Erzbistum verzeichnet Rückgang bei Kirchensteuer

Zugriff auf Rücklagen

Das Erzbistum Köln verzeichnet einen Rückgang bei den Kirchensteuereinnahmen. Sie sanken 2009 laut Generalvikar Dominik Schwaderlapp und Finanzdirektor Hermann Josef Schon um 4 Prozent auf 721,84 Millionen Euro. Für 2010 rechne die Erzdiözese mit einem weiteren Rückgang um 16 Prozent. Schwaderlapp: "Wir können den Haushalt nur durch den Zugriff auf Rücklagen ausgleichen."

Generalvikar Schwaderlapp und Finanzchef Schon / © Boecker
Generalvikar Schwaderlapp und Finanzchef Schon / © Boecker

Der Haushaltsplan für das laufende Jahr beläuft sich auf rund 863 Millionen Euro, fünf Millionen mehr als 2009. Aus Rücklagen werden 45,6 Millionen Euro entnommen.

Die Kirchensteuereinnahmen nahmen im Jahr 2009 entgegen pessimistischeren Prognosen nur um vier Prozent ab. Diese unerwarteten Mehreinnahmen habe man auf die hohe Kante gelegt und werde davon in diesem Jahr den Fehlbetrag ausgleichen, sagte Finanzdirektor Hermann Josef Schon. Auf diese Weise kommt das Erzbistum 2010 um einen rigiden Sparkurs herum. «Wir stellen den Wirtschaftsplan sparsam auf, führen aber keinen Sparplan durch», sagte Schon. Dies solle aber nicht heißen, dass man nicht jeden Cent drei Mal umdrehe.

Akzent auf Schulen und Kindertagesstätten
Neben dem Ausgabenschwerpunkt Seelsorge bilden laut Schwaderlapp die Bereiche Schule und Kindertagesstätten einen besonderen Akzent. Die üblichen Investitionen aus der Kirchensteuer in diesem Bereich würden 2010 und 2011 verdoppelt. Der mit der Schulzeitverkürung einhergehende Ganztagsbetrieb und die Übermittagsbetreuung erforderten umfangreiche Umbauten, so der Generalvikar. Zudem gelte es, an Kindertagesstätten ein angemessenes Angebot an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige aufzubauen. Für sie sollen bis spätestens 2013 etwa ein Viertel der Plätze in katholischen Kindergärten zur Verfügung stehen. Im Bereich Kita seien 2010 Ausgaben von 42 Millionen Euro veranschlagt.

Seelsorge größter Haushaltsposten
Größter Haushaltsposten sind nach den Angaben die Ausgaben für die Seelsorge mit rund 271 Millionen Euro. Zweitgrößter Posten ist der Bildungsbereich mit etwa 192 Millionen Euro. Fast 84 Millionen Euro sind für die erzbischöfliche Verwaltung, die Priesterausbildung oder das Diözesanmuseum vorgesehen. Für die Caritas stehen rund 46 Millionen Euro, für überdiözesane Aufgaben aller Bistümer 26,8 Millionen Euro zur Verfügung. Die Altersversorgung von Priestern schlägt mit 20 Millionen Euro, weltkirchliche Aufgaben mit 15 Millionen Euro und die Gebühren für den Kirchensteuereinzug durch die Finanzämter mit 18 Millionen Euro zu Buche. Für Investitionen in Kirchengebäude sind cirka 17 Millionen Euro vorgesehen. 175 Millionen Euro führt das Erzbistum an andere Diözesen ab für Kirchensteuerzahler, die zwar in der Erzdiözese arbeiten, aber woanders ihren Wohnsitz haben.

Haushalt zu 65 Prozent aus der Kirchensteuer
Laut Schon finanziert das Erzbistum den Haushalt zu 65 Prozent aus der Kirchensteuer. Hinzu kommen Zuschüsse in Höhe von fast 130 Millionen Euro, darunter Zuwendungen des Landes für Schulen. Zudem gibt es Einnahmen aus dem Betrieb von Bildungseinrichtungen, Mieten, Pachterlösen und Anlagen von rund 78 Millionen Euro.

Schon rechnet nach eigenen Worten damit, dass sich die Wirtschaftskrise in diesem Jahr deutlicher auf die Kirchensteuer auswirken wird als 2009. Im vorigen Jahr hätten sich noch Stützungsmaßnahmen wie Kurzarbeit oder Abwrackprämie positiv auf die Kirchensteuereinnahmen ausgewirkt.