Eine geistliche Betrachtung über die Familie zu Weihnachten

Ganz besondere Verbindung

Das Fest der Liebe und der Familie: Weihnachten ist "das" Familienfest schlechthin. Möglichst sollte dann alles harmonisch und perfekt sein. Ein Blick auf die Heilige Familie kann den Druck nehmen.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Heilige Familie / © Wolfgang Radtke (KNA)
Heilige Familie / © Wolfgang Radtke ( KNA )

Gott wird Mensch - nicht einfach aus dem Nichts heraus, sondern er kommt auf die Welt, so wie jeder Mensch auf die Welt kommt: als ein Baby, das hineingeboren wird in eine Familie. Und so ist es eigentlich auch kein Wunder, dass Weihnachten ein Familienfest ist. Viele Menschen nutzen die Feiertage, um die Angehörigen zu besuchen und sich mit Verwandten zu treffen. Es mag sein, dass die freien Tage dazu beitragen, dass sich viele Familien ausgerechnet an Weihnachten besuchen, da die Welt an diesen Tagen in gewisser Weise still steht.

Dass das Dasein als Familie nicht immer einfach ist, zeigt das Weihnachtsfest für viele Menschen dann ganz besonders gut. Zeitschriften und Ratgeber geben zwar Tipps, wie man die Feiertage möglichst stressfrei und entspannt miteinander verbringen kann. Aber immer wieder ist davon zu hören, dass es gerade während der Feiertage zu Streitereien und Spannungen kommt. Am Ende sind dann alle froh, wenn jeder wieder zu sich nach Hause zurückkehrt. Auch wenn man sich vornimmt, im nächsten Jahr die Weihnachtstage ohne die Familie zu verbringen und einmal alles ganz anders zu machen, sind die Chancen doch recht hoch, dass man am Ende doch wieder alles so macht wie immer.

Etwas anderes als Freundschaft

Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass die eigene Familie eben doch etwas anderes ist als Freundschaften. Freunde kommen im Laufe des Lebens dazu, man sucht sie sich aus. Manche Freundschaften haben Bestand, andere vergehen wieder. Die Verbindung unter Freunden ist eine andere als zu Familienmitgliedern, nicht umsonst heißt es ja, dass Blut dicker ist als Wasser. Und während man mit Freunden gemeinsame Erinnerungen und Erlebnisse teilt, teilt man mit Verwandten die gleichen Gene und die gleiche Geschichte.

Inzwischen geht man sogar davon aus, dass Erinnerungen und Erfahrungen an kommende Generationen vererbt werden können. Das ist dann natürlich eine andere Verbindung als die des gleichen Hobbys und der gleichen Vorlieben. Deswegen mag man sich zwar beständig über die Tante ärgern, die einem zu Weihnachten immer die gleichen hässlichen Taschentücher schenkt, aber es ist doch selbstverständlich, dass sie zur Familie dazu gehört.

Noch dazu kann man sich von Familienmitgliedern nicht trennen. Ehen können zwar zerbrechen und auseinander gehen, Geschwister und Eltern können den Kontakt zueinander abbrechen, aber eine Verbindung bleibt doch bestehen. So passiert es wohl nicht allzu häufig, dass man sich vollständig aus den Augen verliert, was bei Freundschaften schon eher der Fall sein kann.

Fest der Liebe

Und so zeigt sich an Weihnachten, dem Fest der Liebe, dass die Liebe und Verbundenheit unter Familienmitgliedern etwas Besonderes ist. Das bedeutet nicht unbedingt, dass alles auch friedlich und ohne Konflikte ist. Schließlich ist man nun mal in diese Familie hineingeboren worden, man hat sie sich nicht ausgesucht.

Aber schon ein Blick auf die Heilige Familie macht deutlich, dass es darum auch nicht immer geht. Ein Beispiel dafür sind die Ereignisse bei der Hochzeit zu Kana. Maria, die Mutter, bemerkt, dass der Wein zur Neige geht und spricht ihren Sohn Jesus darauf an. Der reagiert ziemlich unwirsch darauf, handelt dann aber doch. Ähnlich ist seine Reaktion im Tempel, nachdem seine Eltern ihn verzweifelt gesucht hatten. Wenn es also sogar zwischen Jesus und seinen Eltern knirscht, ist es ja nur natürlich, dass es auch in anderen Familien nicht immer nur schön ist.

Familiäre Verbundenheit nicht nur an den Weihnachtstagen

Vielleicht kann diese Erkenntnis die nötige Gelassenheit schenken, wenn während der Feiertage nicht alles rund läuft und Streit aufzukommen droht. Der kommt in den besten Familien vor und bedeutet nicht das Ende des Zusammenhalts. Um den zu stärken, könnte man die Feiertage - oder auch schon den Advent - dazu nutzen, um gemeinsam zu überlegen, was der familiären Verbundenheit nicht nur an den Weihnachtstagen dienen könnte.

Warum kann man sich das Besondere seiner Familie nicht zunutze machen und pflegen? Zum Beispiel bei einem gemeinsamen Ausflug, einer Grillparty im Sommer oder bei lockeren Treffen im kleineren Kreis. Dann lässt es sich auch leichter über die Vorkommnisse von Weihnachten lachen. Dann kann man sich darüber freuen, dass man das eine oder andere Familienmitglied hat, mit dem man sicher nicht befreundet wäre, das aber einfach zum eigenen Leben dazu gehört.


Quelle:
KNA