Beck distanziert sich vom "Hassprediger" - Erzbistum würdigt Becks neue Äußerungen

"Leidenschaftliche Abneigung"

Nach parteiübergreifender Kritik hat der Grünen-Politiker Volker Beck seinen "Hassprediger"-Vorwurf gegenüber dem Kölner Kardinal Joachim Meisner bedauert. Das Erzbistum Köln reagierte vorsichtig positiv auf die neuen Äußerungen. Bei der Prüfung rechtlicher Schritte werde man Becks Bedauern einbeziehen, sagte ein Sprecher am Montag in Köln.

 (DR)

Beck erklärte am Montag in Berlin, er werde den Begriff "Hassprediger" in diesem Zusammenhang nicht mehr benutzen. Nichts liege ihm ferner, als Meisner in die Nähe von Terroristen oder Selbstmordattentätern zu rücken. Allerdings halte er an seiner inhaltlichen Kritik zu den Äußerungen des Kardinals fest, die er als unverschämt empfinde. Beck hatte Meisner als "selbstgerechten Hassprediger" bezeichnet. Der Grünen-Politiker reagierte damit auf eine Äußerung des Kölner Erzbischofs über den Sittenverfall in Europa. Meisner hatte mit Blick auf homosexuelle Lebensgemeinschaften den Menschen ein "Triebbündel, das sein Schöpfungsgedächtnis verloren hat", genannt.

Mehrere Grünen-Politiker hatten sich zuvor von der Wortwahl ihres Parteifreundes distanziert. Grünen-Chef Reinhard Bütikofer erklärte, zwar stimme er mit Beck darin überein, dass sich bei gesellschaftspolitischen Diskussionen auch ein Kirchenvertreter Kritik aussetzen müsse. Jeder sei jedoch aufgerufen, "eine vernünftige Wortwahl zu finden".

Der Parteivorsitzende bewertete das Verhältnis zwischen Grünen und katholischer Kirche als nach wie vor konstruktiv. Dafür spreche wachsende Übereinstimmung bei vielen Themen wie Bioethik, Entwicklungspolitik, Umwelt- und Klimapolitik. Seine Partei wolle den konstruktiven Dialog, für den sich Repräsentanten auf beiden Seiten eingesetzt hätten, fortsetzen. Im Berliner "Tagesspiegel"
distanzierten sich auch Grünen-Fraktionschefin Renate Künast und Bundestags-Vizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt von der Äußerung Becks. Dessen Wortwahl sei "unpassend und unangemessen". Zugleich stellten sie sich inhaltlich auf die Seite Becks.

Auch der Bremer Umweltsenator Reinhard Loske (Grüne) bezeichnete die Kirchen als wichtigen und wertvollen Gesprächspartner der Grünen. "Was wir ganz sicher nicht brauchen, ist ein Kulturkampf mit verletzender Rhetorik auf beiden Seiten", sagte er der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Den "Hassprediger"-Vorwurf nannte er "töricht und falsch". Er werde nicht dadurch besser, dass sich Meisner zuvor "hanebüchen"
geäußert habe.

Die CSU sprach unterdessen von einer feindlichen Kampagne der Grünen gegen die katholische Kirche. Die "unglaubliche Herabwürdigung" Meisners durch Beck sei ein "neuer beschämender Höhepunkt unter den Angriffen der Grünen auf die katholische Kirche", meinte der bayerische CSU-Landtagsfraktionschef Georg Schmid in München. Er sprach von sich häufenden Beleidigungen katholischer Würdenträger. Es stelle sich für Katholiken sehr wohl die Frage, "ob eine solche Partei für sie wählbar ist".

Der CSU-Familienpolitiker Johannes Singhammer sprach von einer niveaulosen Kritik an Meisner, die eine bizarre Missachtung der Institution von Ehe und Familie offenbare. Auch Vertreter von CDU und FDP hatten zuvor die Äußerungen Becks zurückgewiesen.

Vor gut einer Woche hatte Grünen-Chefin Claudia Roth den Augsburger Bischof Walter Mixa wegen seiner familienpolitischen Vorstellungen einen "durchgeknallten, spalterischen Oberfundi"
genannt und damit gleichfalls eine anhaltende öffentliche Debatte ausgelöst.