Ex-Caritas-Generalsekretär zur Studie über Armutsrisiko von Familien

Kinder "im Ganzen" kein Armutsrisiko

Mit Blick auf die jüngste Studie zum Armutsrisiko von Familien warnt der Ex-Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes, Georg Cremer, vor falschen Schlüssen. "Im Ganzen Kinder als Armutsrisiko zu sehen, ist falsch", so Cremer.

Mutter mit Kind / © Patrick Pleul (dpa)
Mutter mit Kind / © Patrick Pleul ( dpa )

Das sagte Cremer der "Kölnischen Rundschau". Laut der am Mittwoch vorgelegten Studie der Bertelsmann Stiftung sind Familien mit Kindern und Alleinerziehende stärker von Armut betroffen als bisher angenommen. Mit jedem Kind steige die finanzielle Belastung an.

Armutsgefährdet seien 13 Prozent der Paare mit einem Kind, 16 Prozent der Eltern mit zwei und 18 Prozent mit drei Kindern. Die Quote liege damit drei Prozentpunkte über den bisherigen Werten. Bei Alleinerziehenden betrage die Armutsrisikoquote sogar 68 Prozent  - bislang wurden 46 Prozent angenommen. Als von Armut bedroht gilt, wer weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zur Verfügung hat.

Problemgruppen Eltern mit Niedriglöhnen und Alleinerziehende

Bei der Armutsberechnung mit pauschalen Größen nach der OECD-Methodik seien arme Familien systematisch reicher gerechnet worden und wohlhabende weniger reich, kritisieren die Forscher. Dagegen betrachten die Wissenschaftler der Ruhr-Universität Bochum den Angaben zufolge auch die unterschiedliche Einkommenssituation und die Größe der Familien. Für ärmere Familien sei die Belastung durch Kinder im Verhältnis größer als für wohlhabende, hieß es.

Cremer sagte: "Durch die Neuberechnung werden Familien nicht ärmer. Die Problemgruppen bleiben dieselben: Eltern mit Niedriglöhnen und Alleinerziehende."


Der Ex-Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes: Georg Cremer / © Markus Nowak (KNA)
Der Ex-Generalsekretär des Deutschen Caritasverbandes: Georg Cremer / © Markus Nowak ( KNA )
Quelle:
KNA