Mutter-Kind-Kliniken schlagen Alarm

"Wirtschaftliche Perspektive ungewiss"

Corona macht auch das Leben für die Anbieter von Mutter-Kind-Kuren schwer: Weniger Gäste können betreut werden, der Bedarf wird durch die Pandemie aber immer größer. Mitunter müssen Familien auf Kuren ein halbes Jahr warten.

Familiäre Belastung: Homeschooling und Home Office / © Fabio Principe (shutterstock)
Familiäre Belastung: Homeschooling und Home Office / © Fabio Principe ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: In welchem Umfang sind Mutter-Kind-Kuren überhaupt möglich im Moment?

Margot Jäger (Geschäftsführerin der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung): Die Mutter-Kind-Kuren waren natürlich auch von der Pandemie massiv betroffen. Ab Ende März bis Anfang Juni waren alle Kliniken durch die Landesverordnungen geschlossen, mussten schließen. Die Kliniken haben dann im Juni ihren Betrieb wieder aufnehmen können.

Die Warteliste ist lang, viele Familien, die ihre Termine eigentlich im März und April oder Mai hatten, mussten auf neue Termine umgebucht werden. Diese Ausfälle, die wir im Frühjahr hatten, waren abgefedert durch einen sogenannten Rettungsschirm des Bundesgesundheitsministeriums, wo die Kliniken diese Ausfälle geltend machen konnten, um damit einfach auch die erste Existenznot überwinden zu können.

Das Problem stellt sich aber jetzt, dass die Situation unverändert schwierig ist und die Kliniken davon ausgehen müssen, dass sie auch noch die nächsten Wochen und Monate mit einer geringeren Auslastung in Betrieb sind. Es gibt in allen Kliniken natürlich Hygienekonzepte, Absprachen, die mit den örtlichen Gesundheitsämtern getroffen wurden.

An manchen Standorten sieht es aber so aus, dass aufgrund der baulichen Situation die Kliniken nur mit einem Teil der Auslastung aufnehmen können. Gleichzeitig ist es aber erforderlich die Therapien mit einem höheren Personalaufwand durchzuführen. Zum Beispiel können Gruppenangebote nicht mehr in der Größe stattfinden, sondern häufiger kleinere Gruppen, also ein höherer Personalaufwand.

Gleichzeitig haben wir viele Familien die einfach verunsichert sind durch die Gesamtsituation. Und auch kurzfristig anrufen, um ihre Kur noch auf einen anderen Termin umbuchen zu können. Es ist auf jeden Fall eine ganz, ganz ungewisse wirtschaftliche Perspektive für die Kliniken.

DOMRADIO.DE: Man merkt, es gibt es ganz viele Baustellen. Was wird Ihnen denn gerade aus den Reha-Kliniken zurückgemeldet? Was sind denn im Moment die größten Herausforderungen für Familien? Denn der Bedarf ist ja da.

Jäger: Der Bedarf ist unverändert da. Die Familien schildern auch am Telefon, dass sie einfach durch die vielen Monate die jetzt hinter uns liegen, und durch diese Anforderungen mit Home Office und Homeschooling, eine Arbeitsplatz-Sorge haben. Die völlig ungewiss sind, wie es auch für sie persönlich und beruflich weitergehen kann.

All das lastet doch ganz, ganz stark auf den Familien. Das hören wir in vielen Telefonaten. Und das ist genau die Situation, die wir in der Müttergenesung kennen. Familiäre Belastungen, die letztlich auch die Psyche überfordern und krank machen können.

DOMRADIO.DE: Und jetzt gibt es bei Ihnen diesen Rückstau, von dem Sie eben erzählt haben. Wenn ich jetzt eine Kur beantragen möchte, wie lange könnte das denn dauern, bis ich da überhaupt einen Platz bekomme?

Jäger: Grundsätzlich sind die Kliniken in Vorreservierungen im Frühjahr 2021. Das klingt jetzt noch lange hin. Das soll aber Familie nicht entmutigen ihre Anträge, wenn Sie das für sich persönlich für notwendig halten, auch zu stellen. Ich habe es eben schon erwähnt, wir haben in den Belegungen eine ganz, ganz große Dynamik. Dass Familien doch ihre eigentlich schon fixen Anmeldetermine noch einmal verschieben wollen. Und von daher gibt es immer wieder auch für kurzfristige Möglichkeiten noch Anreisetermine.

Im Grundsatz sind wir im Frühjahr, aber durch viele, viele Umbuchungen gibt es immer wieder auch kurzfristig Lücken in den Kliniken. Und es lohnt sich durchaus, auch für die Familien, die sagen, ich brauche es aber jetzt ganz, ganz dringend, hier auch tatsächlich die Hilfe der Beratungsstellen aufzusuchen. Die Beratungsstellen können an der Stelle wirklich auch behilflich sein, gegebenenfalls auch noch kurzfristige Termine zu finden.

Das Interview führte Verena Tröster.


Margot Jäger, Geschäftsführerin der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung (privat)
Margot Jäger, Geschäftsführerin der Katholischen Arbeitsgemeinschaft für Müttergenesung / ( privat )
Quelle:
DR