Buchautorin ermutigt zum Beten mit Kindern

"Ernst nehmen, was sie über Gott denken"

Wie betet man mit Kindern? Damit hat sich Andrea Langenbacher beschäftigt, nicht nur beim Beten mit ihrem Kind, sondern auch, indem sie andere Menschen dazu befragt hat. Ihre Anregungen hat sie nun in einem Buch veröffentlicht.

Eine Familie hält sich zum Gebet an den Händen / © CartoonMini (shutterstock)
Eine Familie hält sich zum Gebet an den Händen / © CartoonMini ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Ab welchem Alter kann man mit Kindern schon gut beten?

Andrea Langenbacher (Buchautorin): Ich finde, das geht von Anfang an. Bin ich selbst ein betender Mensch. Spielt das in meinem Alltag eine Rolle? Wenn das so ist, dann kann ich mein Kind oder meine Kinder von Anfang an mitnehmen.

Vielleicht fängt das beim Singen am Abend an. Und auch der Säugling kann schon ein Kreuzchen auf die Stirn bekommen. Auch in das Tischgebet wachsen die Kinder mit hinein. Wenn die Kinder dann anfangen  Fragen zu stellen, dann wird das mehr ein gemeinsames Beten. Das fängt im Kindergartenalter an, in der Grundschule auf jeden Fall.

DOMRADIO.DE: Es gibt Bücher mit Kindergebeten, die man vorlesen kann. Da sind Bilder, die man zeigen kann. Aber wir können auch mit den Kindern frei beten. Was ist Ihr Ansatz?

Langenbacher: Da würde ich mich gar nicht auf eines festlegen. Das ist von der Situation abhängig. Das eigene Beten ist natürlich authentischer oder es kann mehr auf das eingehen, was gerade beim Kind und bei mir wichtig ist. Aber die Bilder und die wiederkehrenden Texte sind für Kinder natürlich auch total wichtig. Ich finde, das schließt sich gar nicht aus. Es kann eine Hilfe sein.

DOMRADIO.DE: Das gemeinsame Beten mit Kindern kann auch mal schwierig sein. Ich erinnere mich an Abendgebete, bei denen meine Kinder ständig gestört und unterbrochen haben und am Ende war ich genervt und habe mich gefragt, warum das eigentlich so ist. Denn beim Geschichtenvorlesen haben sie nicht gestört. Was war anders?

Langenbacher: Ich glaube, es ist vielleicht sogar ganz ähnlich wie beim Geschichtenvorlesen oder beim Zähneputzen. Dieses kindliche Nein, mit dem sind wir immer wieder konfrontiert. Ich finde es interessant, dann innezuhalten und zu fragen, was das Bedürfnis hinter dem Nein ist.

Ist es jetzt gerade einfach nicht passend, still zu sein, zum Beispiel. Will sich das Kind lieber bewegen oder ist beim Mittagessen der Hunger zu groß? Muss jetzt einfach sofort etwas gegessen werden oder ist das Kind schon zu müde, um dann damit umzugehen. Es unterscheidet sich nicht wirklich von vielen anderen Situationen, mit denen wir als Eltern konfrontiert sind.

Und dann ist es auch total okay, wenn sie sagen: "Okay, ich merke, du willst jetzt gerade gar nicht oder du kannst gerade nicht beten, das dauert zu lang. Komm, ich mach dir ein Kreuzchen auf die Stirn und dann schlaf ganz schnell. Gute Nacht!"

Also man sollte es aufnehmen und damit umgehen, damit nicht ein Gefühl von Zwang entsteht, dass das etwas ist, was man tun muss und was sich unangenehm anfühlt. Es soll etwas sein, was gut tut.

DOMRADIO.DE: Manchen etwas größeren Kindern ist dann plötzlich so etwas wie das Tischgebet peinlich, wenn Freunde dabei sind. Würden sie Rücksicht darauf nehmen oder sagen: Nein, steht dazu, dass wir das immer machen?

Langenbacher: Tendenziell ja, würde ich sagen, wenn Freunde da sind. Ich würde es auf jeden Fall mit dem Kind besprechen und nicht einfach durchdrücken, um zu schauen, wie man als Familie zusammenfindet und ob das wichtig ist. Finden wir vielleicht ein Gebet oder ein Lied, das dem Kind nicht peinlich ist? Oder ist es so schlimm, dass es gar nicht geht?

DOMRADIO.DE: Was ist, wenn die Eltern eine unterschiedliche Haltung zum Thema Beten haben, also beispielsweise wenn dem Vater das Beten wichtig ist, der Mutter aber nicht?

Langenbacher: Dann hoffe ich, dass der Vater den Mut hat zu beten und das tut, was aus seinem Herzen kommt und gemeinsame Formen findet. Für das Kind ist das nicht schwierig darunter zu unterscheiden, dass es dem Vater wichtig ist, der Mutter aber nicht, weil sie vielleicht nicht an Gott glaubt.

Kinder können erstaunlich gut damit umgehen und lernen ja auch, wenn zwei Menschen zusammenleben, die sich lieben und unterschiedliche Meinungen haben. Es funktioniert und das Kind kann sich auch irgendwann entscheiden, was der richtige Weg ist.

DOMRADIO.DE: Eltern und Kinder haben auch beim Beten manchmal verschiedene Bedürfnisse. Kleine Kinder sind in der Regel sehr offen dafür. Was möchten Sie persönlich Ihrem Kind mit dem gemeinsamen Beten auf seinen Weg mitgeben?

Langenbacher: Dass es sowas gibt wie ein Gehaltensein im großen Ganzen, dass Gott - wie auch immer man ihn sich vorstellt - ein Gegenüber ist, wo man sich hinwenden kann. Das finde ich ganz wichtig und vor allem auch, dass sie damit erwachsen werden können und nicht irgendwann denken: Meine Güte, ist das peinlich!

Es gibt auch diese Kindergebete. Die sind in den ersten paar Jahren schön und dann irgendwann denkt man sich: Um Gottes Willen! Und das finde ich auch ganz wichtig für die Eltern, sich bewusst zu machen, dass das mein Gebet ist und die Kinder nicht denken: Mama, was redest du da für ein Zeug?

Jörg Zink hat es total gut formuliert: kindgemäß, aber nicht kindisch. Worum geht es eigentlich? Und von Anfang an die Kinder ernst nehmen, was sie über Gott denken.

Das Interview führte Dagmar Peters.


Die Tauferinnerung ist eine Woche vor der Erstkommunion ein Fest für die ganze Familie. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Tauferinnerung ist eine Woche vor der Erstkommunion ein Fest für die ganze Familie. / © Beatrice Tomasetti ( DR )
Quelle:
DR
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