Stellungnahme Pressestelle Erzbistum Köln

Kolumba-Predigt von Kardinal Meisner

Zu der massiven Kritik der Medien an dem Gebrauch des Wortes „entartet“ in der Predigt von Erzbischof Joachim Kardinal Meisner zur Eröffnung des Kölner Diözesanmuseums nimmt die Pressestelle des Erzbistums Köln wie folgt Stellung.

 (DR)

Kardinal Meisner bedauert, dass durch die aus dem Zusammenhang gerissene Missinterpretation eines einzelnen Wortes die Schönheit einer seit Jahren mit Freude erwarteten Feier überschattet worden sei. Dies habe das Museum Kolumba, das eine der bedeutendsten Einrichtungen seiner Art in Köln und darüber hinaus ist, nicht verdient.

Zugleich ist er entsetzt darüber, dass sein gesellschaftlicher Appell, den Bezug zu Gott zu bewahren, durch reflexhafte Unterstellungen zunächst einzelner Personen in der Öffentlichkeit völlig verzerrt worden sei. Es ist nach seiner Überzeugung die unbedingte Pflicht eines Bischofs, gerade bei der Eröffnung eines kircheneigenen Kunstmuseums an die engen Beziehungen zu erinnern, die zwischen Kultur und Gottesverehrung (Kultus) bestehen sollen. Genau dies habe er in seiner Predigt mit dem Satz tun wollen: „Dort, wo die Kultur vom Kultus, von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus und die Kultur entartet." Mit „Kultur" bezeichnet er dabei die gesamten Lebensäußerungen einer Gesellschaft, nicht nur den „Kulturbetrieb". Er wiederholt damit, was er bei vielen Gelegenheiten nicht müde wird zu betonen: Ein entgöttlichtes Zusammenleben der Menschen degeneriert zur totalitären Unkultur, weil ohne Gott die Maßstäbe des Menschlichen fehlen. Die Äußerung des Kardinals wendet sich also weder gegen bestimmte Kunstformen, Kunstwerke oder Künstler, noch will sie irgendjemanden diskreditieren oder gar diffamieren.

Die Unterstellung, er habe sich durch die Verwendung eines von den Nationalsozialisten missbrauchten Begriffs deren Sprache zu Eigen gemacht, weist Kardinal Meisner zurück. Sobald die kritisierte Aussage im Gesamtzusammenhang der Predigt gesehen werde, könne ein solcher Vorwurf nur als absurd bezeichnet werden, zumal ihm die Ideologie und das Kunstverständnis der Nationalsozialisten völlig fern liegen.

Kardinal Meisner hat in der Ansprache zunächst dargelegt, dass „durch die Menschwerdung Gottes jeder Mensch vom Glanz Gottes berührt und geprägt ist". Danach bezeichnet er es als große „Pervertierung" des Menschen, „wenn er diese Identifikation auf Gott hin vergisst und dadurch zum Ohne-Gott oder gar zum Antigott wird, wie wir es in der Geschichte des 20. Jahrhunderts in Europa in grausamster Weise erleben mussten." Anschließend kommt er auf das KZ Birkenau und die darin manifestierte Menschenverachtung der Nationalsozialisten zu sprechen. Den von der Nazi-Ideologie missbrauchte Begriff der Entartung richtet er somit direkt gegen diese und alle Formen des Totalitarismus. Er greift ein ausdrücklich ideologisch besetztes Wort auf, um so gerade jene zuvor genannten Unkulturen mit ihrem eigenen Vokabular zu kennzeichnen und zu entlarven. Er bedauert, dass dies in der verkürzten Form des Zitats Anlass zu Missverständnissen gegeben habe. Es dürfe aber nicht den Ideologien überlassen bleiben, wie über Kultur gesprochen werde.

Über Äußerungen eines Bischofs zu diskutieren und auch zu streiten, zu dessen Pflichten gelegentlich das Ansprechen unbequemer Wahrheiten gehört, ist das eine. Einen Amtsträger und Menschen für Dinge zu geißeln, die er nicht gemeint und noch weniger ausgesprochen hat, ist nicht nur ethisch äußerst fragwürdig, sondern überdies einer demokratischen Kultur völlig unangemessen. Es ist sehr zu wünschen, dass die Rückkehr zu einer sachlichen, fairen und ehrlichen Diskussion sehr bald gelingt.