staatliche Schule, die gebunden ist an die Vorgaben des Schulgesetzes. Und das Schulgesetz besagt, dass eine Bekenntnisschule eben mit Leitungspersonen dieses Bekenntnisses besetzt werden muss, sei es nun evangelisch oder katholisch.



domradio.de: Die nächste Schule, eine in Neubrück, steht schon in den Startlöchern, mit einem ähnlich gelagerten Fall. Was glauben Sie, wie wird sich das Ganze weiter entwickeln? Wird dieser Wandel jetzt Schule machen?

Gersch: Ich glaube eher nicht, weil das auch in Köln-Neubrück ein Fall ist, der eigentlich so noch nie geschehen ist: dass jemand zu einer Bewerbung versehentlich zugelassen wurde, obwohl er nicht dem Bekenntnis angehört.



domradio.de: Die katholischen Schulen sind also nicht in der Krise?

Gersch: Ganz und gar nicht. Uns ist es ein wichtiges Anliegen, für das wir auch viel tun: Schulen in ihrer Schulprofilentwicklung zu stärken. Und gerade erst haben wir ein Schulentwicklungsprojekt gestartet und gerade abgeschlossen, so dass es jetzt auch eine ganze Reihe gut motivierter und qualifizierter Personen gibt, die sich auf den Weg machen, ein Leitungsamt anzustreben.



Das Gespräch führte Aurelia Plieschke.