Katholische Eheberaterin zu Trennung von Lilly und Boris Becker

"Die Öffentlichkeit ist gnadenlos"

Die Nachricht über die Trennung von Lilly und Boris Becker sorgte am Dienstag für Rauschen im Blätterwald. Wie ist es eigentlich um Promi-Ehen bestellt? Und was hat das für Auswirkungen auf ganz "normale" Beziehungen?

Boris Becker und seine Frau Sharlely "Lilly" nach ihrer standesamtlichen Trauung im Jahr 2009 / © Arno Balzarini (dpa)
Boris Becker und seine Frau Sharlely "Lilly" nach ihrer standesamtlichen Trauung im Jahr 2009 / © Arno Balzarini ( dpa )

KNA: Lilly und Boris Becker haben sich getrennt. Ein Zeichen dafür, dass Promi-Paare unter einem besonderen Druck stehen?

Gaby Hübner (Vorsitzende des Bundesverbandes Katholischer Ehe-, Familien- und Lebensberaterinnen und -berater): Die Öffentlichkeit ist gnadenlos. Die Paare wissen, dass sie eigentlich keinen Fehler machen dürfen. Insofern lastet auf ihnen schon ein besonderer Druck. Gleichzeitig wissen wir, dass viele Prominente aus Sport und Showgeschäft die Öffentlichkeit geradezu suchen, ihr Privatleben inszenieren, um den eigenen Narzissmus zu befriedigen.

KNA: Das wird man den Beckers zumindest nicht absprechen können...

Hübner: Dabei braucht es in jeder Partnerschaft Rückzugsräume, gerade in Zeiten der Krise. Und Krisen gibt es eben auch bei Promi-Paaren - allen glamourösen Bildern zum Trotz. Genau deswegen halte ich die Einlassungen des Anwalts der Beckers übrigens für sehr sinnvoll.

KNA: Dort hieß es mit Rücksicht auf die Privatsphäre der Familie, es werde keine weiteren Erklärungen geben.

Hübner: Genau das ist auch der Punkt, auf den wir als Ehe- und Familienberater immer wieder achten. Dass es einen geschützten Raum gibt, in dem sich die Paare - in dem Falle begleitet durch uns - austauschen. Da können die Betroffenen dann auch ihrem Ärger und ihrer Enttäuschung Luft machen. Und nach Wegen suchen, die Konflikte zu lösen. Diese Rückzugsräume dienen nicht nur dem Paar, sie schützen auch dessen Kinder.

KNA: Als katholische Ehe- und Familien- und Lebensberater werden sie ein besonderes Augenmerk auf die Rettung der Beziehung legen.

Hübner: Eine Beratung ist grundsätzlich ergebnisoffen. Die meisten Paare wünschen sich den Erhalt der Beziehung, und den meisten gelingt dies auch mit Hilfe von Paarberatung. Manchmal ist eine Trennung eine gute Lösung für das Paar. Selbst wenn es schmerzhaft ist und am Anfang der Beziehung die gegenseitige Liebe stand. In der Beratung moderieren und beraten wir auch Trennungen. Darin liegt die Chance, als Paar friedlich auseinanderzugehen und die bleibende Elternverantwortung versöhnt zu tragen.

KNA: Bei den Beckers, so schrieb Lilly in einem öffentlichen Brief an ihren Mann zu dessen 50. Geburtstag, kam zur immateriellen Liebe aber auch Materielles hinzu "wie luxuriöse Reisen im Privatjet, elegante Designermode, noble Autos, exklusive Veranstaltungen" - möglicherweise war es zuletzt für den finanziell angeschlagenen Boris schwierig, derlei Ansprüche zu befriedigen.

Hübner: Kann sein, das ist aber nur die Außensicht. Die Innensicht auf die Probleme gehört Frau und Herrn Becker. Ganz allgemein gesprochen, können finanzielle Krisen eine Partnerschaft schwer belasten, vor allem, wenn Kinder da sind und die Probleme sich regelmäßig und fortdauernd zeigen, zum Beispiel bei süchtigem Spielen, Einkaufen, Reisen etcetera. Dabei sollte man allerdings unterscheiden zwischen "Luxusproblemen", etwa einem Streit darüber, wieviel Geld für Kleidung ausgegeben wird, oder ganz existenziellen Problemen. Etwa, wie man als Familie im Monat finanziell über die Runden kommt.

KNA: Da spielen die Beckers sicher in einer anderen Liga - wie blicken denn "normale Paare" auf solche Promis?

Hübner: In der Beratung spielt das eigentlich keine große Rolle. Aber natürlich kommt es schon mal vor, dass mir jemand gegenübersitzt und sagt: "Na, da sieht man mal wieder - Geld allein macht auch nicht glücklich."

Das Interview führte Joachim Heinz.


Quelle:
KNA