Der Spiritual des Kölner Priesterseminars zum Pfarrer von Ars als Vorbild

"Nachfolge Christi um des Menschen willen"

Papst Benedikt XVI. will Jean-Baptiste Marie Vianney, den Parrer von Ars, als Vorbild in den Mittelpunkt rücken: Während des unlängst angelaufenen Priesterjahres, das für Berufungen wirbt, steht der Franzose als "Patron der Priester" im Blickpunkt. Über seine Bedeutung in der priesterlichen Ausbildung und Praxis sprach domradio mit Prälat Josef Sauerborn, dem Spiritual des Priesterseminars im Erzbistum Köln.

 (DR)

domradio: Was war denn so besonders am Pfarrer von Ars, dass er für die heutigen Seelsorger so wichtig ist?
Sauerborn: Das Besondere und zeitübergreifend Gültige ist sein bedingungsloser Einsatz für den Menschen über Gott. Er ist über Gott zum Menschen gekommen. Und das in einer ganz beeindruckenden Weise. Angesichts offenbarer, unmöglicher Zustände, die er in seiner sehr kleinen Pfarrei vorgefunden hat, die ja gekennzeichnet war von den Wirren der Französischen Revolution und einer massiven Entchristlichung der Land- wie der Stadtbevölkerung. Und darin kann er Vorbild sein: dass er nicht aufgegeben hat. Er hat nicht resigniert, er hat über Gott den Weg zu den Menschen gefunden. Das ist etwas Bleibendes, dass er über das Gebet die Herzen der Menschen gefunden hat.

domradio: Ist das auch etwas, das sie künftigen Pfarrern auf den Weg geben?
Sauerborn: Das ist das A und O. Denn wenn die Priester die Menschen erreichen wollen in dieser Zeit mit der Botschaft des Evangeliums, dann sollten sie auf kommunikative, unverbogene Weise Menschen sein, die aus dem Glauben ganz und gar leben. Und das wird auch von den Menschen auf Dauer hin wahrgenommen. So war es auch beim Pfarrer von Ars.

domradio: Hat sich denn das Priesterbild in den vergangen 150 Jahren nicht massiv gewandelt?
Sauerborn: Es gibt ganz neue Anforderungen - obwohl man die Anforderungen der damaligen Zeit nicht zu gering veranschlagen darf, Stichwort Französische Revolution. Das ist für unsere jetzigen Priester auf ganz andere Weise ebenfalls eine solche Erfahrung, wenn es um Säkularisierung geht, also Entchristlichung der Bevölkerung und die Not der Zusammenlegung der Pfarreien. Da sind wir vielleicht durchaus in vergleichbaren Situationen. Aber ich finde - auch bei aller Unterschiedlichkeit der zeitbedingten Prägungen des Priesteramtes - in der Substanz, glaube ich doch, dass es sich treu bleibt in einer entschiedenen Nachfolge Christi um des Menschen Willen aus dem Evangelium.

domradio: Papst Benedikt hat das "Jahr des Priesters" ausgerufen und bittet um ein intensives Gebebt um geistliche Berufungen. Wie kann der normale Gläubige das umsetzen?
Sauerborn: Ich glaube, dass er einerseits wirklich beten sollte für Priester und Ordensberufungen. Und das sollte in die tägliche Gebetspraxis übergehen. Man sollte das nicht nur den allgemeinen Fürbitten des Sonntags in den Pfarrgemeinden überlassen. Und auf der anderen Seite wäre es gut, wenn unsere Priester priesterlich gefordert werden. Das bedeutet, dass sie in ihrer Aufgabe der betenden Menschen auch von den Menschen, die ihre Hilfe und Zuwendung brauchen, als solche gefordert werden. Nicht zuletzt - auch das darf offen ausgesprochen werden, weil es der Pfarrer von Ars in besonderer Weise als Charisma hatte - man sollte die Priester auch fordern als Beichtväter.

domradio: Setzen Sie in der Priesterausbildung gerade in diesem Jahr auch besondere Schwerpunkte?
Sauerborn: Wir haben einige Schwerpunkte gesetzt, obwohl wir mit dem Kardinal vereinbart haben, dass das nicht in Aktionismus ausarten soll und nicht wieder so eine neue Event-Schiene in Gang setzt, sondern es geht um eine Verinnerlichung und eine Vertiefung. Aber es findet eine Wallfahrt nach Ars statt zur Wirkungsstätte des Pfarrers von Ars. Und es gibt eine Wallfahrt nach Rom. Aber innerhalb der Diözese sollen Priestertage stattfinden - für Priester unter Priestern. Wir werden dieses Jahr auch nicht in erster Linie unter das Thema der Berufung setzen, sondern es geht um eine innere Selbstwahrnehmung der Priester, um eine Überprüfung und Nachprüfung meiner Motivationen, vielleicht um eine Erneuerung der eigenen priesterlichen Berufung.