Katholiken fordern Debatte über Zölibat

"Man muss sich dem stellen"

Mit dem Missbrauchsskandal Anfang des Jahres wurde die Debatte über den Zölibat wieder in Gang gesetzt. Auch wenn der Diözesanrat im Erzbistum Köln einen direkten Zusammenhang zwischen Missbrauch und Zölibat gegenüber domrado.de ausschließt - die Debatte befürworten die Laien-Katholiken.

 (DR)

Die Gleichung  "Zölibat kann zu Kindesmissbrauch führen" sei so nicht möglich, sagte Geschäftsführer Norbert Michels am Mittwochmorgen (26.05.2010) im Gespräch mit domradio.de. Der Zölibat sei nicht die Ursache. Dennoch müsse man die aktuellen Ereignisse zum Anlass nehmen, "noch mal nachzudenken".

Der Zölibat habe als Kirchengesetz seine Wurzeln im 11. Jahrhundert. Die Apostel Jesu' hingegen hätten Familien besessen. "Deshalb muss darüber nachgedacht werden: Besteht zukünftig die Möglichkeit, freiwillig zölibatär zu leben?"

Erklärung des Diözesanrats
"Im Kontext der Missbrauchsfälle ist eine gesellschaftliche Debatte entstanden, die alte und neue Anfragen an den Zölibat und die kirchliche Sexualmoral auf die Tagesordnung setzt", erklärte die Vertretung der Laien in der Erzdiözese bereits am Dienstag in Köln. Aber auch unabhängig von der Missbrauchsdebatte müsse man sich dieser Diskussion stellen und sie in den kirchlichen Gremien führen.

Nach Ansicht des Diözesanrats muss nüchtern bedacht werden, inwieweit die priesterliche Lebensform im höheren Maße pädophil veranlagte Menschen anziehen kann. Deshalb sei bei der Ausbildung und Zulassung zum Priesteramt ein höheres Augenmerk auf die Auseinandersetzung mit Fragen der eigenen Körperlichkeit und auf mögliche psychische Störungen zu legen. Weiter forderte der Diözesanrat partnerschaftliche und transparente Arbeitsformen und Strukturen in der Seelsorge, "in denen Frauen und Männer gleichberechtigt wirken". Pastorale Mitarbeiter seien so fortzubilden, dass sie eigenes Verhalten reflektieren und bei Fehlverhalten anderer intervenieren könnten.

In der Erklärung zeigt sich der Diözesanrat "erschüttert über das Ausmaß der Gewalt wie auch über das jahrzehntelange Schweigen der Verantwortlichen". Die Kirche habe "in dramatischer Weise" an Glaubwürdigkeit verloren. Katholiken, die mit dem Gedanken eines Kirchenaustritts spielen, sollten aber bleiben und die Zukunft mit gestalten. Zu begrüßen sei, dass die Kirche mit der konsequenten Aufbereitung der Vorkommnisse begonnen habe und sich unmissverständlich auf die Seite der Opfer stelle. Die kirchliche Jugendarbeit dürfe nicht nachlassen, Kinder und Jugendliche zu befähigen, Grenzen zu setzen und sich gegen Übergriffe zu wehren.